Durch Himmel und Hoelle
verächtlich. Sie keuchte vor Schmerz, als sich seine harten Finger warnend in ihre weichen Schultern bohrten.
»Gut, mich kann auch keiner zum Heiraten zwingen! Ihr, My- lord, seid nicht der einzige, den man nicht erpressen kann, etwas zu tun, was ihm zuwider ist.«
»Aha, eine Ehe mit mir wäre Euch also zuwider?«
»Ja, aber da eine Ehe zwischen uns sowieso nicht in Frage kommt, ist es unwichtig, was ich denke.«
»Hmmmm«, erwiderte er. »Es muß doch irgend jemanden geben, der um Euer Wohlergehen besorgt ist?«
»Nein, Lord Trevegne, es gibt niemanden, der sich darum sche- ren würde, wenn man mich aus der Themse fischte. Es wäre nur ein Ärgernis, weil man meine sterblichen Überreste abholen müßte«, entgegnete Elysia verbittert. »Ihr spracht davon, daß man mich als Werkzeug benutzt hat, ich kann Euch nur sagen, dies ist nicht das erste Mal, daß mir so etwas widerfahren ist. Meine Tante wollte mich aus Rache an einen fetten, lüsternen alten Squire gegen meinen Willen verheiraten, weil sie einen alten Groll gegen meine Eltern hegte.«
»Diese Tante, sie wäre doch sicher entsetzt, wenn sie von der Sa- che hören würde?« fragte er neugierig.
»Meine Tante wäre überglücklich, wenn sie von meiner schlim- men Lage erfahren würde, und außerdem haßt sie meinen Anblick.
Wenn Ihr mir erlaubt, werde ich jetzt aufstehen und das Zimmer verlassen und Euer Leben nicht weiter komplizieren, Mylord«, er- klärte Elysia und versuchte, ihn wegzuschieben. Aber er widerstand ihren Anstrengungen und beobachtete sie amüsiert.
»Es tut mir sehr leid, aber ich kann nicht erlauben, daß Ihr Euch entfernt«, sagte er, »mein Entschluß steht fest.«
Elysia sah ihn aus großen Augen an. »Ihr könnt mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten!« rief sie ängstlich. Sie fürchtete, er könnte mit dem fortfahren, was von Sir Jason und seinem Freund gerade rechtzeitig unterbrochen worden war.
»Wollt Ihr mich reizen, Miss Demarice?« fragte Lord Trevegne bedrohlich und preßte seine harten Finger in ihre Schultern.
»Ihr wißt ganz genau, daß ich nicht halb so stark bin wie Ihr; es wäre sehr dumm von mir, es zu versuchen. Aber ich sehe keinen Grund, warum Ihr mich hier behalten solltet. Das Unglück ist pas- siert, und Ihr als Gentleman würdet...« Elysia hielt verlegen inne und bemühte sich, ihre Worte sorgfältig zu wählen.
»Ich werde nicht weiter versuchen, Euch zu verführen, wenn es auch fraglos sehr erfreulich war - falls es das ist, was Ihr mir klarma- chen wolltet.« Ihre Verlegenheit amüsierte ihn, und er grinste. »Seid Ihr von zu Hause weggelaufen, Elysia?« fragte er und schüttelte sie ein wenig, als er den rebellischen Ausdruck in ihrem Gesicht sah. Er zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Seid Ihr deswegen ohne Zofe und Anstandsdame und mit leichtem Gepäck unterwegs?«
»Ja, das bin ich«, gestand Elysia ehrlich, aber widerwillig, »es war mir nicht länger möglich, bei meiner Tante zu bleiben. Ich mußte einfach weg. Sie ist wahnsinnig, glaube ich«, flüsterte Elysia und hatte dabei die verzerrten Gesichtszüge ihrer Tante vor Augen.
»Dann habt Ihr kein Zuhause - keinen Zufluchtsort?«
»Nein, ich habe kein Zuhause, aber ich will nach London.«
»Was wollt Ihr denn in London machen? Euch eine Stellung su- chen?« fragte er zweifelnd.
»Ja, als Gouvernante oder Gesellschafterin.«
»Das werdet Ihr nicht, wenn ich Euch das so sagen darf«, erwi- derte Lord Trevegne ohne Umschweife. »Ihr werdet mich heira- ten.«
Elysia verschlug es den Atem. Sie sah ihn an, als wäre er verrückt geworden. »Aber das ist unmöglich!« rief sie. »Ihr habt mir doch gerade gesagt, daß Euch niemand zu einer Heirat zwingen kann, und ich will Euch sowieso nicht heiraten.«
»Keiner zwingt mich zu heiraten«, entgegnete Lord Trevegne mit samtweicher Stimme. »Ich habe daran gedacht, mir eine Frau anzu- schaffen, Ihr seid gerade da und zu haben. Ich nehme nur eine gün- stige Gelegenheit wahr. Ihr habt verschiedene Vorzüge, einer da- von, und wahrscheinlich ist es der beste, ist Euer Mangel an Ver- wandten. Es wäre mir unerträglich, von einer herrschsüchtigen Schwiegermutter herumkommandiert zu werden. Außerdem macht Ihr den Eindruck, als könntet Ihr mir einige gesunde Söhne schenken«, lachte er, als er Elysias zorniges Gesicht sah, »und Ihr seid eine verdammt schöne Frau.« Er küßte sie höchst amüsiert auf die Nase.
»Ich werde Euch nicht heiraten!« erwiderte Elysia zornig.
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