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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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an den Schrank voller farbiger Satin- und Samt- kleider zu denken, die sie einst getragen hatte; die passenden Schuhe, die vorwitzig unter den Rocksäumen hervorlugten. Elysia drehte sich weg, die schweren Holzschuhe an ihren Füßen kratzten laut über den Boden; praktische Schuhe, die einem auf regennassen Feldern und lehmigen Wegen gute Dienste leisteten, weil sie die Nässe abhielten, wie es die dünnbesohlten Satin- und Lederschüh- chen nie gekonnt hätten.
    Elysia zitterte in ihrem feuchten Kleid, das auf ihrer ausgekühlten Haut klebte. Sie fing gerade an, ihr Mieder aufzuknöpfen, als es an der Tür klopfte. Sie beobachtete, ohne etwas zu sagen, wie jemand versuchte, den Türknopf zu drehen, aber das Schloß, das sie an der Tür angebracht hatte, hielt dem ungebetenen Besucher stand. Es klopfte wieder, aber diesmal etwas ungeduldiger.
    »Antwortet doch. Ich weiß, daß Ihr da drin seid. Ich habe eine Botschaft für Euch von der Herrin.«
    Elysia öffnete zögernd die Tür, sie fürchtete sich vor der Ausein- andersetzung mit dem stämmigen Lakai, der frech und mit einem unverschämten Grinsen vor ihr stand.
    »Na, das ist schon besser«, sagte er, während seine Augen ihre ro- ten Wangen und das zerzauste Haar musterten.
    »Was habt Ihr für eine Botschaft?« fragte Elysia kühl.
    »Ihr seid aber nicht gerade freundlich. Ihr wißt doch, daß ich alles ein wenig leichter machen könnte für Euch, wenn Ihr nur ein wenig netter zu mir wärt.« Er streckte seine große schwielige Hand mit dreckigen abgebrochenen Fingernägeln aus, um einen Knopf zu be- rühren, den Elysia in ihrer Eile vergessen hatte zu schließen.
    Sie schlug ihm auf die Finger und blitzte ihn warnend an. »Wag es ja nicht, mich anzufassen!«

Er lachte nur, aber seine Augen waren kalt und tödlich wie die ei- ner Schlange, die ihr Opfer beobachtet, bevor sie zustößt.
    »Die feine Dame, wie? Ich hab' geglaubt, das hätten sie Euch schon abgewöhnt - aber nein, Ihr seid Euch wohl immer noch zu gut für so einen wie mich? Na, wir werden schon sehen, meine Feine.« Er grinste Elysia ins Gesicht. »Ich krieg' Euch schon noch, meine Schöne, Ihr könnt alle Mägde fragen, ob ich sie nicht gut be- handle - richtig gut.«
    Er schnippte verächtlich mit einem Finger gegen das Schloß. »Und glaubt ja nicht, daß das Stückchen Metall mich abhalten wird.«
    »Auspeitschen sollte man dich, und wenn du weiterhin so unver- schämt bist, werde ich...«
    »Was werdet Ihr?« fragte er bedrohlich. »Zur Tante rennen? Ha, da lach' ich doch! Warum seid Ihr denn hier oben und arbeitet här- ter als jede Küchenmagd? Nein, mich schreckt Ihr nicht mit der Herrin.« Er lachte triumphierend, wohl wissend, daß Elysia dies nicht leugnen konnte.
    »Nein, sie würde sich wohl nicht einmischen«, stimmte Elysia leise zu, »aber ich werde dir deinen dicken Schädel durchlöchern, wenn du es wagst, Hand an mich zu legen.« Elysias Augen wurden ganz schmal, sie lächelte ein wenig, als sie leise fortfuhr: »Ich bin eine hervorragende Schützin - offengestanden, ich treffe immer, wenn ich auf so ein Ungeziefer wie dich ziele.«
    Sie machte keine leeren Versprechungen, sie hatte nämlich die Pi- stole ihres Vaters unter der Matratze versteckt. Eigentlich wollte sie sie als Andenken bewahren, aber sie könnte auch einem anderen Zweck dienen.
    Der Lakai hörte auf zu grinsen und sah das junge Mädchen, das drohend vor ihm stand, mit ganz anderen Augen an.
    »Ihr bringt das tatsächlich fertig. Man erzählt sich, daß die feinen Leute oft seltsame Sachen machen. Warum wollt Ihr mich erschie-

ßen, wenn ich mit Euch nur ein bißchen Spaß haben will?« winselte er beschwichtigend, musterte sie aber immer noch mit einem hinter- listigen, berechnenden Blick.
    »Was für eine Nachricht schickt meine Tante?« fragte Elysia wie- der etwas selbstsicherer.
    »Ihr sollt runter in den Salon kommen«, erwiderte er bockig. Dann stapfte er zornig die hölzernen Stufen hinunter.
    Elysia ging hinter ihm her und überlegte, was ihre Tante wohl diesmal von ihr wollte - sich beschweren, daß die Böden nicht sau- ber genug geschrubbt waren oder daß die Fenster wieder geputzt werden mußten. Oder sollte sie die Bettwäsche lüften? Es war im- mer eine Kleinigkeit, die Elysia übersehen hatte, die aber den kriti- schen Augen ihrer Tante nicht entgangen war.
    Sie schritt durch die Eingangshalle, in der es immer düster war, weil die dunkle Täfelung alles Licht, das durch die zwei schmalen

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