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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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umziehen. Ich muß ja eine Beleidigung fürs Auge sein, so über und über mit Schlamm bespritzt.« Er verließ eilig das Zimmer. Er konnte es gar nicht erwarten, sich umzuziehen und etwas auszuruhen und dann sofort Lord Trevegnes neue Art, die Krawatte zu falten, nachzuah- men.
    Elysia zögerte unentschlossen. Es war das erste Mal seit heute nacht, daß sie mit ihrem Mann allein war. Sie beschloß, einen würdi- gen Abgang zu inszenieren und strebte zur Tür.
    »Mylady«, sagte er leise und ging auf sie zu.
    Elysia drehte sich zu ihm. »Ja, Mylord«, erwiderte sie schüch- tern.
    »Ich hätte gern einen Gutenmorgenkuß«, sagte Alex, nahm Ely- sia in die Arme und küßte ihren zitternden Mund. Sein Kuß wurde intensiver, und die Feuer ihrer Leidenschaft loderten sofort wieder auf. Sie erwiderte seine Zärtlichkeit. »Siehst du, du hättest keine Angst vor mir zu haben brauchen. Ich bin gar nicht der Unhold, für den du mich hältst, Mylady.« Er lächelte in ihre grünen Augen.
    »Nein, Mylord, das seid Ihr wohl nicht«, stimmte Elysia zu und gab sich seinen gierigen Küssen hin, bis ein Klopfen an der Tür und ein Diener, der verkündete, daß das Essen serviert wäre, den Zauber zerstörte.

»Mich gelüstet nicht nach dem zarten Fleisch eines Fasans, My- lady«, gestand Alex leise, als sie zusammen zur Tür gingen. Was er damit meinte, war deutlich in seinen leidenschaftlich glühenden goldenen Augen zu lesen.

In Xanadu schuf Kubla Khan
    Den Freuden-Dom auf Eis und Schnee Wo Alph das heilige Wasser rann
    Durch Höhlen, die kein Mensch ersann, Zur sonnenlosen See.
    Coleridge
    10. K APITEL
    Die Kutsche, in der Elysia, Lord Trevegne und Charles Lackton sa- ßen, rollte die baumbestandene Einfahrt zur Residenz von Squire Blackmore entlang. Blackmore Hall stand prunkvoll und prächtig am Ende der kiesbestreuten Straße. Das Haus war eine wilde Mi- schung aller nur erdenklichen architektonischen Stilrichtungen. Gotische Türme dräuten über chinesisch anmutenden Kuppeltür- men, die dem Prince of Wales' Pavillon in Brighton nachempfunden waren, und kämpften mit indischen Fassaden und griechischen Säu- len um die Vorherrschaft. Die ganze Pracht war von scheinbar Tau- senden von Fackeln erleuchtet, so daß der Eingang aussah, als stünde er im grellen Sonnenlicht.
    Elysia entfuhr ein erstickter Schrei angesichts dieses Prunks.
    »Ja, es ist überwältigend«, stimmte Alex trocken zu. »Eigentlich eine Tragödie - bei Tag sieht es noch schlimmer aus. Das originale Gebäude war ein kleines Herrenhaus, das der Squire Vorjahren ge- kauft und dann ausgebaut hat. Wie du siehst, spielte Geld keine Rolle - und Geschmack auch nicht. Aber warte, der coup de grace kommt noch, Mylady.«
    Charles Lackton verrenkte sich den Hals, als er aus dem Fenster spähte. Er drehte sich mit offenem Mund zu ihnen um. »Das ist ja

unglaublich! Das ist phantastisch. Ich habe den Palast des Prinzen in Brighton gesehen, aber das, das ist ja, als ob man in China wäre!« rief Charles aufgeregt.
    Alex warf Elysia einen verzweifelten Blick zu. »Der Herr möge uns vor dem Ungestüm der Jugend bewahren und nicht noch mehr von diesen. . . « Er verstummte. Anscheinend fand er kein passendes Wort für Blackmore Hall, » . . . Schandflecken auf Englands heiligem Boden entstehen lassen.«
    Elysia lachte verständnisvoll. »Es sollte wirklich gesetzlich ver- boten werden, Mylord, und teuer bestraft. Ihr werdet es doch hof- fentlich im House of Lords erwähnen, wenn Ihr das nächste Mal an- wesend seid?« fragte Elysia mit unschuldiger Miene, aber der Schalk blitzte in ihren Augen.
    »Ihr könnt Euch darauf verlassen, Mylady, denn wie kann ich, ein Fürst des Reiches, dulden, daß so ein Ding vor meiner eigenen Nase existiert?« spottete er. Charles schaute die beiden verwirrt an. Er hatte gar nichts begriffen.
    Die Kutsche hielt an, und die Lakaien des Squire stürzten sich wie ein Schwärm Bienen auf sie und eskortierten sie in die Halle, aus der lautes Getöse dröhnte. In der Mitte thronte ein überschwenglich ge- schmückter blubbernder Brunnen mit wasserspeienden Delphinen und Seejungfrauen, die graziös um den Beckenrand lagerten, mit lauschigen Steinbänken in Muschel- oder Seerosenform. Der ganze Brunnen war anscheinend vergoldet, und Elysia sah, wie Alex grin- send ihre Reaktion beobachtete.
    »Eine ziemliche tour de force, Mylord«, sagte sie.
    »Ziemlich, Mylady. Soll ich Euch einen bauen?« fragte der Mar- quis mit unschuldiger Miene und

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