Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
schon alles gemacht. Ich muß es ja wissen - es hat reichlich weh getan«, beklagte er sich.
    »Ich werde nicht dulden, daß einer meiner Schützlinge nicht an- ständig versorgt ist. Diese Londoner Ärzte haben doch keinen Fun- ken Verstand. Nur ruhig, Dany wird sich um alles kümmern, und wir werden schon sehen, was das beste für Euch ist«, erwiderte sie brüsk, strich einen übelriechenden Brei auf die Wunde und legte dann einen sauberen Verband an.
    »Du solltest wirklich wissen, daß es keinen Sinn hat, mit Dany zu streiten, Peter.« Alex lachte und rümpfte die Nase, als er ihre haus- gemachte Salbe roch. »Erinnere mich dran, daß ich dir nicht zu nahe komme, wenn ich dich das nächste Mal besuche«, sagte er und schüttelte sich.
    »Und wie, glaubst du, fühle ich mich, mit diesem widerlichen Zeug auf der Schulter?« fragte Peter indigniert.
    »So, jetzt legt Euch schön hin, und ich bringe Euch eine kräftige Suppe«, versprach Dany. Seine Frage nach einem großen Schluck Brandy ignorierte sie einfach, schüttelte geschäftig die Kissen auf, strich die Laken zurecht und ermahnte ihn, brav zu sein, während sie die Brühe zubereitete.
    Nachdem sie gegangen war, setzte sich Alex auf einen kleinen Stuhl und sah seinem Bruder streng in die Augen. »Tut teuflisch weh, was?« erkundigte er sich mit zornigem Unterton. Der Zustand

seines Bruders hatte ihn ziemlich erschreckt. »Wenn du keine Lust hast zu reden, gehe ich, aber mich würde schon interessieren, was, zum Teufel, dir passiert ist. Das ist doch eine Schußwunde, wenn ich mich nicht irre.«
    »Bitte geh nicht, ich muß mit dir reden, Alex.« Peter zögerte, und dann gestand er verzweifelt: »Ich habe einen Mann getötet!«
    »Ach wirklich?« fragte Alex ungerührt. Er ließ sich nichts von seiner Überraschung anmerken und fuhr beiläufig fort: »Ich bin si- cher, du hattest einen Grund dafür.«
    »O ja, ich bin kein Mörder! Es war eine Ehrensache, Alex, aber...« Er sah seinen Bruder mit gequältem Blick an. »Ich bin nicht stolz darauf. Ich hab' immer davon geträumt, unsere Ehre und un- seren Namen in einem Duell zu verteidigen, aber jetzt, nachdem ich einen Menschen getötet habe, widert mich das alles nur an.« Er ließ niedergeschlagen den Kopf hängen.
    Alex beugte sich vor und hob Peters Kinn an, damit er ihm direkt in die Augen schauen konnte.
    »Jetzt hör mal zu, Peter. Kein Gentleman freut sich darüber, daß er einen anderen getötet hat - gleichgültig wie groß die Beleidigung oder das Verbrechen war. Es wäre unnatürlich, wenn du dich dar- über freuen würdest, daß du ein menschliches Wesen getötet hast. Wärst du nicht der Sieger gewesen - dann hätte dich der andere Mann erschossen. Einer muß verlieren, und in einer Situation wie dieser - wenn es für dich keine andere Möglichkeit gibt -, kämpfst du, um zu gewinnen und zu überleben, Peter«, sagte Alex streng. »Kämpfe immer, um zu gewinnen.«
    »Du hast wahrscheinlich recht, Alex, aber ich hätte nie gedacht, daß ich mich so furchtbar dabei fühle - wie eine Frau. Am liebsten würde ich heulen«, gab er betreten zu. »Du warst doch immer so stark und siegesbewußt nach deinen Duellen. Du hast es nie bereut oder bedauert. Deshalb dachte ich, meine Gefühle wären falsch und die eines Feiglings.«

»Nein, Peter. Du hast das Herz eines ehrlichen und mitfühlenden Mannes, und das sind großartige Gefühle.« Er schaute seinen Bru- der neugierig an. »Hast du wirklich geglaubt, ich hätte nie Reue empfunden, wenn ich einen Mann besiegt habe? Ich empfinde sie, Peter, und glaube mir, auch mich belastet so etwas. Ich bin es ge- wohnt, meine Gedanken und Gefühle zu verbergen, um der Welt ein unbekümmertes Gesicht zu zeigen. Aber tief drinnen tut es weh - es reißt mich manchmal in Stücke.
    Gelegentlich muß man feststellen, daß man in gesellschaftlichen Konventionen gefangen ist und daß es keine andere Möglichkeit gibt, um eine Sache zu regeln. Es wird immer andere geben, die dich zu etwas zwingen, und bei solchen Gelegenheiten ist es notwendig, daß du deinen Namen und deine Ehre durch ein Duell verteidigst. Bedauerlich, ja - aber notwendig, fürchte ich. Ich möchte dich nur davor warnen, dein Leben von solchen Handlungen regieren zu las- sen. Sei Herr deines Schicksals, nicht das Opfer.«
    »Da fällt mir wirklich ein Stein vom Herzen«, sagte Peter erleich- tert. »Trotzdem hab' ich ein Wörtchen mit dir zu reden. Du hast mich zum Gespött von London gemacht, Alex! Ich

Weitere Kostenlose Bücher