Durch Himmel und Hoelle
die Tasche zu stecken.«
»Wer ist der Spion?«
»Glücklicherweise hat der Ex-Unterstaatssekretär ein volles Ge- ständnis abgelegt. Seltsam, wie wenig Mut diese Spione haben, wenn sie einem Feind aus Fleisch und Blut gegenüberstehen. Sie ar- beiten am liebsten im Dunklen, wenn sie sich wie räudige Hunde davonschleichen können«, spottete er verächtlich. »Man hat uns in- formiert, daß die Information an einen Franzosen weitergeleitet wurde, der sich als Emigrant ausgibt und augenblicklich Gast in un- serem Land ist. In Wirklichkeit ist er einer der Topagenten Napo- leons. Sein Name ist d'Aubergere, er behauptet, ein Comte zu sein, um Zugang zur Gesellschaft zu haben. Er ist momentan Gast des guten Squire«, sagte er mit einem bedeutungsvollen Blick. »Ihr wißt doch, was das heißt?«
»Ja, er wird zweifelsohne einen Freund von der anderen Seite des Kanals erwarten, damit er die Information weitergeben und neue Instruktionen erhalten kann. Oder er wird die Information Napo- leon persönlich überbringen, um die volle Anerkennung für seinen Wagemut auszukosten.« David schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. »Und, worauf warten wir? Gehen wir rein und verhaften ihn.«
»Das können wir unglücklicherweise nicht tun. Glaubt mir, ich würde es nur allzugern hinter mich bringen. Doch ich bezweifle, daß er das Beweismaterial bei sich hat - es ist sicher gut versteckt. Und wir haben keinen Beweis, außer dem Geständnis des veräng- stigten Verräters. Selbst wenn wir d'Aubergere verhaften würden, wären diese Dokumente noch in Blackmore Hall. Könntet Ihr Euch vorstellen, daß der Squire das nicht ausnutzen würde? Man würde einfach einen anderen Spion kommen lassen, dem man sie übergibt - zu einem astronomischen Preis, wie ich mir vorstellen könnte. Ich bin mir sicher, daß der Squire den Wert dessen, was er in Händen hat, sehr wohl kennt.«
Der Commander starrte nachdenklich in die flackernde Laterne, und David ließ betrübt den Kopf hängen.
»Nein, wir müssen sehr vorsichtig sein. Sie wissen noch nicht, daß die Hunde die Witterung des Fuchses aufgenommen haben«, murmelte der ältere Mann mit funkelnden Augen. »Sie fühlen sich sicher hinter ihrer Fassade der Täuschung. Sie haben nichts zu fürchten, und sie würden es nicht riskieren, jetzt irgendwelche Spe- kulationen in Gang zu setzen, indem sie unüberlegt oder riskant handeln. Sie werden auf Nummer Sicher gehen. Der Comte wird entweder auf einen Kontaktmann warten oder selbst mit der Infor- mation nach Frankreich reisen. Ich vermute, daß er letzteres vorhat. Ehrgeiz hat schon manchen Mann den Kopf gekostet, und dieser Franzose ist keine Ausnahme. Ich fürchte jedoch, daß sie bei etwas so Wichtigem ein französisches Kriegsschiff schicken, um ihn abzu- holen. Sie würden nicht riskieren, daß er von der Küstenwache auf- gebracht wird. Also müssen wir abwarten, genau wie d'Aubergere. Und unter keinen Umständen darf d'Aubergere Gelegenheit haben, die Papiere weiterzugeben. Wir werden ihm genug Spielraum las- sen, daß er aus der Versenkung kommt, und dann wird er sich selbst an den Galgen liefern, wenn wir ihn zusammen mit Blackmore und seinen Schmugglern auf frischer Tat ertappen. Obwohl ich mir si-
eher bin, daß der Squire jeden Eid schwören wird, daß er keine Ahnung von den heimlichen Aktivitäten d'Aubergeres hatte. Er wird behaupten, er wäre schändlich hintergangen worden, aber am Ende werden wir ihn überführen«, verkündete der Commander mit drohender Stimme. »Es wird schwierig sein, zu erklären, wieso eine Ladung ausgerechnet in seinem Sommerhaus versteckt ist. Dank Euch wissen wir von diesem Schmuggelunternehmen. Schlicht und einfach Glück, daß Ihr den Hinweis in Frankreich entdeckt habt. Jetzt ist es noch ein größeres Glück, daß wir über Blackmore Bescheid wissen. Ich glaube, wir werden diesen Ring bald sprengen.«
»Die Dorfbewohner sind gegen ihren Willen daran beteiligt, müßt Ihr wissen«, erklärte David. »Sie kriegen nicht einmal einen anständigen Lohn. Dieser Schurke Blackmore hat sie gezwungen, für ihn zu arbeiten, ansonsten würden sie verhungern. Es ist wirk- lich eine Schande, daß ein Mann wie Blackmore so mächtig werden konnte. Und da gibt es tatsächlich einen stinkreichen Marquis, der nur ein paar Meilen westlich von hier wohnt, und er rührt keinen Finger, um dem Dorf zu helfen, für das er die Verantwortung trägt. Es würde mich nicht einmal überraschen, wenn er selbst an der Sa-
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