Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
hatte nichts mit Geld zu tun. Da mochte mich jemand ganz offensichtlich wirklich nicht.
Plötzlich erinnerte ich mich an den Volvo. War diese Episode eine Drohung gewesen? Und war dieser Einbruch eine zweite? Ich kämpfte gegen den Impuls an, zu Ryans Zimmer zu laufen.
Mir fiel ein, dass die Tür nicht abschließbar war. Ich überlegte, ob ich Boyd zu mir holen sollte. Wer wäre dann bedroht?
Als ich eine Stunde später im Bett lag und mein Verstand wieder einigermaßen logisch arbeitete, dachte ich darüber nach, warum ich auf diese Verletzung meiner Privatsphäre so heftig reagiert hatte. War es Wut oder Angst gewesen, was mich so aufgebracht hatte? Auf wen sollte ich wütend sein? Was sollte ich fürchten?
Der Schlaf kam lange nicht.
14
Als ich am nächsten Morgen nach unten kam, befragte Ryan Ruby wegen des Einbruchs in meinem Zimmer. Byron McMahon saß ihm gegenüber und schenkte seine Aufmerksamkeit abwechselnd der Befragung und einem Trio Spiegeleier.
Ruby hatte nur einen Kommentar.
»Die Diener des Satans sind unter uns.«
Ich ärgerte mich über ihre Nonchalance gegenüber dem Durchwühlen meiner persönlichen Habe.
»Wurde etwas gestohlen?«, fragte McMahon. Gut. Das FBI beschäftigte sich mit meinem Fall.
»Ich glaube nicht.«
»Haben Sie jemand geärgert?«
»Ich fürchte, mein Hund hat es. Hunde bellen.« Ich erzählte, was Annie und Sandy passiert war.
Ryan sah mich verwundert an, sagte aber nichts.
»Das hier ist nicht gerade Los Alamos. Hier kann jeder aus und ein gehen.« McMahon spießte sich Bratkartoffeln auf die Gabel. »Was haben Sie denn sonst noch in den letzten Tagen getrieben? Ich habe Sie schon eine Weile nicht gesehen.«
Ich erzählte ihm von dem Fuß und dem Haus mit dem ummauerten Hof und endete mit dem VFS-Profil, das ich tags zuvor bekommen hatte. Von meinem augenblicklichen Status bei den Ermittlungen erzählte ich ihm nichts, das sollte er schon selber herausfinden. Während ich berichtete, löste sein Grinsen sich langsam auf.
»Crowe will einen Durchsuchungsbefehl?«, fragte er, ganz cooler Bulle.
Ich wollte eben antworten, als mein Handy die Ouvertüre von Wilhelm Tell spielte. Die Männer sahen sich an, als ich den Knopf drückte.
Der Anruf kam von Laslo Sparkes in Oak Ridge. Ich hörte ihm zu, dankte ihm und schaltete aus.
»Hat Rossini angerufen?«, fragte Ryan.
»Ich habe die Signaltonvarianten ausprobiert und vergessen, es wieder umzustellen.« Ich stach mein Ei an, und Dotter spritzte auf den Tisch. »Dass du ein Opernfan bist, hätte ich mir nicht gedacht.«
»Ganz schön schlagfertig.« McMahon nahm sich eine Scheibe Toast.
»Es war der Anthropologe aus Oak Ridge.«
»Lass mich raten. Er hat die Suppe analysiert, und die vermisste Leiche ist Fidel Castro.«
Sollte das witzig sein? Ich ignorierte ihn und richtete meine Antwort direkt an McMahon.
»Er hat etwas gefunden, als er die restliche Erde filterte.«
»Und was?«
»Hat er nicht gesagt. Nur, dass es eventuell hilfreich sein könnte. Er will in Bryson City vorbeischauen, wenn er gegen Ende der Woche nach Asheville fährt.«
Ruby kam herein, räumte die Teller ab, ging wieder.
»Und du gehst jetzt ins Gerichtsgebäude?« Ryan.
»Ja.« Angespannt.
»Klingt nach Detektivarbeit.«
»Irgendjemand muss es ja tun.«
»Es kann nicht schaden, wenn man weiß, wem das Anwesen gehört.« McMahon trank seine Tasse aus. »Nach der Morgenbesprechung muss ich nach Charlotte, um irgendein Arschloch zu befragen, das behauptet, er hätte Informationen über eine Miliz hier in Swain. Ansonsten würde ich mitkommen.«
Er zog eine Karte aus seiner Brieftasche und schob sie mir hin.
»Wenn die Leute im Gerichtsgebäude unkooperativ sind, schwenken Sie die da. Manchmal kann das Kürzel Wunder wirken.«
»Danke.« Ich steckte die Karte ein.
McMahon entschuldigte sich und ließ mich mit Ryan und drei leeren Tassen allein.
»Was meinst du, wer dein Zimmer durchwühlt hat?«
»Ich weiß es nicht.«
»Warum?«
»Vielleicht hatten sie es auf mein Duschgel abgesehen.«
»Ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wie wär’s, wenn ich mich ein bisschen umhöre, ein paar Fragen stelle?«
»Du weißt doch, dass das nichts bringt. Solche Sachen werden nie gelöst.«
»Ich würde die Leute wissen lassen, dass jemand neugierig ist.«
»Ich rede mit Crowe.«
Als ich aufstand, fasste er mich am Arm.
»Willst du Unterstützung im Gerichtsgebäude?«
»Für den Fall, dass der Archivar mich mit
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