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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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akzeptiere diese Prämisse, was ich nicht unbedingt tue, wie kam Wahnetahs Fuß dann zur Absturzstelle?«
    »Wenn Boyd die Verwesung roch, dann konnten das auch die Kojoten. Wahrscheinlich haben sie den Fuß unter der Mauer herausgezerrt. Wo das Fundament zerbröckelt ist, ist Platz.«
    »Und den Rest haben sie dort gelassen?«
    »Wahrscheinlich konnten sie nicht mehr abreißen.«
    »Und wie kam Wahnetah in diesen ummauerten Hof?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Und wie starb er?«
    »Das herauszufinden ist Arbeit des Sheriffs. Ich kümmere mich nur um die wissenschaftlichen Aspekte.«
    Irgendwo auf dem Gang säuselte Hank Williams den Long-Gone Lonesome Blues. Statisches Rauschen ließ den Song klingen, als käme er aus einer anderen Ära.
    »Reicht das jetzt für einen Durchsuchungsbefehl?«, fragte ich.
    Der Sheriff studierte das Papier noch einmal eine volle Minute lang. Schließlich hob sie den Kopf und schaute mir mit ihren wunderbaren Augen direkt in die meinen. Dann griff sie zum Telefon.
     
    Als ich das Büro des Sheriffs wieder verließ, regnete es leicht. Scheinwerfer, Ampeln und Neonschilder glitzerten und schimmerten in der frühen Abenddämmerung. Die Luft roch schwer nach Stinktier.
    Hinter dem High Ridge House lag Boyd, die Schnauze auf den Pfoten, in seiner Hundehütte und starrte die Regentropfen an. Er hob den Kopf, als ich ihn rief, und sah mich an, als wollte er sagen, ich solle etwas dagegen tun. Als er merkte, dass ich keine Anstalten machte, seufzte er laut und ließ den Kopf wieder sinken. Ich füllte seine Schüssel und ließ ihn weiter über seine feuchte Welt meditieren.
    Im Haus war es still. Zum langsamen Tick-Tick-Tick von Rubys Wanduhr stieg ich die Treppe hoch. Aus keinem der Zimmer kam ein Laut.
    Als ich an meinem Ende des Gangs um die Ecke bog, sah ich zu meiner Überraschung, dass die Tür zum Magnolia einen Spaltbreit offen stand. Ich schob sie ganz auf. Und erstarrte.
    Alle Schubladen in meinem Zimmer waren durchwühlt, das Bett abgezogen. Meine Aktentasche war ausgeleert worden, Papiere und Schnellhefter lagen auf dem Boden verstreut.
    In meinem Kopf dröhnte nur ein einziges Wort.
    Nein. Nein. Nein.
    Ich warf meine Handtasche aufs Bett, lief zum Kleiderschrank und riss die Tür auf.
    Mein Laptop stand noch hinten in der Ecke, genau dort, wo ich ihn hingestellt hatte. Während ich ihn herausholte und einschaltete, schossen mir Fragen durch den Kopf.
    Was war in dem Zimmer? Was war in dem Zimmer? Was war in dem Zimmer?
    Eine schnelle mentale Inventur. Autoschlüssel. Kreditkarten. Führerschein. Pass. Das alles hatte ich bei mir gehabt.
    Warum? Warum? Warum?
    Als der Computer hochgefahren war, kontrollierte ich ein paar Dateien. Es schien alles in Ordnung zu sein.
    Ich ging ins Bad und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Dann schloss ich die Augen und spielte ein Kinderspiel, von dem ich wusste, dass es mich beruhigen würde. Stumm sagte ich mir den Text des ersten Songs vor, der mir in den Sinn kam. Honkey Tonk Woman.
    Die Auszeit mit Mick und den Stones funktionierte. Etwas ruhiger kehrte ich ins Zimmer zurück und sammelte die Papiere auf.
    Ich ordnete noch immer, als es klopfte. Ich öffnete, und Andrew Ryan stand vor mir. Er hatte zwei Schokoriegel in der rechten Hand.
    Ryan ließ den Blick über das Chaos schweifen.
    »Was war denn hier los?«
    Ich sah ihn nur an, denn ich traute meiner Stimme nicht.
    »Fehlt irgendwas?«
    Ich schluckte.
    »Das Einzige von Wert war der Computer, und der ist noch da.«
    »Damit ist ziemlich ausgeschlossen, dass dich jemand beklauen wollte.«
    »Außer der Eindringling wurde gestört.«
    »Sieht aus, als hätte er das Zimmer durchwühlt, weil er etwas Bestimmtes suchte.«
    »Oder aus reiner Boshaftigkeit.«
    Warum?
    Wir aßen unsere Schokoriegel und dachten über mögliche Erklärungen nach. Keine klang überzeugend. Die beiden wahrscheinlichsten waren die, dass jemand nach Geld gesucht hatte oder dass jemand mich wissen lassen wollte, dass er oder sie mich nicht mochte.
    Als Ryan wieder gegangen war, stapelte ich die restlichen Ordner aufeinander und ging dann ins Bad, um mir eine Wanne einlaufen zu lassen. Als ich den Duschvorhang zurückzog, bekam ich den nächsten Schock.
    Rubys Keramikfigur der Orphan Annie lag mit zertrümmertem Gesicht und zerschmetterten Gliedern in der Wanne. Sandy baumelte mit einer behelfsmäßigen Henkerschlinge um den Hals am Duschkopf.
    Wieder rasten meine Gedanken, meine Hände zitterten. Diese Botschaft

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