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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Körperflüssigkeiten in die Erde sickern, wird das organische Material an die Partikel gebunden. Ich kann keine chemischen Extraktoren für das Trennen verwenden, weil sie die volatilen Fettsäuren aus dem verwesenden Körper zum Teil auflösen würden.«
    »Und so die Messung verfälschen würden.«
    »Genau.«
    Er schüttete die Erde in ein Zentrifugenröhrchen und gab Wasser hinzu.
    »Ich verwende entionisiertes Wasser in einem Verhältnis von zwei zu eins.«
    Das Röhrchen kam eine Minute lang in einen Rüttler, um die Lösung zu mischen. Dann stellte er es in eine Zentrifuge und schloss den Deckel.
    »Die Temperatur in der Zentrifuge liegt konstant bei fünf Grad. Ich zentrifugiere vierzig Minuten lang und filtere dann die Probe, um alle noch verbliebenen Mikroorganismen zu entfernen. Danach ist es einfach. Ich kontrolliere den pH-Wert, gebe Methansäure hinzu und stecke das Ding in den Gaschromatografen.«
    »Wie wär’s mit einem Schnellkurs?«
    Laslo schloss die Vorbereitungen ab, deutete dann zu einem Tisch, und wir setzten uns.
    »Okay. Wie Sie wissen, sehe ich mir die Produkte des Muskel- und Fettzerfalls, die so genannten volatilen Fettsäuren, an. Sind Sie vertraut mit den vier Stadien der Verwesung?«
    Anthropologen und Todesermittler unterscheiden bei Leichen vier Stadien: frisch, gebläht, verwest und skelettiert.
    Ich nickte.
    »Bei einer frischen Leiche ist kaum eine Veränderung der VFS festzustellen. Im zweiten Stadium bläht sich der Körper wegen der anaerobischen Fermentation, die vorwiegend im Darm stattfindet, auf. Dies verursacht Hautrisse und das Austreten von Fermentationsnebenprodukten, die reich sind an Buttersäure.«
    »Buttersäure?«
    »Die volatilen Fettsäuren umfassen einundvierzig verschiedene organische Verbindungen, zu denen auch die Buttersäure gehört. Buttersäure, Methansäure, Essigsäure, Propionsäure, Valeriansäure, Kapronsäure und Heptan sind in der Erdlösung feststellbar, weil sie wasserlöslich sind. Zwei davon, die Methansäure und die Essigsäure, kommen in der Natur zu häufig vor, um uns von Nutzen zu sein.«
    »Methansäure ist diejenige, die bei Ameisenbissen die Schmerzen verursacht, nicht?«
    »Genau. Kapronsäure und Heptan werden in relevanten Mengen nur in den kälteren Monaten gefunden. Propion-, Butter- und Valeriansäure sind meine Lieblinge. Sie werden von einer verwesenden Leiche freigesetzt und in spezifischen Verhältnissen in der Erdlösung abgelagert.«
    Ich kam mir vor wie im Grundkurs Biochemie.
    »Da Butter- und Propionsäure von anaeroben Bakterien im Darm produziert werden, ist ihr Pegel während der Blähphase höher.«
    Ich nickte.
    »Im dritten Stadium gibt es deshalb einen starken Anstieg aller VFS-Formationen.«
    »Ja. Und am Beginn der vierten Phase ein starkes Absinken.«
    »Kein Fleisch, keine Bakterien.«
    »Die Suppenküche ist geschlossen.«
    Die Zentrifuge hinter uns summte leise.
    »Außerdem habe ich herausgefunden, dass alle Fettsäurewerte kurz nach der Madenwanderung am höchsten sind.«
    »Wenn Larven die Leiche verlassen, um sich zu verpuppen.«
    »Ja. Bis zu diesem Punkt schränkt die Anwesenheit von Insekten das Austreten von Körperflüssigkeiten in die Erde eher ein.«
    »Tritt die Verpuppung nicht nach ungefähr vierhundert AGT ein?«
    AGT bedeutet »akkumulierte Gradtage« und ergibt sich aus der Summe der durchschnittlichen Tagestemperaturen.
    »Mit einer gewissen Abweichung. Was uns aber zu einem wichtigen Punkt bringt. Die VFS-Produktion ist abhängig von der Temperatur. Deshalb kann sie benutzt werden zur Bestimmung der seit dem Tod verstrichenen Zeit.«
    »Weil eine Leiche für alle gegebenen akkumulierten Gradtage dieselben Mengen an Propion-, Butter- und Vareliansäure produziert.«
    »Genau. Deshalb kann das VFS-Profil eine Schätzung der ZST liefern.« ZST ist die Abkürzung für »Zeit seit Tod«.
    »Haben Sie die Daten des Wetterdienstes bekommen?«
    Er ging zu einem Regal und kehrte mit einem Ausdruck zurück.
    »Das ging erstaunlich schnell. Normalerweise dauert es viel länger. Aber wir haben ein kleines Problem. Für eine wirklich präzise ZST-Schätzung brauche ich drei Dinge. Erstens die spezifischen Fettsäurenverhältnisse.«
    Er deutete auf einen mit dem Gaschromatografen verbundenen Computermonitor.
    »Die kriegen wir gleich. Zweitens, die Daten des Wetterdienstes für die Stelle, wo die Leiche gefunden wurde.«
    Er hielt den Ausdruck in die Höhe.
    »Drittens, Informationen über Gewicht

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