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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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fragte sie, als sie die Stufen erreicht hatte.
    »Er behauptet, ich hätte ihn vernachlässigt.«
    Ich hielt ihm eine Scheibe Schinken hin. Er legte den Kopf schief und nahm sie vorsichtig mit den vorderen Zähnen. Dann senkte er den Kopf, ließ den Schinken fallen, leckte ihn zweimal und verschlang ihn dann. Nach wenigen Sekunden lag seine Schnauze wieder auf meinem Knie.
    »Sie sind wie Kinder.«
    »Mhhm. Haben Sie den Durchsuchungsbefehl bekommen?«
    Boyds Augen verfolgten die Bewegungen meiner Hand, immer wachsam, ob ich Fleisch oder Fritten für ihn bereithielt.
    »Ich hatte ein offenes Gespräch mit dem Amtsrichter.«
    »Und?«
    Sie seufzte und nahm ihren Hut ab.
    »Er sagt, es reicht nicht.«
    »Hinweise auf eine Leiche?« Ich war schockiert. »Daniel Wahnetah könnte in diesem Hof verfaulen, während wir hier miteinander reden.«
    »Kennen Sie den Ausdruck Scheißwissenschaft? Ich schon. Der wurde mir heute Vormittag mindestens ein Dutzend Mal an den Kopf geworfen. Ich glaube, der alte Frank gründet demnächst seine eigene Selbsthilfegruppe. Die Anonymen Opfer der Scheißwissenschaft.«
    »Ist der Kerl ein Idiot?«
    »Er wird nie nach Schweden fahren, um sich einen Preis abzuholen, aber er ist einigermaßen vernünftig.«
    Boyd hob den Kopf und blies Luft durch die Nase. Ich ließ meine Hand sinken, er schnupperte zuerst daran und leckte sie dann.
    »Sie vernachlässigen ihn schon wieder.«
    Ich bot ihm eine Scheibe Ei an. Boyd ließ sie zu Boden fallen, leckte sie, beschnupperte sie, leckte sie noch einmal und ließ sie dann auf der Veranda liegen.
    »Ich mag auch keine Eier in Baguette-Sandwiches«, sagte Crowe zu Boyd. Der Hund bewegte leicht ein Ohr, um zu zeigen, dass er sie gehört hatte, aber den Blick hielt er fest auf meinen Teller gerichtet.
    »Es kommt noch schlimmer«, fuhr Crowe fort.
    Warum auch nicht?
    »Es hat zusätzliche Beschwerden gegeben.«
    »Über mich?«
    Sie nickte.
    »Von wem?«
    »Der Richter wollte mir das nicht mitteilen. Aber wenn Sie nur in die Nähe der Absturzstelle, des Leichenschauhauses oder von Daten, Gegenständen oder Familienangehörigen, die mit dem Absturz in Verbindung stehen, kommen, muss ich Sie wegen Behinderung der Justiz verhaften. Dazu gehört auch das Anwesen mit dem ummauerten Hof.«
    »Was zum Teufel geht denn hier eigentlich vor?«
    Crowe zuckte die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher. Aber bei dieser Ermittlung sind Sie weg vom Fenster.«
    »Darf ich in die öffentliche Bibliothek gehen?«, blaffte ich.
    Der Sheriff kratzte sich im Genick und stellte einen Fuß auf die unterste Stufe. Unter ihrer Jacke sah ich eine Waffe im Halfter.
    »Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht, Sheriff.«
    »Ich höre.«
    »Gestern wurde mein Zimmer durchwühlt.«
    »Theorien?«
    Ich erzählte ihr von den Keramikfiguren in der Badewanne.
    »Nicht gerade eine Freundschaftsbekundung.«
    »Vielleicht hat ja nur Boyd jemanden geärgert«, sagte ich hoffnungsvoll, glaubte aber selber nicht daran.
    »Bellt er viel?«
    »Eigentlich nicht. Ich habe Ruby gefragt, ob er Lärm macht, wenn ich weg bin. Sie sagt, er jault ein bisschen, aber sonst ist er ganz normal.«
    »Und was sagt Ruby zu der Sache?«
    »Die Diener des Satans.«
    »Vielleicht haben Sie etwas, das jemand will.«
    »Es wurde nichts gestohlen, aber alle meine Akten wurden im Zimmer verstreut. Es war der reinste Saustall.«
    »Hatten Sie sich Notizen zu diesem Fuß gemacht?«
    »Die hatte ich nach Oak Ridge mitgenommen.«
    Sie sah mich volle fünf Sekunden an und nickte dann, wie sie es immer tat.
    »Dadurch wird die Geschichte mit dem Volvo noch ein bisschen suspekter. Sie müssen auf sich aufpassen.«
    O ja.
    Crowe bückte sich, wischte über ihre Stiefelspitze und schaute dann auf die Uhr.
    »Ich will mal sehen, ob ich den Staatsanwalt dazu bringen kann, ein bisschen mehr Druck zu machen.«
    In diesem Augenblick tauchte Ryans Mietwagen im Tal auf. Das Fenster an der Fahrerseite war offen, und seine Silhouette wirkte dunkel im Innenraum des Autos. Wir sahen zu, wie er den Hügel hochfuhr und dann in die Auffahrt einbog. Augenblicke später kam er mit abgespanntem, verkniffenem Gesicht den Plattenweg entlang.
    »Was ist denn los?«
    Ich hörte, wie Crowes Hut ihren Oberschenkel streifte.
    Ryan zögerte kurz und sagte dann: »Es gibt noch immer keine Spur von Jeans Leiche.«
    Ich sah nacktes Elend in seiner Miene. Und mehr noch. Ein selbst auferlegtes Schuldgefühl. Die Überzeugung, dass sein Fehlen in der

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