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Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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gekommen, dem Windvolk meine Herrschaft über den See und das umliegende Land zu verkünden. Und so ist auch die Tochter des Uralten mein.«
    Zyll preßte sich enger an Madoc; ihre Finger krallten sich in seinen Arm.
    Reschals Stimme klang brüchig, aber standhaft: »Das Windvolk ist ein friedliebender Stamm. Stets haben wir mit denen vom Anderen Ende des Sees in Eintracht gelebt.«
    Wieder verzogen sich Gwydyrs Lippen zu einem krummen Lächeln. »Und so soll es auch bleiben. Nichts wird den Frieden stören, solange ihr uns von jedem Fang die Hälfte eurer Fische abgebt, von jeder Jagd die Hälfte eurer Beute, und ich die Prinzessin heimgeführt habe, die neben meinem Bruder steht.«
    Zyll wich nicht von Madocs Seite. »Du kommst zu spät, älterer Bruder! Madoc, nunmehr Sohn des Reschal, und ich sind indessen Eins geworden.«
    »Madoc, Sohn des Reschal! Ha! Meine Gesetze sind stärker als eure!« Gwydyr winkte seinen Männern mit einer weit ausholenden, gebieterischen Geste. Da rissen sie die Ruderblätter von den Schäften und waren plötzlich mit scharfzackigen Speeren gerüstet.
    Ein einziger Ruf des ungläubigen Staunens, des gerechten Zorns ging durch das versammelte Windvolk.
    »Nein!« schrie Madoc, und die Wut verlieh seiner Stimme solche Kraft, daß sie mühelos das Dröhnen der Trommeln auslöschte, den Kriegsruf der Speerträger, den zornigen Widerspruch des Windvolks. »Nein! Hier werden die Söhne des Owain kein Blutbad anzetteln.« Er verließ Zyll und Reschal und trat furchtlos Gwydyr unter die Augen. »Diesen Kampf, mein Bruder, tragen wir untereinander aus.« Und er lächelte. »Außer, natürlich, du fürchtest dich vor dem kleinen Madoc und brauchst deine Wilden mit ihren Speeren zu deinem Schutz.«
    Gwydyr reckte ihm anklagend die Hand entgegen und rief aufgebracht: »So ist es also um die Friedfertigkeit deines Windvolks bestellt!«
    Madoc riß den Kopf herum. Die jungen Männer hatten den festlichen Blumenschmuck abgeworfen. Da lag er nun, vor dem Felsen aufgehäuft. Statt dessen trugen die Männer jetzt in ihren Händen Speere, Pfeile und Bogen.
    Reschal nickte ernst. »Seit Sonnenuntergang hörte ich die Kriegstrommeln sprechen. Da dachte ich, es sei besser, für den Notfall gewappnet zu sein.«
    Madoc breitete abwehrend die Arme aus. Seine Stimme war entschlossen und duldete keinen Widerspruch. »Senkt eure Waffen, meine Stammesbrüder. In Frieden bin ich gekommen, und kein Krieg soll um meinetwegen sein.«
    Die jungen Männer zögerten. Ihr Blick ging von Madoc zu den Kämpfern jener vom Anderen Ende des Sees und ihren drohenden Speeren.
    »Bruder!« sagte Madoc zu Gwydyr. »Heiße deine Männer, sich ihrer Speere zu entledigen. Oder hast du Angst davor, dich mit mir im edlen Zweikampf zu messen?«
    Gwydyr knurrte einen Befehl, und seine Leute legten behutsam, immer noch in bequemer Reichweite, die Speere vor sich in den Ufersand.
    Nun nickte der Uralte, und auch die Streiter des Windvolks ließen die Speere sinken. »Nun gut!« rief Gwydyr. »Wenn wir denn um die Tochter des Uralten kämpfen wollen, mein kleiner Bruder, dann steht mir die Wahl der Waffen zu.«
    »Das ist nur gerecht«, erwiderte Madoc.
    Zyll legte ihm die Hand auf den Arm und stöhnte leise.
    »So wähle ich das Feuer!« erklärte Gwydyr.
    Und Madoc sang:

    » Ihr Götter von Erde und Feuer und Wasser,
    bringt ihr den Liebenden, bringt ihr den Hasser?

    S o hast du also das Feuer gewählt. Doch in welcher Gestalt?«
    »Du sollst ein Feuer entfachen , mein kleiner Bruder«, sagte Gwydyr. »Und wenn nicht dein Feuer das meine überrennt, werde ich König jener vom Anderen Ende des Sees und König des Windvolks sein, und die Tochter des Uralten wird mein eigen.«
    Gemessenen Schritts trat Reschal auf ihn zu und sagte: »Gwydyr, sechster Sohn des Owain, der Stolz hat das Licht, das deine Augen erhellte, zu Eis werden lassen und deinen Blick getrübt. Nie wirst du meine Tochter bekommen.«
    Gwydyr holte weit aus und versetzte dem Uralten einen heftigen Schlag. Reschal fiel vornüber zu Boden und schlug mit dem Kopf in den Sand. Zyll schrie erschrocken auf – und ihr Schrei blieb mitten in der Luft hängen, schwebte dort, unverrückbar.
    Madoc beugte das Knie, um Reschal zu Hilfe zu kommen; doch als er den Blicken des Uralten zu einer kleinen, wassergefüllten Grube im Sand folgte, erstarrten seine Bewegungen so wie zuvor Zylls Schrei. Die Zeit stand still. Nur das Spiegelbild in der Wasserlache bewegte sich: Es zeigte, vom

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