Durst - Roman
Mordanschlag auf dich.»
«Der dunkelblaue BMW ?»
«Ich kenn die Typen.»
Wir waren inzwischen in der Mitte der mit Plexiglas überdachten Fussgängerbrücke angelangt. Faruk war stehen geblieben.
Ich bekam es plötzlich mit der Angst zu tun.
«Keine Bange, die haben nichts gegen dich persönlich. Sie wurden dafür bezahlt.»
Ich spickte die Kippe auf ein unter uns fahrendes Auto und zündete sogleich eine neue Zigarette an.
«Das musst du etwas genauer erklären.»
«Ganz einfach: Jemand will verhindern, dass die Hintergründe des Mordfalls Slavkovi ć aufgedeckt werden.»
Ich überlegte kurz.
«Dieser Jemand müsste demzufolge weitreichende Beziehungen haben …» Ich hatte das zweite Déja-vu innerhalb zweier Tage.
«So ist es.»
Ich sog an meiner Zigarette und versuchte, das Angstgefühl zu unterdrücken.
«Hör mal, Faruk. Lass uns irgendwo was trinken gehen, wos gemütlich ist – dann kannst du mir alles in Ruhe erklären.»
Faruk spuckte auf die Fahrbahn.
«Es ist besser für mich, wenn ich mich nicht in deiner Gegenwart blicken lasse.»
«Was?!»
«Du wirst überwacht. Hast du nicht gemerkt, dass dir jemand gefolgt ist?»
Er deutete mit dem Kinn auf den dunklen Korridor vor dem Fitnesscenter. Ich glaubte, eine Gestalt zu erkennen, die blitzartig hinter einen Betonpfeiler zurücktrat.
«Verdammt, was soll der Scheiss?»
«Ich helfe dir. Sag mir, was du weisst, und ich sag dir, warum man dich beschatten lässt.»
Mir war, als donnere die A2 mitten durch meinen Kopf.
«Meine Leute können dich beschützen – wenn du mit mir zusammenarbeitest.»
Ich hätte jetzt ein kühles Bier benötigt. Ich sehnte mich nach meinem Bett, einem Buch, Rosalias Gegenwart.
«Was ist?»
«Warum bist du dir überhaupt so sicher, dass ich etwas über Slavkovi ć s Mörder weiss?»
Faruk stiess einen derb klingenden Fluch aus.
«Weshalb denn sonst, glaubst du, stellst du für diese Leute eine Gefahr dar!»
Ich liess die Zigarette fallen und zertrat sie.
«Wenn dus genau wissen willst – ich hab keine Ahnung.»
Faruk, die Hände in den Taschen, bauschte den Mantel auf.
«So kommen wir nicht weiter … Siehst du nicht: Wir ziehen beide am gleichen Strick. Wir wollen herausfinden, wer Slavkovi ć umgebracht hat – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.»
Ich nickte. «Welches sind deine Gründe?»
«Das spielt jetzt keine Rolle.»
«Dann sag mir wenigstens, warum du davon überzeugt bist, der geständige Mann sei nicht der Mörder.»
Faruk blickte angespannt in Richtung Panoramapark.
«Später. Wir sollten schleunigst von hier verschwinden.»
«Du weichst mir aus.»
«Ich werd dir schon noch alles erklären.»
«Wer sind die Leute aus dem BMW ?»
«Ich mach dich mit ihnen bekannt. Komm jetzt.»
Sein Griff an meinem Oberarm war schmerzhaft. Ich versuchte mich loszumachen, aber Faruk drückte nur noch fester. Er zog mich in den finsteren Korridor zurück. Vor dem Fintnesscenter lag ein Mann am Boden. Gegen die Strasse hin erkannte ich eine Gestalt, das glühende Ende einer Zigarette. Als Faruk begriff, dass ich freiwillig mitging, liess er mich los.
Der Mann wechselte mit Faruk ein paar Worte.
Wir gingen über eine abschüssige Rampe zur Strasse hinunter. Am Strassenrand stand ein Wagen.
Faruk und ich nahmen auf dem Rücksitz Platz.
Der Fahrer startete den Motor und raste auf der Rüeggisingerstrasse in Richtung Centralplatz. Draussen rauschten Hochhäuser und baufällige Lagerhallen vorbei, der Bahndamm kam näher und bildete zusammen mit den linksseitigen Produktionsgebäuden der Giesserei Emmenbrücke eine urbane Schlucht. Wir gelangten zur vierspurigen Seetalstrasse. Der Chauffeur trat aufs Gaspedal und jagte über die Sicherheitslinie gerade auf die Schachenstrasse zu – die westlichste Strasse des Meierhöfliquartiers. Weiter zwischen Bahndamm und Gewerbehallen auf den Zusammenfluss von Emme und Reuss zu. Bei der Galgenmatte, wo bis ins neunzehnte Jahrhundert Verbrecher und aufmüpfige Entlebucher hingerichtet wurden, stand ein dunkelblauer BMW .
«Umsteigen!», befahl Faruk, während der Fahrer scharf bremste. «Du hattest bereits das Vergnügen, mit diesem Wagen Bekanntschaft zu machen», witzelte Faruk, als wir Platz genommen hatten. Der neue Fahrer lachte und warf mir einen Blick über den Rückspiegel zu.
Durch das dichte Strassennetz des Arbeiterquartiers kamen wir stufenweise zur Seetalstrasse, worauf es ordnungsgemäss weiter zum Seetalplatz ging. Ich steckte mir eine
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