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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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    Die Wohnung, in der Matheus Braga wohnte, war zwar nicht die seiner Träume, kam dem aber schon sehr nahe. Sie war einer der Vorteile, wenn man sich für ein Leben in Ilhéus entschied. In jeder beliebigen Großstadt Brasiliens würde eine Zweizimmerwohnung mit Bad, Küche und großer Terrasse ein kleines Vermögen kosten, aber hier konnte man sich so etwas sogar mit einem kleinen Wissenschaftlergehalt leisten– zumal die Immobilienpreise damals, als er nach Ilhéus umgezogen war, noch nicht explodiert waren, wie es in den letzten Jahren, dem boomenden Tourismus sei Dank, überall an der › Kakaoküste ‹ geschah.
    Es hatte ihn überrascht, wie leicht das Leben sein konnte, nachdem ihn die Bürokratie in São Paulo viele Jahre lang in den Wahnsinn getrieben hatte. Er hatte die Wohnungsanzeige in der Região gelesen, angerufen, war zu Fuß losgezogen, um sich die Wohnung anzuschauen, und hatte innerhalb weniger Tage die Schlüssel in der Tasche gehabt.
    Der Umzug war problemlos gewesen, da er praktisch nichts gehabt hatte, was er mitnehmen konnte. In einem Supermarkt hatte er sich fünf Kartons besorgt: In drei packte er seine Bücher, in einen davon ausschließlich wissenschaftliche Literatur. In den vierten Karton kamen die CD s und in den fünften seine Papiere, Dokumente, Notizbücher und Fotos. Zwei Koffer mit Kleidern, zwei Rucksäcke und die Kiste mit der Stereoanlage vervollständigten das Ganze.
    Geschirr, Wäsche oder Möbel hatte er nicht, das würde er alles vor Ort kaufen, beschloss er.
    Während der ersten Monate blieb sein Zuhause allerdings ziemlich kahl. Die Wohnung war mit einem schlichten alten Messingdoppelbett, einem Küchentisch und drei Stühlen möbliert. Das Zimmer mit der großen Fenstertür zur Terrasse, das nach Matheus’ Vorstellung das Wohnzimmer werden sollte, stand jedoch lange leer. Gelegentlich dachte er daran, ein Sofa zu kaufen, konnte sich aber nie dazu durchringen.
    Er wusste, dass Entscheidungsschwäche eines seiner größten Probleme war, vor allem in praktischen Dingen. Manchmal konnten Tage vergehen, bevor er sich entschied, um welche Zeit er einen bestimmten Bus nehmen wollte. Dass er bei der Wohnung so schnell zugeschlagen hatte, wunderte ihn im Nachhinein noch immer. Die einzige Forderung des Vermieters hatte darin bestanden, dass er die Miete pünktlich zahlte. Ansonsten hatte dieser ihn wohlwollend gemustert und war sichtlich beeindruckt gewesen, als Matheus auf die Frage nach seinem Beruf erklärt hatte, er sei Biochemiker. Daraufhin waren ihm die Schlüssel beinahe aufgedrängt worden– Matheus hatte nur noch zugreifen müssen.
    Vielleicht war ihm die Entscheidung damals so leicht gefallen, weil die Wohnung, in der Summe betrachtet, keinen besonderen Stellenwert in seinem Leben hatte. Matheus war klar, dass er den größten Teil seiner Zeit an der Uni verbringen würde, um Vorlesungen zu halten, Arbeiten zu korrigieren und Sprechstunden abzuhalten. Oder er würde sich in einem der Labors der agrarwissenschaftlichen Fakultät vergraben.
    Matheus Braga hatte seinen Abschluss 1994 an der Universität São Paulo gemacht, der renommiertesten Hochschule Brasiliens. Vier Jahre später hatte er seinen MBA in der Tasche. In einer brillanten Arbeit über den Moniliophthora perniciosa, einen Pilz, der für die erhebliche Dezimierung der Kakaoplantagen im Amazonasgebiet verantwortlich ist, konnte Matheus aufzeigen, wie man ihn bekämpft, indem man die Abwehrkräfte der Pflanzen selbst nutzt. Eine sensationelle Entdeckung.
    Im September 1999 hatte er einen Anruf aus Ilhéus erhalten, in dem ihn der Prorektor der Staatlichen Universität Santa Cruz davon überzeugen wollte, zur dortigen agrarwissenschaftlichen Fakultät zu wechseln. Am 7. Januar 2000 war er umgezogen. Im Juni 2003 hatte er mit einer Arbeit promoviert, in welcher er seine Forschungsergebnisse noch einmal zusammengefasst und die Ungereimtheiten in seiner Theorie beseitigt hatte. Die Studie wurde veröffentlicht und galt seither als Referenztext für die wiedererstarkende Kakaowirtschaft.
    Mittlerweile hätte Matheus wählen können, an welche Universität er gehen wollte, um in vergleichsweise fester Anstellung zu forschen. Er hatte jedoch beschlossen, in Ilhéus zu bleiben, wo er mittlerweile Professor war. Immerhin war Bahia seine Heimat.
    In seinem Wohnzimmer stand nun endlich ein ziemlich bequemes Korbsofa mit weißen Kissen. In einem Regal aus demselben Material standen die Bücher, und auch einen

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