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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Süden, über das Ödland. Die Windhosen wirbeln hinter ihnen her.
    Zwei Hunde scheren aus. Zwei Hunde kommen auf mich zu. In meine Richtung.
    Sie riechen mich. Sie riechen meine Schwäche.
    Tief drin, in meinem Bauch, flackert die rote Hitze auf. Aber sie ist schwach. Ein schwacher Funke, wo ich eine lodernde Flamme brauch, ein glühendes Feuer, das mich rettet. Die rote Hitze rettet mich … immer.
    Ich rappel mich hoch. Ich atme schwerfällig. Meine Hände zittern, aber ich … kann das, ich kann – der Bogen fällt mir aus den Händen. Auf den Boden. Das Flackern ist weg. Die rote Hitze. Weg.
    Ich bin hilflos. Verzweifelt. Allein.
    Nein. Nicht ganz.
    Nero kreischt wütend. Er greift die Wolfshunde an. Stößt auf ihre Köpfe runter. Aber sie rennen weiter. Sie sind nur noch fünfzehn Meter weg. Zehn.
    Beweg dich, Saba. Tu was! Irgendwas! Ich taste nach Steinen, Kieseln, Zweigen.
    Nero verlangsamt sie. Er stößt runter, reißt eine Wunde, zieht sich zurück. Immer und immer wieder. Sie schnappen nach ihm. Schlagen mit den Pfoten nach ihm. Eine Wolke aus Federn und Staub. Kreischen und Knurren. Sie werden ihm wehtun. Ihn töten.
    »Nero! Nero!«, schrei ich. Ich hab Steine in den Händen. Werf sie, werf sie doch! Nein, nein, ich könnt Nero treffen. Staub und Durcheinander. Ich kann nichts erkennen.
    Mein Atem, ich kann wieder leichter atmen. Das, was mich im Griff gehabt hat, lässt langsam los. Aber ich bin schwach. Zittrig. Nero löst sich von den Wolfshunden. Ich lass die Steine fliegen. Aber ich werf daneben. Die Wolfshunde kommen auf mich zu. Drei Meter. Zwei.
    Ein Hund vor mir. Einer links von mir. Kalte Hitze in ihren dumpfen gelben Augen.
    Nero kreischt und kreischt. Er stößt runter. Sie ducken sich.
    Ich schrei und schrei. Schleudere Kiesel und Erde. Ich werf, sie zucken zurück, aber sie lassen sich nicht vertreiben. Plötzlich fällt mir das Messer in meinem Stiefel ein. Ich greif danach. Meine Hände. Meine Hände zittern.
    Ganz langsam rücken sie näher. Die Augen fest auf mich gerichtet. Ein Grollen tief in ihren Kehlen kündigt meinen Tod an.
    Dann, hinter mir, aus dem Nichts, ein Geräusch und ein Ansturm. Bevor ich mich rühren kann, springt was an mir vorbei.
    Eine graue Gestalt. Groß. Zottelig. Noch ein Wolfshund. Ein neuer.
    Dieser neue Wolfshund stürzt sich auf den Hund links von mir. Geht ihm direkt an die Kehle und wirft ihn um. Reißt ihm den Hals auf. Als Blut strömt, greift der andere Wolfshund, der gleich vor mir, den neuen an. Zähne blitzen auf. Staub fliegt auf.
    Ich krabbele aus dem Weg.
    Der neue Wolfshund ist nicht mit den anderen gerannt. Er ist ein Einzelgänger. Er hat blaue Augen. Hellblaue Augen.
    Das ist selten. So einen hab ich erst einmal vorher gesehen. Und er ist in schlechter Verfassung. Klapperdürr, mattes Fell, und jetzt eine blutende Wunde an der Flanke. Aber er kämpft wie der Teufel.
    Denk nach, Saba. Ich brauch Hermes. Falls sich eine Gelegenheit ergibt … falls sich eine Gelegenheit ergibt, ergreif ich sie. Ich werd alles tun, um davonzukommen, aber ich brauch Hermes hier.
    Nein, nein, warte, das geht nicht, die Hunde könnten sich auf ihn stürzen. So verwirrt. Kann nicht klar denken. Beweg dich, Saba. Beweg dich doch! Ich weich langsam zurück, geh hoch Richtung Hügelkamm. Die Hunde, die sich da zerfleischen, diesen Kampf auf Leben und Tod, lass ich nicht aus den Augen.
    Über uns kreischt Nero.
    Ein loser Stein. Ich rutsch aus. Ich stolpere. Geh zu Boden.
    Und ich rutsche. Purzel. Stürze.
    Den Hang wieder runter.
    Genau auf die Wolfshunde zu.
     
    Ich lieg auf dem Rücken. Auf hartem flachem Fels. Auf heißem Fels, der in der Hitze brutzelt und mich regelrecht kocht. Alle Knochen tun mir weh. Meine Augen sind schwer. Trocken. Ich mach eins halb auf. Zu hell. In meinem Hinterkopf pocht ein dumpfer Schmerz.
    Ich stöhne.
    Nero krächzt. Ich fühl sein Gewicht auf meinem Bauch. Und ich rieche Hundeatem, er riecht nach Fleisch, heiß und nah. Eine raue Zunge leckt mir übers Gesicht. Meine Augen springen auf. Der blauäugige Wolfshund steht über mir.
    »Aahhh!« Ich krabbele weg und spring auf. Nero flattert kreischend in die Luft. Der Hund weicht winselnd zurück. Bleibt stehen. Setzt sich knapp zwei Meter von mir entfernt hin. Die lange rosa Zunge hängt ihm aus dem Maul und tropft. Ich runzel die Stirn. Ist das – lächelt der mich an? Jetzt fällt mir auf, dass ein Ohr runterhängt. Das rechte.
    Blaue Augen. Ein runterhängendes Ohr. Genau

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