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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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ist abscheulich. Ich weiß. Es ist meine Schuld, dass sie hier sind. Ich hab sie alle in Gefahr gebracht, ich und sonst keiner. Trotzdem.
    Na, los! Hau ab! Was sollen sie schon tun, dich erschießen?
    »Denk nicht mal dran«, sagt Lugh.
    »Häh?«
    »Worüber du grade nachdenkst«, sagt er. »Du glaubst, ich weiß nicht, was du denkst, aber du denkst es so laut, dass ich dich denken hören kann. Denk nicht mal dran.«
    »Ich denk an gar nichts«, sag ich.
    »O doch, das tust du.«
    »Tu ich nicht.«
    »Tust du doch.«
    »Hey!« Ich funkel ihn an. »Ich weiß sehr gut, was in meinem Kopf vorgeht. Zu schade, dass gewisse Leute, die ich kenn, das von sich nicht behaupten können.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Würdet ihr bitte die Klappe halten?«, sagt Maev. »Haltet einfach die Klappe. Ihr macht uns alle wahnsinnig.«
    »Was ist mit Tommo los?«, fragt Emmi.
    Er ist in die Hocke gegangen. Hat die Hände flach auf den Boden gelegt. Er guckt hoch. »Räder«, sagt er. »Von Norden her. Ein Wagen, er kommt in unsere Richtung. Und ein Pferd oder vielleicht –«
    Ich pack seinen Arm. »Wie viele Pferde, Tommo? Wie viele?«
    »Eins. Eins, glaub ich. Und ein Wagen.«
    »Ob das die Tonton sind?«, fragt Emmi.
    »Die reisen normalerweise nicht allein«, sagt Maev.
    Die Straße nach Norden macht eine Kurve und verliert sich im roten Wald. Das ist die Richtung, aus der wir kommen. Wir sehen uns nach Deckung um. Die beiden Sauerfruchtbäume. Einzelne Felsblöcke. Ein Lichtmast. Zwischen der Kreuzung und der Kurve in der Straße nach Norden liegt ein großer Fels. Wer da auch kommt, er muss direkt daran vorbei.
    Ich guck Maev an. Sie guckt mich an.
    »Tun wir’s«, sagt sie.
    »Tun wir was?«, fragt Lugh.
    »Ich hab Lust«, sag ich zu Maev.
    »Lust worauf?«, fragt Lugh. »Wovon redet ihr?«
    »Wir brauchen ein Beförderungsmittel«, sagt Maev, »jetzt besorgen wir uns eins. Auf mein Zeichen nehmen Saba und Lugh das Pferd. Tommo und Emmi decken uns den Rücken. Und ich kümmer mich um den Fahrer. Wenn mir die Sache nicht gefällt, lassen wir’s. Okay, alle gehen in Deckung. Waffen bereit. Alle warten auf meinen Befehl.«
    Während sie den Plan erklärt hat, hat sie sich auf Hermes geschwungen und sich das Shemag über die Augen gezogen. Jetzt zieht sie ihr Halstuch hoch über Mund und Nase.
    »Warte mal«, sagt Lugh. »Da könnte ein Pferd kommen, da könnten aber auch zehn kommen.«
    »Zehn nicht«, sagt Tommo.
    »Na, dann fünf! Wir haben keine Ahnung, wie viele. Wir wissen nicht, wer da kommt. Ihr könnt doch nicht einfach losstürmen, ohne euch das genau zu überlegen. Wir müssen das besprechen!« Er packt Hermes’ Zügel.
    Maev reißt ihr Halstuch runter. »Nein, jetzt hörst du mal zu. Das ist hier nicht der Silverlake, und du bist nicht der Boss. Hier draußen in der richtigen Welt ist der, der weiß, was er tut, der Boss, und im Augenblick bin das ich. Also. Tu, was dein Boss dir sagt, und beweg deinen süßen Hintern. Außer natürlich, du willst, dass er abgeschossen wird.«
    Sie gibt Hermes die Fersen, und sie galoppieren hinter den großen Felsen und gehen in Stellung. Ich reiß Lugh hinter einen kleineren Felsen. Er ist rot im Gesicht. Hat die Lippen zusammengepresst. Seine Augen sprühen blaues Feuer.
    »Für wen hält die sich?«, fragt er. »Verdammt, ich weiß nicht mal, wovon die redet – ich bin doch nicht ihr Boss. Ich sag dir, ich hab herrische Frauen so satt, und damit mein ich auch dich.«
    »Hast du schon mal jemand überfallen?«, frag ich. »Ein Pferd gestohlen?«
    »Nein, das weißt du doch! Aber darum geht’s nicht, es –«
    »Es geht darum, bis Vollmond zum Lost Cause zu kommen«, sag ich. »Es geht darum, dass Maev weiß, was sie tut. Straßenraub, Pferdediebstahl, das ist ihr Geschäft.«
    »Und mein Geschäft ist, uns am Leben zu halten. Dich und Emmi und mich. Die anderen beiden können von mir aus zum Teufel gehen. Wir sind unterwegs zu einem guten Leben gewesen. Wir haben es vor Augen gehabt. Und jetzt guck uns an.«
    »Ach komm, du musst zugeben, dass das aufregend ist.«
    »Das seh ich nicht so, ganz und gar nicht.«
    »Nicht so wie Chaal, was?«, sag ich. »Nicht wie das, was du mit dieser Meg getrieben hast?«
    Das sitzt. Er guckt weg. Beschäftigt sich damit, Shemag und Halstuch ins Gesicht zu ziehen.
    Das mach ich auch. Wir warten. Wer da auch kommt, er ist nicht schnell.
    Aber das leise Rumpeln von Rädern wird lauter. Und lauter. Ich halt Ausschau hinter dem

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