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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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streng vertrauliche Eheberatung. Doctor Salmo Slim, RAC . Das steht für Reisender Arzt und Chirurg.«
    »Hab ich doch gesagt, ein Quacksalber.« Ich klapp die Seitenwand hoch und zurr sie wieder fest.
    »Verzeihung!« Er richtet sich auf. »Du beleidigst meine Ehre, Schwester. Ich stamme aus einer langen Reihe von Ärzten, angefangen beim legendären Sasaparilla Slim, damals zur Zeit der Babalonier.«
    »Heb dir das Gefasel für die Einfaltspinsel auf«, sagt Maev. »Ihr Jüngeren springt hinten rein.«
    Emmi verzieht das Gesicht. »Müssen wir?«, fragt sie.
    »Mach kein Gezeter, steig ein«, sagt Maev. »Ich fahre.«
    »Nein, ich fahre.« Lugh drängelt sich an ihr vorbei und klettert auf den Fahrersitz. »Du kannst neben mir sitzen.«
    »Schon mal einen Kamelwagen gefahren?«, faucht sie. Er wirft ihr einen tödlichen Blick zu, aber er rutscht zur Seite.
    »Wir sind keine Barbaren«, sagt Maev zum Fahrer, »wir lassen ein Stück weiter Wasser und eine Waffe für dich neben dem Pfad liegen.«
    »Sehr verbunden«, sagt er.
    »Für einen Mann, der alles verliert, wovon er lebt, bist du bewundernswert gelassen«, sagt Maev.
    Er zuckt die Achseln. »Berufsrisiko. Hat ja keinen Sinn, mir deswegen gleich in die Hose zu machen. Nicht, dass ich eine trage.«
    »Du nimmst es uns nicht übel?«
    »Aber nicht doch. See la wie, Schwester.«
    »Genau«, sagt sie, »dann ist ja alles in Butter. Hauen wir ab.«
    Emmi und Tommo klettern ins Kosmische Kompendalorium. Ich schwing mich auf Hermes. Maev hüpft neben Lugh auf den Fahrersitz und nimmt die Zügel. Sie klatscht dem Kamel damit auf den Rücken und sagt: »Hü, Moses! Hü!« Er dreht den Kopf. Guckt sie lange böse an. Dann dreht er den Kopf wieder um und käut seelenruhig wider.
    Lugh guckt Maev an. »Alles in Butter, was?«, sagt er. Sie klettern vom Sitz runter. Zerren am Zaumzeug. Ziehen an den Zügeln. Dann versuchen sie es rückwärts. Sie lehnen sich an seinen Hintern und schieben. Und die ganze Zeit spottet Lugh: »Du bist der Boss, Maev, du hast das Sagen. Maev weiß, was sie tut, Lugh. Straßenraub und Pferdediebstahl, das ist ihr Geschäft. Aufgepasst, Mädels: Das ist kein Pferd. Es ist ein gottverdammtes Kamel!«
    »Halt die Klappe und schieb!«, brüllt sie.
    »Herrgottnochmal!«, sag ich. »Wie schwer kann das sein? Emmi! Tommo! Kommt helfen!«
    Sie klettern wieder aus dem Wagen. Tracker bellt. Nero stößt auf Moses runter und kreischt. Aber der rührt sich nicht vom Fleck. Er brüllt sich die Kehle aus dem Leib, spuckt und schnappt mit seinen fiesen gelben Zähnen nach ihnen.
    »Au!«, brüllt Lugh. Er springt zur Seite, die Hand auf den Oberarm gedrückt. »Das verdammte Vieh hat mich gebissen!« Er flucht und stampft vor Schmerzen mit dem Fuß auf.
    Der Fahrer steht einfach da und guckt zu. »Lasst es mich wissen, falls ihr Hilfe braucht«, ruft er.
    »Gottverdammter Mistkerl«, murmele ich. Ich spring von Hermes ab und geh schnell zum Fahrer. Im Gehen nehm ich den Bogen, leg einen Pfeil ein und ziel auf sein Gesicht. Er wirft die Hände in die Luft. Drei Schritte vor ihm bleib ich stehen.
    »Du verschwendest meine Zeit, dicker Mann. Bring das Vieh da auf die Beine. Du fährst uns dahin, wo wir hinwollen.«
    »Schon gut, schon gut«, sagt er, »bleib locker, Schwester.«
    »Beweg dich!« Ich ziel weiter auf ihn, während er zum Kamel rüberwatschelt.
    »Moses!«, sagt er und klatscht in die Hände. »Steh auf! Erheb dich und lauf, Sohn Ägyptens.« Sofort steht das dämliche Vieh auf.
    »Du fährst«, sag ich.
    Er klettert auf den Fahrersitz. Ich quetsch mich neben ihn.
    Maev ist rosarot im Gesicht. Gedemütigt. Die zähe Straßenräuberin, von einem Kamel ausgetrickst. Wortlos wirft sie mir ihren Bolzenschießer zu und klettert zu Tommo und Tracker hinten in den Wagen.
    »Ich glaub das alles nicht«, sagt Lugh. Er schwingt sich auf Hermes. Hebt Emmi vor sich aufs Pferd.
    Ich guck den Fahrer an. »Na los. Fahr.«
    »Wenn ich euch da hinbringen soll, wo ihr hinwollt«, sagt er, »dann müsst ihr mir schon sagen, wo das ist.« Mit seinem gesunden Auge zwinkert er mir zu. Das Auge ist hell und wässrig.
    O nein, so leicht kriegst du mich nicht.
    »Wohin bist du unterwegs?«, frag ich.
    Mein Shemag rutscht. Meine Tätowierung. Lass sie ihn nicht sehen. Ich rück das Shemag zurecht und guck ihn finster an. »Na?«
    »Nach Osten«, sagt er. »Wir müssen im Sturmgürtel was abliefern. Bei einer Schenke namens The Lost Cause.«
    Mein Magen macht einen Hüpfer.

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