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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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»Verdammt, trotzdem«, sag ich.
    »Tu nicht so überrascht«, sagt Maev.
    Nero landet auf meiner Schulter. Krächz, krächz, krächz. Wir warten.
    Ich will nicht, dass sie mitkommen. Ehrlich, ich will das nicht. Es wär für alle am besten, wenn sie einfach tun würden, was ich ihnen gesagt hab.
    Hermes galoppiert in Sicht. Emmi und Tommo sitzen auf seinem Rücken.
    »Saba!«, schreit Emmi. »Maev!«
    Hermes kommt zu mir und stupst meinen Kopf mit der Nase an.
    »Wo ist er?«, frag ich.
    »Er kommt nach«, sagt Tommo. »Aber er hat gesagt, er würd ums Verrecken nicht rennen.«
    Sie starren auf mich runter. Ich starr zu ihnen hoch. Sie sehen nicht glücklich aus. Ich wahrscheinlich auch nicht.
    »Wir kommen mit«, sagt Emmi.
    »Das tut ihr nicht«, sag ich.

New Eden
    S chweigend wandern wir nach Osten.
    Lugh ist entschlossen, weiter wütend auf mich zu sein. Es ist, als würde man mit einer Gewitterwolke reisen. Mit einer von der Sorte, die tief und schwer am Himmel hängt. Von der Sorte, die wächst und über einem brütet und wächst und brütet, bis alle schlimme Kopfschmerzen haben. Ich ignorier ihn. Maev und ich geben ein zügiges Tempo vor. Emmi reitet auf Hermes. Tommo bleibt bei Lugh.
    Wir müssen uns irgendwie Reittiere besorgen. Aber wir treffen niemand. Sehen keine Farmen oder Siedlungen. Bloß diesen endlosen Wald aus toten roten Bäumen.
    Emmi versucht, mit dem einen oder der anderen von uns fröhlich zu schwatzen. Aber sie bekommt nur Grunzen oder Schweigen zur Antwort, und es dauert nicht lang, bis sie es sein lässt. Am späteren Vormittag, als wir seit mindestens fünf Stunden unterwegs sind, gibt Lugh als Erster auf.
    »Wir besorgen uns Pferde!« Das sagt er in diesem höhnischen Ton, den ich hasse. »Wir stehlen uns welche! Mensch, Saba, welche Pferde sollen wir nehmen? Ich kann mich gar nicht entscheiden!«
    »Halt die Klappe«, sag ich.
    »Halt selber die Klappe. Du und deine bescheuerten Ideen.«
    »Wenn das so bescheuert ist, warum bist du dann hier? Warum bist du mitgekommen?«
    »Weil du noch rausfinden wirst, dass ich recht hab mit Jack. Und dann wirst du mich brauchen, damit ich dich vom Boden aufkratz.«
    »Geh zur Hölle«, sag ich.
    »Brauch ich nicht«, sagt er. »Da bin ich schon.«

    M ittag. Eine grelle orange Sonne versengt das Land. Wir kommen an eine Kreuzung mit ein paar verkrüppelten alten Sauerfruchtbäumen. So ziemlich das erste Lebendige, was wir sehen, seit wir auf dieser Straße sind. Wir streiten darüber, welchen Weg wir nehmen sollen. Während die anderen noch dabei sind, geh ich nach Osten weiter. Immer nach Osten.
    Jemand brüllt. Lugh. Ich stocke. Bleib stehen und dreh mich um. Er steht immer noch an der Kreuzung. Winkt mit den Armen überm Kopf und schreit mir was zu. Wütend starren wir uns an. Am Ende trab ich fluchend zurück, um zu hören, was er will.
    Alle haben sich in den Schatten der Bäume plumpsen lassen.
    »Was soll das?«, frag ich. »Na los, steht auf!«
    »Ich ruf eine Pause aus«, sagt Lugh. »Wir sind müde und haben Hunger und Durst. Du auch, wenn du’s bloß zugeben würdest. Aber du bist so verdammt stur, du würdest lieber laufen, bis du tot umfällst.«
    »Wir haben keine Zeit«, sag ich.
    »Pech«, sagt er.
    »Fünf Minuten.«
    »Ich sag, wie lange.«
    »Ich sag, wie lange!«, sagt Maev. »Herrgottnochmal!«
    Ich werf Lugh einen Blick zu. Ich setz mich nicht hin. Ich wisch mir mit dem Halstuch über mein heißes Gesicht und den verschwitzten Hals. Tommo teilt Essen aus meinen Satteltaschen aus. Getrocknete Hirschfleischstreifen, ein paar Dörrbeerenstreifen und eine Handvoll Haselnüsse. Er verteilt die Hälfte und verwahrt den Rest für später. Es ist ein kärgliches Essen. Kaum die Mühe wert, es zu kauen, aber wir tun’s trotzdem. Ich geb Tracker meinen Hirschfleischstreifen, aber die anderen beiden Tiere müssen gucken, wo sie bleiben. Hermes zupft an dem traurigen Gras hier. Nero knabbert an wurmstichigen Sauerfrüchten.
    Ein sandiger heißer Wind weht aus Süden. Der Himmel ist weiß und grell und verschmilzt zu schweren Wänden. Keiner sagt was. Wir ziehen unsere Shemags tiefer. Reiben Fett in unsere ausgetrockneten Lippen. Ich geh auf und ab. Ein bohrendes Stimmchen in meinem Innern meldet sich. Im Nu schreit es ganz laut, und ich wunder mich, dass es außer mir keiner hört.
    Los!,
brüllt es.
Los! Los! Los! Jack ist in Schwierigkeiten … Jack braucht dich. Nimm Hermes und reit los. Sofort! Sie können dich nicht aufhalten.
Es

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