Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
zieh ihn raus und stoß ihn in die rechte Augenhöhle.
    Diesmal brüllt der Höllenwurm vor Schmerzen. Er kracht auf den Boden, und ich spring schnell von seinem Rücken runter. Er rappelt sich wieder hoch. Zertrampelt Jack fast unter seinen Füßen, als er versucht, das Gleichgewicht zu halten. Der Schwanz peitscht hin und her und schleudert Jack über den Boden.
    Die Bestie schwankt. Dann ist sie plötzlich weg. In einem großen Spalt im Boden verschwunden.
    Ich seh noch, wie sie fällt. Sie brüllt und versucht, sich am Rand vom Spalt festzukrallen, prallt von den Wänden ab. Aber sie stürzt tiefer und tiefer und immer tiefer runter in die Erde, um zu sterben.

    J ack!, schrei ich. Ich renn zu ihm. Er liegt reglos da. Ich werf mich neben ihm zu Boden, dreh ihn um.
    Er atmet nicht. Er ist schrecklich blass. Die Augen sind zu. Ich taste seine Beine, seine Arme, seinen Hals ab, um zu sehen, ob was gebrochen ist. Scheint alles in Ordnung zu sein.
    Jack! Ich geb ihm einen Klaps auf die Wange. Jack! Ich beug seinen Kopf nach hinten, halt ihm die Nase zu und blas Luft in seinen Mund. Guck nach, ob seine Brust sich hebt. Blas noch mal.
    Seine Lippen zucken. Er lächelt.
    Ich spring auf. Verdammt, Jack, sag ich, was soll das werden?
    Er macht ein Auge auf. An deiner Kusstechnik musst du noch ein bisschen arbeiten, sagt er.
    Ich hab gedacht, du bist tot, du Dreckskerl! Ich hab versucht, dir das Leben zu retten! Warum ich allerdings einer Schlange wie dir das Leben retten will, weiß ich auch nicht!
    Ich hab nur keine Luft mehr gekriegt, sagt er. Du solltest lernen, das zu unterscheiden. Er setzt sich auf und stöhnt. Ich bin wirklich ziemlich hart gelandet, sagt er.
    Noch lange nicht hart genug, sag ich.
    Was ist mit dem Wurm?
    Tot, sag ich.
    Er grunzt. Macht die Augen zu.
    Bedank dich bloß nicht bei mir oder so, sag ich.
    Danke, sagt er. Das sind dann wohl zwei für dich jetzt. Einer für den Zellentrakt und einer für das hier. Und für mich sind es jetzt auch zwei. Dafür dass ich dich aus dem Fluss und gerade eben aus dem Spalt da rausgezogen habe.
    Ich spiel dein bescheuertes Spiel nicht mit, Jack, sag ich. Steh auf.
    Er macht ein Auge auf. Gerechterweise, sagt er, muss ich zugeben, dass Ike mir geholfen hat, dich rauszuziehen, also zählt das wohl nur halb. Er streckt mir die Hand hin. Okay, hilf mir hoch. Aber vorsichtig.
    Ich reiß ihn hoch, so heftig ich kann. Schmerz fährt heiß durch meine rechte Schulter. Ich schnapp nach Luft. Fühlt sich an, als würde sie von innen her verbrennen. Ich bin so damit beschäftigt gewesen, mich zu retten und dann Jack zu retten, dass ich die Schmerzen bis jetzt gar nicht gespürt hab.
    Er hat dir die Schulter aufgerissen, sagt Jack. Da hab ich gar nicht mehr dran gedacht. Lass mal sehen.
    Er streckt die Hand aus. Ich schlag sie zur Seite.
    Lass mich in Ruhe, sag ich, mir geht’s gut.
    Sei doch nicht so verdammt stur, sagt er. Komm her.
    Fahr zur Hölle!, sag ich. Ich dreh mich um und geh hinter den andern her. Unterwegs les ich meine Armbrust auf. Ich geh schnell und guck nicht zurück. Ich denk gar nicht dran, auf ihn zu warten. Hinter mir fängt er an zu singen.
    Hab bezwungen hohe Berge, hab befahren die sieben Meere,
    Hab an lieblichen Gesichtern auch mich sattgesehen.
    Doch ein Blick auf ihre Schönheit zwang sofort mich in die Knie,
    Ach, gefallen werd ich der kühlen Annie wohl nie.
     
    Hab durchstreift die weite Welt, und nicht nur bei Sonnenschein,
    Hab an Küssen ach so süß mich oft gelabt.
    Doch im Traum ist’s stets nur ihr Mund, den ich seh, so süß wie Wein.
    Ach, kühle Annie, grausame Annie, sei mein.
     
    Hab geliebt so viele Frauen, hab umworben manches Weib,
    Weiche Arme zur Genüge auch gespürt.
    Doch wenn sie mal bei mir läge, sei auch flüchtig unsre Zeit,
    Schier vergehen würd ich, Annie, vor Entzücktheit.
     
    Wurde angefleht zu bleiben von so mancher schönen Maid,
    Doch vor Annie bin ich keiner je ins Netz gegangen.
    Sie verletzt mich und entzieht sich, bis mein Herz blutet vor Leid.
    Ich lieb sie dennoch, meine kühle Annie, bis in alle Ewigkeit.
    Den meisten Leuten wäre wahrscheinlich eher nicht nach Singen, wenn sie gerade erst Hunderte von Höllenwürmern abgewehrt haben. Aber Jack ist nicht wie die meisten Leute. Müsst ich mittlerweile eigentlich wissen.
    Er hat eine kräftige Stimme. Sie trägt über den ganzen See, so klar, als würd er neben mir gehen. Das Lied ist gar nicht mal übel. Und er ist ein ganz ordentlicher Sänger. Aber

Weitere Kostenlose Bücher