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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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ist.
    Während Saba und Ike sich Lugh schnappen, sorgen du und ich für … Ablenkung.
    Genau, sagt Jack.
    Hey, sagt Ike. Sieht aus, als ob der Zauber da unten jetzt richtig losgeht.
    Schon seit einer Weile trägt der Wind Getrommel zu uns rauf. Das Getöse wird immer lauter, immer mehr Trommeln kommen dazu. Sie werden von Tonton in ihren schwarzen Gewändern geschlagen. Jetzt sind auch schrille Knochenflöten zu hören. Überall stehen große Eimer, in denen Feuer brennt.
    Sklaven in weißen Kitteln strömen aus den Schlafbaracken auf den offenen Platz. Männer, Frauen und sogar ein paar Kinder. Sie sind jetzt nicht mehr angekettet. Vor der Plattform fangen sie an, wie wild zu tanzen. Sie wiegen und drehen sich und springen im hohen Bogen über die Feuereimer. Das Getrommel schwillt an und ab. Es wird immer lauter und schallt durch die Nacht.
    Die Tontontrommler fangen an zu singen, und die Sklaven machen mit. Keine Worte. Nur Töne, die tief aus ihren Kehlen kommen. Die Tonton wiegen sich und wirbeln. Die Sklaven hüpfen und drehen sich wie wild.
    Am Palast bewegt sich was. Fackel beleuchten den Weg vom Haus runter in die Felder.
    Epona hat wieder den Weitgucker. Sie hält ihn sich ans Auge. Richtet ihn auf den Palast. Da passiert irgendwas, sagt sie. Dann schnappt sie nach Luft. O Gott. O mein Gott, flüstert sie. Ich fass es nicht.
    Was?, frag ich. Was ist da los?
    Sie schüttelt den Kopf und gibt mir den Weitgucker. Ihre Augen sind weit aufgerissen.
    Als ob sie gerade ein Gespenst gesehen hätt.

    I ch richte den Weitgucker auf den Palast.
    Auf der Treppe davor steht Vikar Pinch.
    Mir bleibt das Herz stehen. Dann schlägt es wie wild. Das kann nicht sein, sag ich. Er ist tot!
    Was?, fragt Jack. Ist das Pinch? Du meinst, der König lebt?
    Ja, sag ich. Aber ich hab ihn doch gesehen. Er ist gestorben. Ich schwör, er ist gestorben.
    Der Teufel ist nicht so leicht zu töten, sagt Ike.
    Pinch ist ganz in Gold. Kurze bauschige Hosen, Strümpfe und Schuhe mit hohen Absätzen. Und über allem drüber trägt er ein schimmerndes goldenes Gewand, mit weißem Pelz an den Säumen. Das Gewand geht bis auf den Boden und schleift hinter ihm her. Es ist mit glitzernden Steinen, Spiegelscherben und Stückchen von Schimmerscheiben geschmückt. Heut hat er weiße Haare. Lange Locken, die ihm bis über die Schultern gehen und sich hoch über seiner Stirn auftürmen.
    Auch sein Gesicht ist golden angemalt. Mit irgendeiner Farbe mit Glitzerteilchen drin. Er stellt sich oben auf der Treppe in Pose. Das Fackellicht tanzt auf ihm. Er leuchtet im Dunkeln, als ob die Sonne vom Himmel auf die Erde runtergekommen wäre. Der Sonnenkönig.
    Plötzlich fällt mir auf, dass er sein rechtes Bein schont.
    Ich kauer mich hin, um unterm Schiff nachzugucken.
    Vikar Pinch liegt auf der Erde. Sein rechtes Bein ist verdreht und liegt in einem komischen Winkel da.
    Er hat ein kaputtes Bein, sag ich. Muss passiert sein, als das Landschiff sich überschlagen hat.
    Vier Sklavenjungen packen den Saum von seinem Gewand. Dann kommen zwei von den größten Tonton und heben ihn vorsichtig hoch. Sie tragen ihn die Treppe runter und setzen ihn in einen glitzernden goldenen Tragsessel, der unten wartet. Die Jungen ordnen sein Gewand um ihn rum an. Dann packen sechs Tonton die Griffe und tragen den Tragsessel über den fackelhellen Pfad Richtung Chaalfelder.
    Ich folg ihnen mit dem Weitgucker. Sie steuern auf den offenen Platz mit der Plattform zu. Pinchs Tragsessel drängelt sich durch die wogende Menge von singenden und tanzenden Sklaven. Sie strecken die Hände nach ihm aus, wollen ihn unbedingt berühren. Die Tontonträger treten nach den Leuten und schubsen sie weg. Sie tragen den Sessel die Treppe rauf auf die Plattform und stellen ihn in der Mitte ab.
    Dann heben sie ihn raus. Sein schimmerndes Gewand bauscht sich im Nachtwind. Sie tragen ihn die Stufen rauf auf die kleinere Plattform und setzen ihn auf den goldenen Stuhl. Dann heben die Tonton den Tragsessel wieder auf und gehen.
    Ich krieg schon wieder dieses Gefühl. Dieses kribbelige Gefühl im Magen, das mir sagt, gleich passiert was Großes. Ich weiß nicht genau, was, aber ich bin bereit. Das Gefühl hab ich immer gehabt, bevor ich in den Käfig gegangen bin.
    Es ist die rote Hitze, die langsam in mir aufsteigt.
    Lasst uns da runtergehen, sag ich.

    W ir halten uns geduckt. Jack, Ike, Epona und ich rennen zwischen den Reihen mit den Chaalbüschen durch. Unter den Bewässerungskanälen durch. Kommen an

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