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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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drauf.
    Jack sagt: Wer auf dem Stuhl da sitzt, hat eine prima Sicht auf alles, was da unten vorgeht.
    Meinst du, sie ziehen das Opferritual trotzdem durch?, frag ich. Obwohl Pinch tot ist?
    Sieht ganz so aus, sagt er.
    Die Tonton rollen zwei Treppen zur Plattform, eine an jede Seite. Dann verschwinden sie wieder Richtung Palast, und für eine Weile ist alles ruhig.
    Ike, Ash und Epona sind mit Emmi und Tommo losgezogen und haben Hermes mitgenommen. Sie bringen den ersten Teil von unserem Plan in Gang.
    Jack und ich haben nichts anderes zu tun als zu warten. Und noch ein bisschen länger zu warten.
    Jetzt ist diese komische Zeit am längsten Tag im Jahr. Es ist so spät, dass es dunkel sein müsste, aber es sind immer noch ein paar Lichtstreifen zu sehen. Dunkle Wolken fegen über den Himmel. Der Wind frischt auf.
    Ich guck zum Mond hoch. Muss noch ungefähr eine Stunde sein bis Mitternacht, sag ich.
    Fast Mittsommer, sagt Jack.
    Ich zitter. Dann sprech ich die Angst aus, die den ganzen Tag immer stärker in mir geworden ist. Sie kommen nicht, sag ich. Oder?
    Ich glaub nicht, dass wir auf sie zählen sollten, sagt er.
    Schon gut, sag ich. Wir schaffen das.
    Noch ein Wagen rollt über den Pfad von den Ställen zur Plattform. Die Tonton springen runter. Sie laden irgendwas ab und tragen es auf die Plattform. Schwere Säcke mit Sand. Arme voll Holz.
    Ich seh keine Waffen, sag ich. Das ist komisch. Und ich hab gedacht, du hast gesagt, es gibt Hundestreifen.
    Heute Abend rechnen sie offensichtlich nicht mit Ärger, sagt Jack. Aber ein paar von ihnen sind bestimmt bewaffnet. Mindestens die Leibwache vom König.
    Ein Rascheln. Ike und Epona sind wieder da. Sie kauern sich neben uns. Ikes Grinsen blitzt weiß im Halbdunkel.
    Emmi und Tommo sind unterwegs zum Treffpunkt?, frag ich.
    Ja, sagt Ike. Sie sind gut auf den Weg gekommen. An der Reifenmüllkippe eine Stunde nördlich von hier warten sie dann auf uns.
    Ist Emmi mit Hermes zurechtgekommen? Sie ist immer noch nicht so gut zu Pferd. Hast du –
    Sie kommt zurecht, Saba, sagt Ike. Keine Angst.
    Bist du sicher, dass sie wissen, was sie tun müssen?, frag ich.
    Ich hab’s Emmi drei Mal wiederholen lassen, sagt Epona. Sie warten an der Müllkippe auf uns. Sie halten sich versteckt. Und wenn wir bis zum Morgengrauen nicht da sind, reiten sie in einem großen Bogen nach Osten und schlagen sich nach Darktrees durch. Sie wissen, dass sie Hermes die Führung überlassen müssen.
    Und Ash?, fragt Jack. Sie ist bei den Ställen?
    Ganz in der Nähe, sagt Epona. Gut versteckt. Sie haben keine Ahnung, dass sie da ist. Sie macht die Pferde für uns fertig. Kann ich mir mal angucken, was da unten los ist?
    Ich geb ihr den Weitgucker. Sie richtet ihn auf die Plattform.
    Was ist das da in der Mitte?, fragt Ike und kneift die Augen zusammen.
    In der Mitte von der großen Plattform schütten sie gerade einen Kreis aus Sand auf, sagt sie. Sieht aus, als ob das eine Sandgrube werden soll. Und in der Mitte davon stellen sie einen Pfahl auf.
    Was? Du meinst, so was wie einen Zaunpfahl?, fragt Jack.
    So in der Art, sagt sie. Aber größer. Höher. Ich frage mich, wofür der da ist.
    Lass mich mal sehen, sagt er.
    Sie gibt ihm den Weitgucker. Er guckt lange durch, dann lässt er ihn sinken. Er guckt mich an und sagt: Der Pfahl hat ungefähr die richtige Größe, um einen Mann dran festzubinden. Und eine Sandgrube ist sehr nützlich, wenn man dafür sorgen will, dass ein Feuer sich nicht ausbreitet.
    Mir rutscht das Herz in die Hose. Mein Atem geht schneller. Nein, sag ich. Nein … sie würden doch nicht … Jack, du glaubst doch nicht, sie würden ihn … ihn verbrennen. Sie werden ihn doch nicht verbrennen, oder?
    Nein, sagt er, das werden sie nicht. Wir lassen sie nicht. Sie werden Lugh nicht wehtun, ich versprech’s dir. Er nimmt meine Hände und hält sie ganz fest. Jetzt … hör mir zu, hör zu. Hörst du mir zu?
    Ja, sag ich, ja.
    Du bleibst jetzt ganz ruhig, sagt er. Und du vertraust mir. Du vertraust uns allen. Ike und Ash und Epona und mir. Tommo und Emmi auch. Wir alle kennen unseren Plan. Wir wissen alle, was wir zu tun haben. Wir gehen jetzt da rüber, okay?
    Okay, sag ich.
    Okay, sagt er. Emmi und Tommo sind unterwegs zum Treffpunkt. Sie sind außer Gefahr. Wenn die Luft bei den Ställen rein ist, macht Ash sechs Pferde fertig. Du und Ike, ihr schnappt euch Lugh. Dann treffen wir uns alle bei den Ställen und reiten los. Epona, sag mir noch mal, was deine Aufgabe

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