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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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unsere, sagt Ike.
    Jetzt sind die Tonton im Obstgarten. Wir sehen die Fackeln auf und ab hüpfen. Gleich sind sie bei uns. Fertig?, flüster ich.
    Fertig, sagt Ike.
    Wir machen uns ganz klein. Holen jeder ein Stück Nesselschnur aus der Tasche.
    Die vier Fackelträger marschieren vorbei. Ihre Schritte lassen den Boden erbeben. Ihr Gesang schallt laut durch die Nacht, komische Worte, die ich noch nie gehört hab. Ihre Gewänder streifen die Büsche. Ich kann die Wärme spüren, die von ihren Körpern ausgeht. Ich kann sie riechen.
    Die nächsten vier marschieren vorbei. Die, die Lugh tragen. Ich seh ihn nur ganz kurz. Seine Augen sind zu. Er wirft den Kopf von einer Seite zur anderen, ruhelos. Mir bleibt das Herz stehen. Sieht aus, als hätten sie ihn betäubt.
    Und hier kommen die letzten sechs Tonton.
    Wir warten. Im Kopf zähl ich mit.
    Zwei, vier.
    Pause.
    Dann kommen die letzten beiden vorbei.
    Ike und ich huschen hinter ihnen auf den Pfad. Völlig geräuschlos.
    Mein Herz schlägt so heftig in meiner Brust, als ob es gleich durch die Rippen brechen will. Ich spiel mit dem Seil in meiner Hand rum.
    Dann nickt Ike mir zu, und wir werfen den Tonton die Seile um den Hals. Ziehen feste dran und zerren sie vom Pfad runter in die Büsche. Sie sind so überrascht, dass sie sich nicht mal wehren.
    Ike hebt seinen Bolzenschießer und zieht den beiden damit eins über – ein Mal, zwei Mal. Jetzt sind sie außer Gefecht. Wenn man was anstellen will, sagt Ike, ist der beste Platz dafür eine lärmende Menschenmenge.
    Wir ziehen sie aus. Schnüren sie zusammen, stopfen ihnen Tücher in den Mund und lassen sie zwischen den Büschen versteckt liegen. Dann ziehen wir ihre schwarzen Gewänder und ihre Brustrüstung über unsere eigenen Kleider. Gucken nach, ob unsere Armbrüste und Köcher auch nicht zu sehen sind. Mir ist das Gewand viel zu lang. Lass mich mal, sagt Ike. Er zieht das Gewand ein Stückchen nach oben, so dass es ein bisschen über den Gürtel hängt.
    Ich hol das Messer aus meinem Stiefelschaft. Steck es mir in den Gürtel, so, dass es nicht zu sehen ist. Ike macht dasselbe mit seinem Bolzenschießer. Dann rennen wir hinter Lughs Begleitern her.
    Ike guckt zu mir und grinst. Seine Zähne blitzen weiß im Fackellicht. Seine Augen funkeln aufgeregt. Er sieht gefährlich aus.
    So weit, so gut. Es ist alles nach Plan gelaufen. Ike und ich haben es geschafft, uns unter die Tonton zu mischen.
    Aber hier sind wir mit unserem Plan auch schon am Ende. Ab jetzt müssen wir uns auf die Schnelle was einfallen lassen. Genau wie Jack gesagt hat.

    W ir marschieren über den Weg durch die Chaalfelder auf die Plattform zu.
    Dann sind wir an dem offenen Platz, der bis zum Rand voll mit tanzenden schwitzenden Sklavenleibern ist. Die Trommeln schlagen immer schneller. Die Sklaven stampfen mit den Füßen und singen. Der Lärm ist ohrenbetäubend.
    Die vier Tonton-Fackelträger drängeln sich mitten in die Menge rein, schreien und schubsen die Sklaven zur Seite, machen den Weg frei für Lugh. Dann schließen wir die Reihen und stemmen uns als Gruppe einen Weg durch die Menge, Ike und ich ganz hinten. So aus der Nähe steigt mir der säuerliche Geruch von ungewaschenen Körpern in die Nase. Ekelhaft.
    Wir kommen zu der Treppe, die zur Plattform hochgeht. Laufen rauf. Stehen auf der Plattform. Ike und ich ziehen uns die Kapuzen tief ins Gesicht. Ich guck schnell zu Vikar Pinch. Dem König. Er sitzt in seinen goldenen Kleidern auf seinem goldenen Stuhl und starrt auf die wogende, singende Menge. Das glitzernde Goldgesicht ist völlig ausdruckslos.
    Die vier Tonton, die Lugh tragen, marschieren rüber zur Sandgrube. Als sie ihn da absetzen, knicken seine Knie ein, und sein Kopf baumelt nach hinten. Hastig fangen sie ihn auf und stellen ihn mit dem Rücken an den Pfahl. Binden ihn dran fest, an Händen und Füßen. Dann legen sie trockenes Anmachholz um seine Füße.
    Lugh steht mit dem Gesicht zur Menge. Seine Brust ist nackt. Er trägt nur Hose und Stiefel. Seine Augen sind immer noch zu. Sein Kopf baumelt zur Seite, aber ich seh, dass seine Lippen sich bewegen. Unwillkürlich mach ich einen Schritt auf ihn zu.
    Ike reißt mich zurück. Warte, zischt er. Guck doch.
    Überall auf der Plattform passiert irgendwas. Die Tonton sind jetzt mit Lugh fertig. Ihre brennenden Fackeln stecken sie in den Rand von der Sandgrube.
    Dann stellen sie sich hastig links und rechts von der Grube auf. Zwei Reihen zu je sieben.
    In dem ganzen Durcheinander

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