Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
Hm-hm, sagt sie.
    Ein normaler Stein würd sich auf der Haut erwärmen. Der hier nicht. Er bleibt kalt, bis du in die Nähe von dem kommst, was dein Herz sich wünscht. Dann wird der Stein warm. Je näher du drankommst, desto heißer brennt der Stein. Und daran merkst du es.
    Ich verzieh das Gesicht. Ich hab gar nicht gewusst, dass du an so was glaubst, sag ich.
    Oh, ich glaub auch nicht daran, sagt Mercy, eigentlich nicht. Aber deine Mutter hat dran geglaubt. Sie hat gesagt, er hat ihr den Weg zu Willem, zu deinem Vater, gezeigt. Deshalb hat sie ihn mir gegeben. Sie hat gesagt, sie hofft, dass er mir auch zeigt, was mein Herz sich wünscht.
    Und? Hat er?, frag ich.
    Tja, sagt Mercy, ich hab das Tal hier gefunden. Ich denk, man könnt sagen, es ist das, was mein Herz sich gewünscht hat.
    Aber ist der Herzstein warm geworden?, frag ich.
    Mercy antwortet nicht gleich. Dann sagt sie: Das ist lange her. Ich weiß es nicht mehr.
    Ich guck sie an. Kann nicht sagen, ob sie lügt oder nicht.
    Warum gibst du ihn Saba?, fragt Emmi.
    Allis hat immer gesagt, ein Herzstein gehört einem nicht, sagt Mercy, man ist bloß eine Zeit lang sein Hüter. Wenn man gefunden hat, was das Herz sich wünscht, gibt man ihn an jemand anders weiter. An jemand, der seine Hilfe braucht.
    Ich brauch keine Hilfe, sag ich. Ich weiß schon, was mein Herz sich wünscht. Ich will Lugh finden und ihn zurückholen.
    Da hast du sicher recht, sagt Mercy. Aber egal ob du dran glaubst oder nicht, es ist doch schön für dich, etwas zu haben, was deiner Mutter gehört hat. Was ihr was bedeutet hat.
    Danke, sag ich. Ich meine, hierfür und … tja … danke für alles, Mercy. Ich mach mich jetzt besser auf den Weg.
    Wenn du nach Hopetown kommst, stell nicht gleich überall Fragen, sagt sie. Damit fällst du nur auf, und das bedeutet Ärger. Sei auf der Hut. Trau niemandem.
    Ich kann auf mich aufpassen, sag ich.
    Und Saba … sei vorsichtig, wenn du das Sandmeer überquerst. Das ist unberechenbar. Lausch immer dem Wind. Sie umarmt mich feste. Ich wünscht, du würdst auf mich hören und bei Nacht wandern.
    Ich guck Em an. Sie starrt zu Boden.
    Wir sind im Handumdrehen wieder da, sag ich. Lugh und ich.
    Ich streck die Hand aus, um ihr durch die Haare zu wuscheln, aber sie duckt sich weg.
    Tja, sag ich, ich mach mich dann auf den Weg.
    Ich nehm meinen Rindenbeutel und geh los. Bin gerade mal zehn Schritte weit gekommen, da hör ich hinter mir: Saba!
    Emmi kommt zu mir gerannt und wirft die Arme um mich, klammert sich an mich. Beeil dich!, sagt sie.
    Sei ein braves Mädchen und gehorch Mercy, sag ich. Ich verlass mich auf dich. Ich tret einen Schritt zurück.
    Wiedersehen, Em, sag ich.
    Wiedersehen, Saba, sagt sie.
     
    Sobald ich den Waldrand erreiche und außer Sicht bin, nehm ich den Herzstein ab und stopf ihn in die Tasche.
    Ich weiß, was mein Herz sich wünscht. Ich brauch keinen Stein, der mir sagt, wann ich’s gefunden hab.

Das Sandmeer
    E in neuer Morgen.
    Ich bin schnell gewandert. Manchmal fast gerannt. Seit ich gestern Morgen von Crosscreek weg bin, hab ich es so eilig gehabt, die verlorene Zeit gutzumachen, dass ich den ganzen Tag und die ganze Nacht durch gewandert bin. Bloß ein Mal hab ich angehalten und zwei Stunden geschlafen. Ich fühl mich nicht müde. Überhaupt nicht. Ich wünscht, ich müsst nie mehr schlafen. Jedenfalls nicht bis ich Lugh gefunden hab.
    Hier ist mein Steinhaufen. Das Zeichen, das mich dran erinnern soll, wo die Hufabdrücke aufhören. Ich bin erleichtert. Insgeheim hab ich Angst gehabt, dass er nicht mehr da ist. Dass ich nur geträumt hab, ich hätt ihn aufgerichtet, damit er mir den Weg zeigt.
    Die Hufabdrücke sind noch zu sehen. Lughs letzte Spur. Wenn kein Regen kommt, der sie abwäscht, werden sie lange zu sehen sein, bis der Wind sie irgendwann abgetragen hat. Vielleicht sind sie ja noch hier, wenn ich mit Lugh zurückkomm.
    Ich lass meine Sachen auf den Boden fallen: Rindenbeutel, Armbrust, Köcher. Nero ist die letzten Stunden geflogen und zum Spaß immer wieder auf mich runtergestürzt. Jetzt kommt er angeflattert und setzt sich auf mein Zeug, um sich auszuruhen.
    Zur Entspannung lass ich die Schultern rollen und trink dabei einen großen Schluck aus meinem Wasserschlauch. Ein bisschen Wasser gieß ich in die Hand und wasch mir den Staub aus dem heißen Gesicht. Mit einem Ende von meinem Shemag trockne ich mich ab. Dann gieß ich ein bisschen Wasser auf meinen Blechteller und stell ihn für Nero auf die

Weitere Kostenlose Bücher