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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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später nach ihm gesucht hab, ist er weg gewesen. Hat sich nicht mal verabschiedet. Ich hatte ihn fast vergessen, bis jetzt.
    Warum hat Pa uns nicht von ihm erzählt?, frag ich.
    Vielleicht hat er es vergessen, sagt sie, so wie ich. Mir ist es damals nicht so furchtbar wichtig vorgekommen. Wir haben ihn einfach für einen verrückten Landstreicher gehalten.
    Also meinst du, Trask ist einer von den Männern, die Lugh geholt haben? Einer von den Tonton?
    O nein, dafür wär er jetzt schon zu alt. Die Tonton sind Männer im besten Alter. Trask muss damals mindestens vierzig gewesen sein, und das ist achtzehn Jahre her.
    Dann muss er jemand anders von Lugh erzählt haben, sag ich.
    So sieht’s aus, sagt sie. Was ist mit eurem Nachbarn?
    Procter John? Ich runzel die Stirn. Irgendwas tanzt da am Rand von meinen Gedanken, aber ich bekomm es nicht richtig zu fassen. Dann: Jetzt weiß ich wieder!, sag ich. Er hat was Komisches gesagt … er hat zu denen gesagt: Ich muss es wissen. Ich hab ihn die ganze Zeit im Auge behalten, wie ihr gewollt habt.
    Mercy atmet geräuschvoll aus. Ein Spion, sagt sie. Die Tonton haben ihn auf Lugh angesetzt. Haben ihn wahrscheinlich mit Chaal und Drohungen bei der Stange gehalten.
    Trask muss es den Tonton erzählt haben, sag ich. Aber ich versteh immer noch nicht, warum es Lugh sein muss. Warum sie gewartet haben, bis er achtzehn ist.
    Das versteh ich selbst nicht, sagt sie. Aber wenn du das rausfindest, ist es gut möglich, dass du dann auch deinen Bruder findest.

    E s wird langsam hell, als ich aus der Hütte trete.
    Ich wünscht, du würdst mehr von mir annehmen, sagt Mercy. Mit einem bisschen Dörrfleisch und getrockneter Jamswurzel kommst du nicht länger als ein paar Tage hin.
    Deine Vorratskammer quillt auch nicht gerade über, sag ich. Und dank uns hast du jetzt zwei hungrige Mäuler zu stopfen.
    Ich kümmer mich schon um das Kind, sagt sie.
    Und ich kümmer mich um mich, sag ich. Ich hab jede Menge Wasser. Für alles andere hab ich das hier. Ich klopf auf meine Armbrust.
    Wie du meinst, sagt sie.
    Mach dir keine Sorgen.
    Mercy legt den Arm um Emmi. Was hältst du davon, wenn wir Saba über die Wiese begleiten? Sie gut auf den Weg bringen?
    Emmi zuckt die Achseln. Zupft am Kleid von ihrer Puppe. Wenn du willst, sagt sie.
    Ich weiß, ich mach mich nicht gerade beliebt bei Em, indem ich sie hier bei Mercy lass. Aber wenigstens wirkt sie heute nicht so feindselig. Ist auch egal, sie wird sich bald daran gewöhnen. Und hier bei Mercy und Tracker ist sie in Sicherheit. Vielleicht hat sie sogar mal ein bisschen Spaß, kann das Pony reiten und im Bach planschen. Kinder müssen auch mal Spaß haben. Sie gehen mit mir über die Brücke. Nero fliegt voraus, Tracker jagt ihm hinterher. Das hohe Gras auf der Wiese raschelt an unseren Beinen.
    Ich bleib stehen. Dreh mich um. Werf einen letzten Blick auf dieses friedliche grüne Tal mit seinem sauberen Wasser und der duftenden Luft. Mir ist eng um die Brust. Tränen schießen mir in die Augen. Ich kann das nicht. Ich werd es nicht schaffen, ihn zu finden. Ich kann das nicht allein.
    Saba? Mercy berührt mich sanft am Arm.
    Ich atme ein paar Mal tief durch. Verfluch meine Schwäche. Wisch mir über die Augen. Lugh zählt auf mich. Nur auf mich allein.
    Sie werden dich brauchen, Saba. Lugh und Emmi. Und da werden noch andere sein. Viele andere. Gib der Angst nicht nach. Sei stark, ich weiß ja, dass du stark bist.
    Ich bin kein Schisser, Pa.
    Was ist, Saba?, fragt Emmi.
    Ich dreh mich um. Nichts, sag ich.
    Ich hab was für dich, sagt Mercy. Halt die Hand auf.
    Ich gehorch. Sie legt was in meine Hand und schließt meine Finger darum.
    Was ist das?, fragt Emmi.
    Ich mach die Hand auf. Da liegt ein rosaroter Stein. Glatt, sieht aus wie ein Vogelei, ungefähr so lang wie mein Daumen. Fühlt sich kühl an. Sogar kalt. Er ist auf einen langen Lederriemen gezogen, damit man ihn um den Hals tragen kann. Ich halt ihn hoch, und das Licht scheint durch, milchig und trüb.
    Der ist hübsch, sagt Emmi.
    Das ist ein Herzstein, sagt Mercy. Sie legt ihn mir um den Hals. Deine Mutter hat ihn mir gegeben.
    Ich berühr ihn. Ein Geschenk von meiner Mutter. Ich hab noch nie was gehabt, was ihr gehört hat.
    Was ist ein Herzstein?, fragt Emmi.
    Er zeigt dir, wenn du gefunden hast, was dein Herz sich wünscht, sagt Mercy.
    Wie macht er das denn? Emmi runzelt die Stirn.
    Fass ihn mal an. Spürst du, wie kalt er jetzt ist? Obwohl er auf Sabas Haut liegt?
    Em berührt ihn.

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