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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Kopf. Er riecht nach staubigen warmen Federn. Du bist der klügste Vogel, den es gibt. Das weißt du auch, oder?
    Er macht tschack tschack tschack wie immer, wenn er zufrieden mit sich ist. Dann windet er sich, damit ich ihn loslass. Nero hat es nicht mit Umarmungen und so.
    Der Wind heult mich an, ich soll weitergehen. Wirbelt jede Menge Sand in die Luft und schmeißt ihn mir ins Gesicht.
    Zeit weiterzugehen, sag ich.
    Als ich etwa anderthalb Meilen gelaufen bin, guck ich mich um.
    Die Siedlung ist weg. Spurlos verschwunden.
    Wieder vom Sand verschluckt.

    S päter am Vormittag entdeck ich in der Ferne einen Hügel mit flachem Gipfel. Staubig roter Fels, hoch und kahl. Von da oben müsst ich einen guten Blick in alle Richtungen haben. Vielleicht kann ich von da aus sogar Hopetown und die Black Mountains sehen.
    Nero fliegt auf den Hügel und wieder zu mir runter, er will mich antreiben. Er kann nicht fassen, wie langsam ich bin, wie lange ich brauche, um irgendwo hinzukommen. Ich glaub, ich tu ihm leid mit meinen zwei Beinen.
    Als der Tag zu Ende geht, erreich ich den Hügel und fang an, raufzuklettern. Ich muss mich um Felsen rumschlängeln und über Geröll klettern. Nero geht vor, er hüpft mühelos von Stein zu Stein, dann kommt er zurück und krächzt mich an, ich soll mich beeilen.
    Angeber, sag ich.
    Ich zieh mich die letzten paar Meter hoch und lass mich oben auf den Bauch plumpsen. Warte, bis ich wieder Luft krieg, dann steh ich auf. Der Gipfel ist schmaler, als ich gedacht hab, nicht mehr als fünfzig Schritt im Durchmesser an der breitesten Stelle.
    Im Nu bin ich auf der anderen Seite. Ich schnapp nach Luft.
    So weit das Auge reicht, bis zum Horizont und noch dahinter, ist Sand. Gewaltige Sanddünen, ungeheure goldene Sandflächen, zu Wellen und Hügeln und Bergen und Tälern angehäuft. An einer Seite glatt, an der anderen gefurcht. Riesig. Endlos.
    Keine Spur von irgendeiner Stadt. Keine Spur von irgendwelchen Bergen.
    Ich fass es nicht. Ich hab gedacht, ich wander schon seit zwei Tagen durchs Sandmeer. Aber das ist noch gar nichts. Das ist erst der Anfang gewesen. Hier. Jetzt. Hier fängt die Überquerung erst an.
    Mir rutscht das Herz in die Hose. Mein Magen krampft sich zusammen. Ich leck mir über die trockenen Lippen.
    Nero kommt angeflattert und landet auf meiner Schulter.
    Es ist groß, sag ich. Was meinst du?
    Er krächzt und ruckt mit dem Kopf auf und ab.
    Kein Problem, was? Du hast leicht reden.
    Ich guck wieder aufs Sandmeer raus.
    Es ist zu groß, sag ich. Verdammt nochmal zu groß.
    Gib der Angst nicht nach, Saba. Sei stark, ich weiß ja, dass du stark bist.
    Ich bin kein Schisser, Pa.
    Wenn ich sparsam bin, müsst ich mit dem Wasser und dem Essen, was ich hab, noch drei Tage auskommen. Danach hab ich nur noch meine Armbrust und meinen Grips.
    Nero schwingt sich vom Rand des Hügels. Er segelt über den Wüstenboden und krächzt, ich soll endlich weitergehen.
    Okay, sag ich. Ich komm ja schon. Hoffentlich hast du recht.
    Dann mach ich mich an den Abstieg.

    E s fängt an, dunkel zu werden. Ich muss bald anhalten und ein Lager für die Nacht aufschlagen.
    Plötzlich wird der Wind stärker.
    Er kommt aus dem Nichts, heult und stöhnt. Schnappt nach dem Sand auf der nächsten Düne und schleudert ihn weg. Was hat Mercy noch gleich gesagt?
    Und sei vorsichtig, wenn du das Sandmeer überquerst. Das ist unberechenbar. Lausch immer dem Wind.
    Ich kletter gerade eine Düne hoch. Bleibe stehn. Guck mich um. Überall um mich rum fangen die Dünen an zu wandern, verändern ihre Gestalt.
    Heilige Scheiße, sag ich.
    Ich wickel mir das Shemag schön fest um Nase und Mund. Der Wind wird noch stärker. Frecher. Er zupft an mir, versucht mich umzuwerfen. Er will mich. Sand fliegt mir ins Gesicht, beißt in meinen Augen. Mein Umhang flattert mir um die Beine und knattert im Wind.
    Nero!, brüll ich. Nero! Wo bist du? Die Wörter werden mir vom Mund weggerissen.
    Nero stürzt immer wieder auf mich runter und krächzt aufgeregt. Ich muss brüllen, um den Wind zu übertönen. Hau ab! Ich wedel mit den Händen. Na, los! Ich komm klar!
    Er verschwindet.
    Die Welt um mich rum heult mir ihre Wut ins Gesicht. Sie ist zu groß. Ich bin zu klein. Dann fängt der Sand unter meinen Füßen an zu rutschen, zu wandern – als ob er mich nicht mehr auf sich haben will.
    Die Angst schlägt mir ihre Krallen in die Kehle. Ich hab Sand in den Augen. Kann kaum noch was sehen. Gleich werd ich gar nichts mehr sehen können. Tu

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