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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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gesagt hat.
    Sie sind die persönliche Leibwache vom Käfigmeister, der den Kämpfen gemütlich von seinem Balkon aus zuguckt. Sie bewachen das Tor, sie überprüfen, wer nach Hopetown kommt und wer weggeht. Sie sind auf den Wachtürmen – an jeder Ecke von den Palisaden um die Stadt rum steht einer. Sie haben die Aufsicht über die bewaffneten Wachen, die die Meute im Kolosseum überwachen und auf den Straßen Streife gehen. Sie haben die Aufsicht über den Abschaum, der uns hier in den Zellentrakten bewacht – es gibt einen Trakt für die männlichen Kämpfer und einen für die Frauen. Und sie beaufsichtigen uns auf dem Übungsplatz.
    Und der Tonton, der die Aufsicht über alle hat, ist DeMalo. Angeblich untersteht er dem Käfigmeister. Aber nach dem, was ich an meinem ersten Tag hier gesehen habe, untersteht der keinem, nur sich selbst. Hin und wieder steht er beim Käfigmeister auf dem Balkon, wenn ein Kampf läuft. Aus der Nähe hab ich ihn nicht mehr gesehen. Hoffentlich bleibt das so.
    Aber all die Wachen und die Wachtürme, die abgeschlossenen Zellen und die Ketten, die mich fesseln – nichts davon hält mich davon ab, dass ich versuch zu flüchten.
    Beim ersten Mal hab ich gewartet, bis es Nacht gewesen ist. Dann hab ich das Schloss an meiner Zelle mit einem rostigen Nagel geknackt. Hatt ich auf dem Übungsplatz in einer Ecke gefunden. Der Wärter hat gerade ein Nickerchen gemacht, und ich hab versucht, ihm die Schlüssel vom Gürtel zu klauen. Dabei haben sie mich erwischt.
    Beim zweiten Mal hab ich auf dem Rückweg vom Kolosseum meinen Wärter ins Gesicht geboxt und bin einfach losgerannt.
    Beide Male haben sie mich ins Loch geworfen, um meinen Widerstand zu brechen. Das tun sie mit allen, die Ärger machen. Aber ein paar Stunden eingesperrt in einem Metallkasten unter der Erde werden mich nicht davon abhalten, dass ich versuch abzuhauen, und das wissen sie auch.
    Darum ketten sie mich jetzt in der Zelle immer an meine Pritsche an. Darum bringen sie mich jetzt in einem verriegelten Transportkäfig zum Kolosseum und von da wieder zurück. Und darum durchsuchen sie mich jetzt immer, bevor sie mich wieder in meine Zelle sperren.
    Aber sie tun mir nie weh. Sie rühren mich nicht an. Ich kämpf nicht öfter als zwei Mal in der Woche. Der Todesengel zieht die Massen ins Kolosseum. Ich bin das Beste, was Hopetown seit langem passiert ist. Sie wollen sichergehen, dass das so bleibt.
    Ich weiß nicht, was die Pinchs mit dem Käfigmeister abgemacht haben, aber egal, was es ist, sie sind bestimmt fein raus. Manchmal seh ich sie, Miz Pinch, auf dem Balkon vom Käfigmeister, wenn sie mir beim Kämpfen zusieht. Aber sonst hab ich mit den beiden nichts mehr zu tun.
    Emmi bekomm ich auch nicht zu sehen. Ich find es grässlich, dass ich nicht weiß, ob’s ihr gutgeht oder nicht. Aber ich hab keine Möglichkeit, ihr eine Nachricht zu schicken. Ich kann nur hoffen, dass sie es schafft, mir eine zu schicken. Und dass sie Miz Pinchs Faust aus dem Weg gehen kann.
    Ich krieg gut zu essen. Hab meine eigene Zelle und eine Pritsche mit einer Decke. Die anderen Kämpferinnen werden alle zusammen in einer großen Zelle gehalten und müssen nachts auf dem Boden liegen. Die bekommen keine Sonderbehandlung.
    Sogar der Hauptmann der Wache, Mad Dog, hält Abstand zu mir. Er heißt Mad Dog – tollwütiger Hund –, weil er manchmal so zugechaalt ist, dass man nicht weiß, was er diesmal wieder anstellt. Und er stellt alles Mögliche an. Mit den Wachen, mit den anderen Kämpfern. Aber nicht mit mir. Er wagt es nicht, mich anzurühren.
    Also ess ich, was sie mir geben, kämpf, wenn sie mich dazu zwingen, und halt Ausschau nach einer Gelegenheit zum Abhauen. Ich werd jede Gelegenheit nutzen. Ein Wärter, der nicht hinguckt. Eine Tür, die zur richtigen Zeit auf ist. Alles. Sie können mich, so oft sie wollen, ins Loch stecken. Ich muss nur ein einziges Mal Glück haben.
    Nachts, wenn alles still ist, sitz ich in meiner Zelle oder lauf hin und her. Ich schlaf nicht länger als ein, zwei Stunden am Stück. Wenn ich nämlich die Augen zumach, holt mich die Dunkelheit. Sie gleitet aus ihrem Versteck und nimmt mich in ihre kalten, kalten Arme. Sie schlüpft mir ins Blut, in die Knochen, in die Seele. Sie quetscht alle Hoffnung aus mir raus.
    Wenn ich sie reinlass, komm ich hier nie raus. Dann bleib ich hier und kämpf im Käfig, bis ich anfang zu verlieren. Dann bleib ich hier, bis ich beim Spießrutenlauf sterb.
    Ich hab Angst, dass die

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