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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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versuch, den Anblick in mich aufzunehmen.
    Das Haus vom Käfigmeister steht oben auf einem Hügel. Unter uns sind viele Reihen von Sitzen in den Hang gehauen, dazwischen drei leere Durchgänge, die von ganz oben bis ganz unten gehen.
    Die Sitze sind gedrängt voll mit Leuten. Alle brüllen wie wild, ein paar springen rum, zeigen auf irgendwas und schütteln die Fäuste. Und alle gucken auf eine Stelle.
    Auf einen Käfig. Auf einer freien Fläche am Fuß vom Hügel steht ein großer Metallkäfig.
    Drinnen kämpfen zwei Männer. Wenn man nach dem Gebrüll der Leute geht, nach dem Geruch von Erregung in der Luft vom Kolosseum, bahnt sich da gerade die große Entscheidung an.
    Die Kämpfer sind beide barfuß, mit nackten Armen und Beinen. Sie haben kurze Kittel an. Keine Waffen. Sie boxen, ringen, treten sich, klettern an den Käfigwänden hoch und werfen sich runter auf ihren Gegner.
    Einer wird langsam müde. Blut läuft ihm aus der Nase, und er fängt an, zu stolpern und blind um sich zu boxen.
    Sieht aus, als ob es für Artashir zu Ende geht, sagt der Käfigmeister.
    Artashirs Gegner drängt ihn in eine Ecke, packt ihn mit beiden Händen am Hals und hält ihn da fest, knallt ihn immer wieder gegen die Käfigstangen. Artashir wird schlaff. Der andere lässt ihn los, und er rutscht zu Boden.
    Der Sieger reckt die Hände übern Kopf und stößt mit den Fäusten in die Luft. Die Menge dreht durch. Alle zeigen sie auf den Käfig, kreischen und springen wild rum. Ein paar kämpfen sogar miteinander, mit so einem irren Blick in den Augen. Wachen drängen sich zu ihnen durch und reißen sie auseinander.
    Artashir rappelt sich langsam hoch. Er schwankt ein bisschen. Die Menge buht ihn aus. Dann gucken sie alle hoch zu unserer Plattform und fangen an zu rufen.
    Spießrutenlauf! Spießrutenlauf! Spießrutenlauf!
    Artashir guckt hoch zum Käfigmeister. Der Käfigmeister starrt auf ihn runter.
    Normalerweise freu ich mich auf den Teil hier, sagt er. Aber der da hat was … sein Lebenswille ist offenbar stärker als bei den meisten. Deshalb hat er wohl auch so lange durchgehalten. Er war auf jeden Fall gut fürs Geschäft. Tja, hat keinen Zweck, rührselig zu werden. Er hat seine letzten beiden Kämpfe verloren, und das ist jetzt der dritte. Regeln sind Regeln.
    Er nimmt das rote Tuch ab und hebt es mit der rechten Hand übern Kopf. Die Menge brüllt noch lauter.
    Der Käfigmeister seufzt. Ach, bringen wir’s hinter uns, sagt er. Dann lässt er den Arm sinken.
    Zwei stämmige Käfigwärter machen die Tür vom Käfig auf und ziehen Artashir raus. Die Leute stürzen alle auf den Gang zu, der von der Mitte des Kolosseums nach oben verläuft. Sie klettern übereinander weg, boxen und treten um sich, um nach ganz vorn zu kommen. Bewaffnete Wachen zerren die Leute aus dem Weg, drängen sie zurück, damit der Durchgang frei bleibt.
    Dafür leben sie, sagt der Käfigmeister. Die sind schlimmer als Tiere. Das passiert mit einem, wenn man zu viel Chaal nimmt. Trottel.
    Dann fangen die Leute an, mit den Füßen zu stampfen. Alles bebt, sogar die Plattform, auf der wir stehen. Das Stampfen wird immer schneller.
    Die Wärter schubsen Artashir vor. Er guckt sich im Kolosseum um. Atmet tief durch die Nase ein, hält den Kopf hoch. Dann verändert sich sein Gesicht. Es wird grimmig. Als ob er eine Entscheidung getroffen hat. Er guckt zum Käfigmeister hoch und spuckt auf den Boden.
    Der Käfigmeister lacht leise.
    Dann wirft Artashir den Kopf in den Nacken und brüllt. Brüllt wie ein wildes Tier, das in die Enge getrieben ist, aber bis zum bitteren Ende kämpfen will.
    Er rennt los und jagt den Mittelgang lang. Hände werden ausgestreckt, schlagen nach ihm, greifen nach seinem Kittel, versuchen, ihn zu Boden zu ziehen. Er schlägt zu und kann sich losreißen. Kann noch ein paar Schritte weitertorkeln. Aber die Menge drängt nach vorn in den Gang, die Leute heulen wie Wölfe auf der Jagd und begraben ihn unter sich. Wie Wellen, die einen ertrinkenden Mann runterziehen. Artashir verschwindet.
    Mir dreht sich der Magen um.
    Es ist ein Jammer, wenn ein guter Kämpfer in den Spießrutenlauf muss, sagt der Käfigmeister.
    Er guckt mich an. Streckt eine kalte, klebrige Hand aus und streicht mir über die Wange.
    Jetzt bist du dran, sagt er.

    S ie ist kleiner als ich.
    Gleich nach dem Startzeichen geht sie wütend auf mich los. Sie bewegt sich so schnell, dass ich ihre Fäuste nicht mal sehen kann. Der erste Schlag trifft mich ins Gesicht. Der

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