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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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verschränkt die Hände hinterm Kopf und streckt die Beine aus.
    Wunder über Wunder, sagt er. Ike Twelvetrees hat sich doch noch im Netz der Liebe verfangen. Das muss ich dir lassen, Saba. Nenn den ersten Jungen nach mir, ja?
    Den ersten –! Ich schieb den Stuhl zurück und spring auf. Ich heirate Ike nicht! Ich heirate niemanden! Was zum –?
    Dann fang ich den Blick auf, der zwischen den beiden hin- und hergeht. Jacks Mund zuckt, dann lachen sie laut los. Ich guck sie böse an, und sie johlen und hauen sich gegenseitig auf den Rücken wie zwei Vollidioten. Verdammter Jack. Er tut es schon wieder, lässt mich wie einen Trottel dastehen.
    Sehr witzig, sag ich. Wie die Hyänen. Na los, lacht euch kaputt.
    Ich will gehen, aber Ike legt einen von seinen langen Armen um mich.
    Ah, nicht doch, sagt er und wischt sich über die Augen. Bleib hier. Wir haben’s nicht böse gemeint, stimmt doch, Jack? Wir haben nur Spaß gemacht. Du musst mich nicht heiraten … jedenfalls erst, wenn du so weit bist.
    Das dürfte dann wohl nie sein, sag ich.
    Er packt sich ans Herz. Das tut weh!, sagt er. Dann zieht er meinen Stuhl wieder an den Tisch. Setz dich, sagt er. Trink was. Sag mir, was euch in den One-eyed Man bringt.
    Er nimmt einen Krug und gießt eine durchsichtige Flüssigkeit in drei angeschlagene Becher.
    Ich bleib stehen und verschränk die Arme vor der Brust.
    Was ist los?, fragt Ike. Du machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.
    Ich mag’s nicht, wenn Leute sich über mich lustig machen, sag ich.
    Gefährlich und reizbar, sagt Ike. Wenn du dich da mal nicht übernommen hast mit deinem Mädchen, Jack.
    Ich bin nicht sein Mädchen, sag ich.
    Darauf kannst du Gift nehmen, sagt Jack.
    Ike zieht eine struppige Augenbraue hoch. Bist du dir da sicher? Na komm, sagt er zu mir. Setz dich. Trink.
    Ich setz mich hin.
    Jack hebt seinen Becher. Ike und ich unsere auch.
    Auf Molly Pratt, sagt Jack.
    Ike guckt ihn böse an. Pass auf, was du sagst, sagt er.
    Jesses, Ike, sagt Jack. Ich sag doch nur … auf Molly Pratt.
    Jetzt guckt Ike ganz verschmitzt. Beugt sich über den Tisch und wackelt mit den Augenbrauen. Auf Molly Pratt, sagt er, auf ihre Rüschenschlüpfer.
    Was für eine Frau!, sagt Jack.
    Was für Schlüpfer!, sagt Ike.
    Dann stürzen sie ihre Getränke runter.
    Ich trink vorsichtig einen Schluck. Feuer rast über meine Zunge und durch meine Kehle. Tränen schießen mir in die Augen.
    Jack schlägt mit der Faust auf den Tisch. Schnappt nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Geht runter wie Öl, Ike, sagt er. Was ist das?
    Kiefernharzwodka, sagt Ike. Trink ihn auf einen Schluck aus, sagt er zu mir. Dann schmeckst du nichts.
    Ich hol tief Luft und trink den Becher auf einen Schluck aus, wie er gesagt hat. Das Feuer kommt in meinem Magen an und brennt da langsam weiter.
    So, sagt Ike, jetzt zum Geschäft. Ich kenn dich, Jack. Du tauchst doch nur auf, wenn du was von mir willst. Was ist es diesmal?

    F reedom Fields, sagt Ike. Soso. Interessant.
    Was weißt du darüber?, frag ich.
    Nur was alle hier in der Gegend auch wissen, sagt er. Hab halt davon gehört.
    Vorher hat er kurz zu Jack geguckt. Es ist nur ein ganz schneller Blick gewesen. Aber der bringt mich auf den Gedanken, dass er vielleicht doch mehr weiß. Ich mach schon den Mund auf, um ihn danach zu fragen. Aber da knallt ein Junge drei Schalen mit Eintopf auf den Tisch. Dann wart ich eben noch.
    Der Junge hat noch nicht mehr als vierzehn Sommer gesehen. Er ist dünn und käsig, als würd er nie an die Sonne kommen. Und er besteht nur aus Ellbogen und Ohren und großen plumpen Füßen. Ike zerzaust ihm die Haare.
    Danke, Sohn.
    Der Junge lächelt Ike schüchtern an, nickt und geht hastig wieder. Wir langen zu.
    Ich hab gar nicht gewusst, dass du einen Sohn hast, Ike, sagt Jack.
    Ach, Tommo ist nicht mein leiblicher Sohn, sagt Ike. Er ist vor ein paar Jahren im Winter aufgetaucht. Hab ihn eines Morgens im Schuppen gefunden, wo er sich zwischen die Pferde gekuschelt hatte. Halb verhungert … du hast die Rippen zählen können.
    Wo ist er her?, fragt Jack.
    Keine Ahnung, sagt Ike. Als ich ihn gefragt hab, hat er nur gesagt: Er hat mir gesagt, ich soll auf ihn warten. Ich hab gewartet und gewartet, aber er ist nicht wiedergekommen. Später hab ich rausgefunden, dass es sein Pa gewesen ist, der ihm das gesagt hat. Ich hab ihn aufgenommen. Was hätt ich sonst tun sollen? Er folgt mir überall hin wie ein Hündchen. Er kann nicht hören, aber er guckt auf deine

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