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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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seine Arme, packt mein Gesicht und küsst mich.
    Ich streck die Hände von mir, ganz steif. Zuerst vor Schreck. Aber dann, um sie von Jack wegzuhalten. Es juckt mir in den Fingern, ihn zu berühren. Überall. Seine Arme, sein Gesicht, seinen Rücken, seine Brust. Ich darf das nicht zulassen.
    Ich geb ihm einen Schubs. Er fällt rückwärts in den Schlamm.
    Wofür war das jetzt?, brüllt er.
    Für den Kuss!, brüll ich zurück. Und wag das ja nie wieder!
    Oh, mach dir deswegen keine Sorgen, sagt er, lieber stürze ich mich den Wasserfall da runter!
    Er rappelt sich hoch.
    Lieber schlaf ich nackt in einem Nest mit Skorpionen!, sagt er.
    Er stapft davon. Ajax zieht er hinter sich her.
    Ich folg ihm mit Hermes.
    Meine Lippen prickeln.

    D as ausgeblichene Schild mit dem aufgemalten Männerkopf schaukelt und quietscht. Der Kopf guckt finster auf uns runter. Da, wo sein linkes Auge sein müsste, hat er ein blutiges Loch.
    Da sind wir, sagt Jack. Willkommen im One-eyed Man.
    Das Gasthaus drückt sich, niedrig und schäbbig, in den Berghang. Regen strömt über das durchhängende Dach und den Dachrand runter. Aus dem Schornstein kommt eine dünne, helle Rauchfahne.
    Sieht mir nicht besonders gastfreundlich aus, sagt Ash.
    Es gefällt mir nicht, sagt Emmi.
    Ihr seid bloß müde, sagt Jack. Wenn ihr erst einen Teller von Ikes Felsenhörncheneintopf verdrückt habt, sieht alles gleich viel freundlicher aus.
    Wir führen die Pferde zu einem Schuppen. Es stehen schon ein paar Pferde drin, darunter auch ein großer scheckiger Mustang und ein stämmiger kleiner grauer Esel. Sie drängen sich zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Als wir unsere Pferde neben ihnen festbinden, zucken sie mit den Ohren und wiehern leise.
    Seht ihr?, sagt Jack. Wir sind nicht die Einzigen. Wir melden uns erst mal an, dann kümmern wir uns um unser Zeug und die Pferde.
    Im einzigen Fenster, einem schmalen Schlitz in der Mitte von der Mauer, brennt eine Kerze. Jack zieht an der Klingel neben der alten abgewetzten Holztür. Sofort geht die Kerze aus.
    Dein Freund will offenbar keinen Besuch, sag ich.
    Der hat bestimmt gehört, dass du kommst, sagt Jack mit so einem ganz säuerlichen Gesicht.
    Er versucht, den rostigen Türknauf zu drehen. Der rührt sich nicht. Er hämmert mit der Faust an die Tür. Bumm bumm bumm. Bumm bumm bumm.
    Ike!, schreit er. Ike Twelvetrees! Ich bin’s! Jack! Lass mich rein!
    Nichts.
    Hey! Mach auf!, brüll ich und hämmer auch an die Tür. Ich will mich schon mit der Schulter dagegen werfen, aber Jack hält mich zurück.
    Warte, sagt er. Da gibt’s einen Trick. Er lehnt sich zurück, hebt das Bein und versetzt der Tür einen kräftigen Tritt. Sie fliegt auf. Er geht rein und wir hinterher.
    Wir sehen sie sofort.
    Ich nehm meine Armbrust und ziel auf sie.
    Neben mir machen Ash und Epona es genauso.

    N icht schießen!, sagt Jack.
    Das Herz klopft mir bis zum Hals. Wir lassen die Armbrüste oben, die Sehnen gespannt, die Pfeile schussbereit.
    So starren wir die Männer an, die mit blankgezogenen Waffen vor uns stehen. Es sind mindestens zwölf. Alle richten Messer, Bögen und Bolzenschießer auf uns.
    So einen zerschlagenen Haufen hab ich noch nie gesehen. Hier eine Messernarbe, da eine Augenklappe, gebrochene Nasen, fehlende Ohren, da nur drei Finger an einer Hand. Verglichen mit denen sieht der Abschaum von Hopetown so frisch aus wie Frühlingsblumen.
    Schnell verschaff ich mir einen Überblick über den Raum. Es ist ein einziges langes Zimmer mit niedriger Decke. In der Feuerstelle in der Mitte lodert ein Feuer. Davor steht ein großer Tisch, und mittendrauf stehen ein Topf und am Rand Trinkbecher aus Stein. Holzbänke liegen auf der Seite. Sie sind umgefallen, als sie alle aufgesprungen sind.
    Es ist ganz still, nur das Knistern vom Feuer und das Prasseln vom Regen sind zu hören.
    Hallo, Jungs, sagt Jack. Schön, euch alle zu sehen.
    In dem Augenblick kommt ein Mann durch eine Tür in der Ecke, die mir bis jetzt gar nicht aufgefallen ist. Er ist groß, mindestens eins neunzig, eins fünfundneunzig. Auf der Schulter trägt er eine riesige Platte mit gebratenem Fleisch. Ohne uns auch nur anzugucken, geht er zum Tisch und knallt die Platte drauf. Dann kommt er auf uns zu.
    Ike!, sagt Jack. Er geht auf ihn zu, lächelt breit und hat die Hand ausgestreckt. Hey, Mann, lange nicht gesehen!
    Aber Ike lächelt nicht. Und er schüttelt Jack auch nicht die Hand. Er stellt sich vor ihn hin und boxt ihn ins Gesicht.

    J ack geht zu

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