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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Lippen, wenn du sprichst. Das meiste versteht er. Er ist ein guter Junge, der Tommo. Fleißig.
    Kann nicht behaupten, dass du mir bis jetzt wie der väterliche Typ vorgekommen bist, sagt Jack.
    Ike zuckt die Achseln. Das Leben ist voller Überraschungen, sagt er. Er füllt mein Glas auf. Stupst mich mit dem Ellbogen an. Na los, sagt er, trink aus.
    Also, sagt Jack. Freedom Fields. Was meinst du?
    Ich weiß nicht, sagt Ike. Das Geschäft läuft gut. Ich will eigentlich nicht –
    Dreierregel, Ike, sagt Jack.
    Ah, sagt Ike. Tja … wenn das so ist …
    Was?, frag ich.
    Ich hab Ike drei Mal das Leben gerettet, sagt Jack.
    Das bedeutet, mein Leben gehört Jack, und er hat das Sagen, sagt Ike. Hab allerdings noch nie gehört, dass jemand so weit gegangen wäre. Normalerweise fordert man eher … einen Gefallen ein oder so.
    Aber die Dreierregel ist doch … nur ein Witz, sag ich.
    Ein Witz?, fragt Ike und starrt mich an. Wie kommst du denn darauf?
    Ich hab’s dir ja gesagt, sagt Jack. Also, Ike. Wir könnten deine Hilfe gut brauchen. Kommst du mit uns?
    Sieht so aus, als ob das von dir abhängt, sagt Ike zu mir. Es ist dein Bruder. Willst du meine Hilfe?
    Ich guck ihn mir an. Gebaut wie ein Berg, stark wie Ajax, mit festem Blick aus dunklen Augen. Ein guter Mann. Zuverlässig. Das hat Jack gesagt. Und er weiß mehr, als er zugibt.
    Jack übrigens auch. Maev hat recht. Da liegen Geheimnisse verborgen in diesen Mondscheinaugen. Jack gibt mir Rätsel auf. Er treibt mich zur Weißglut. Wenn nur mein Herz nicht jedes Mal schneller schlagen würd, wenn er in meine Nähe kommt. Aber ich vertrau ihm. Auch wenn ich mich nicht überwinden kann, mit ihm zu reden.
    Was Ike angeht – wenn Jack sagt, er ist in Ordnung, dann reicht mir das.
    Ike wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht. Saba, sagt er. Ich hab dich gefragt, ob du meine Hilfe willst?
    Ja, sag ich. Ich denk schon.
    Er schiebt sich einen Löffel voll Eintopf in den Mund und kaut. Und denkt nach dabei, das sieht man genau. Jack und ich gucken zu. Kommt mir vor, als ob er ewig dafür braucht. Endlich schluckt er runter. Wischt sich die Schnurrbartspitzen ab. Dann sagt er: Morgen früh ziehen wir los. Darauf trinken wir.

    I rgendwas kitzelt mich an der Nase. Ich schlag danach, ohne die Augen aufzumachen. Kichern.
    Geh weg, murmel ich. In meinem Kopf hämmert irgendwas. Mein Mund ist trocken wie eine Staubwüste. Ich stöhne.
    Noch ein Kichern. Dann tropft mir was Nasses auf die Stirn. Ich mach ein Auge auf. Emmis Kopf hängt über mir, verkehrt rum. Sie hält einen tropfenden Lappen über mein Gesicht. Ich schieb ihn weg. Wenn ich den Kopf beweg, wird es schlimmer. Ich stöhn.
    Guten Morgen!, sagt sie.
    Lass mich in Ruh, krächze ich.
    Zeit zum Aufstehen!, sagt sie.
    Ich kann mich nicht bewegen, sag ich. Irgendjemand schlägt mir mit dem Hammer aufs Hirn.
    Das passiert, wenn man zu viel säuft, sagt sie.
    Was weißt du denn schon, murmel ich.
    Ich weiß, dass du zu viel von Ikes Fusel getrunken hast. Jack sagt, ich soll dir das hier geben. Das hilft deinem Kopf.
    Stöhnend kämpf mich auf die Ellbogen hoch. Emmi drückt mir einen Becher in die Hand. Ich schnupper dran.
    Was ist das?
    Trink’s einfach, sagt sie. In einem Schluck.
    Wo hab ich das schon mal gehört?, frag ich. Aber ich tu, was sie sagt, und kipp es mir in einem Schluck in den Hals. Und muss würgen. Igitt, das ist ja ekelhaft! Was ist das?
    Eberblut und ein rohes Taubenei, sagt sie. Jack sagt, das ist gut gegen Kater.
    Jack sagt, murmel ich. Ich guck mich um. Im Gasthaus ist außer Em und mir keiner. Wo sind die alle?
    Beladen die Pferde, sagt sie. Und die windigen Dreckskerle da hat Ike gleich heute früh davongejagt.
    Hey!, sag ich. Pass auf, wie du redest!
    Aber so hat Ike sie genannt.
    Das ist mir egal. Du bist nicht Ike. Hilf mir mal hoch.
    Mit Emmis Hilfe steh ich langsam auf. In meinem ganzen Leben hab ich mich noch nie so miserabel gefühlt. Ein Mund wie der Boden von einem Wieselbau, Beine wie aufgeweichte Bindfäden und ein Kopf voller Steine. Wenigstens hört das Hämmern in meinem Kopf langsam auf. Vielleicht hilft Jacks eklige Brühe ja doch.
    Ich schlurf zur Tür und stell fest, dass es ein strahlender sonniger Morgen ist. Wir gehen nach draußen. Das Licht blendet mich. Ich halt mir die Hand über die Augen. Kneif sie zusammen und guck mir an, was die anderen so treiben.
    Guten Morgen, krächz ich.
    Ike pfeift. Ash lacht.
    Oh-oh, sagt Epona. Du Arme.
    Sie belädt gerade ihr Pferd. Jetzt

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