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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Jack. Saba! Los! Wir haben keine Zeit, hier rumzustehen und zu quasseln.
    Jack, Emmi, Ash und Epona sitzen schon auf ihren Pferden. Abmarschbereit. Ich bin so damit beschäftigt gewesen, Ike zuzuhören, dass ich das gar nicht gemerkt hab. Tommo sitzt auf dem robusten kleinen Esel und hält die Zügel von Ikes großem gescheckten Mustang.
    Nero krächzt ungeduldig, er hockt bei Jack auf der Schulter. Treuloser Vogel.
    Wir kommen, sag ich.
    Ike guckt hoch zu dem Männerkopf auf dem ausgeblichenen Gasthausschild. Gibt dem Schild einen Schubs, dass es schaukelt.
    Mach’s gut, du einäugiger Mistkerl, sagt er.
    Dann steigen wir auch auf, und alle reiten los.

    S ieben Tage bis Mittsommer.
    Ich muss ständig an Lugh denken. Frag mich, wie es ihm wohl geht. Mach mir Sorgen, dass er vielleicht verletzt ist. Frag mich, ob er wohl glaubt, dass ich nicht mehr komm. Ich könnt es ihm nicht verdenken. Lugh weiß, dass ich meine Versprechen halt. Dass ich mir Flügel wachsen lassen und bis zum Mond fliegen würd, um ihn zurückzuholen. Aber es ist so lange her, dass er vielleicht denkt, mir ist was passiert. Vielleicht hält er mich sogar für tot. Das wär schrecklich.
    Ike und Jack schwören beide, dass der schnellste Weg nach Freedom Fields durch diese Berge führt, durch die Devil’s Teeth. Es gibt noch eine andere Strecke, die die meisten Leute nehmen. Aber dann müssten wir zuerst bis fast nach Darktrees zurück. Also sind wir jetzt hier. Und alles bloß, weil Jack unbedingt Ike mitnehmen will. Hoffentlich ist der die ganze Mühe auch wert.
    Es ist vielleicht der schnellste Weg, aber hier ist nicht viel Verkehr. Kein Wunder. Die Berge springen nicht freundlich um mit Leuten, die sie überqueren wollen. Sie sind steil und zerklüftet, und es gibt keinen Höhenweg. Erst quälen wir uns bergauf, und dann müssen wir gleich wieder bergab und verlieren die Höhe, die wir gerade gewonnen haben. Kein gutes Gelände zum Reiten, so viel ist sicher. Es ist so uneben, dass wir die Pferde meist führen müssen.
    Und es sind nicht nur die Berge. Da ist außerdem der Nebel.
    Er hat sich auf uns runtergesenkt am Tag, nachdem Ike die Tür vom One-eyed Man zugemacht hat. Und es sieht nicht so aus, als würd er sich in nächster Zeit wieder verziehen. Tag und Nacht hängt er über den Bergen, schwer und nass und kalt. Er dringt uns bis in die Knochen. Wirbelt uns um die Beine und streicht uns mit feuchtkalten Fingern durchs Gesicht.
    Ich find den Nebel grässlich. Ich find es grässlich, wenn ich den Himmel nicht sehen kann. Egal wie schlimm es am Silverlake gewesen ist, wenigstens haben wir da immer einen hohen weiten Himmel gehabt, bis ganz runter zur Erde. Da hat man wenigstens atmen können.
    Wir reden kaum. Alle haben sich in ihre Umhänge gewickelt und halten die Köpfe gesenkt. Wenn einer was sagt, dann leise. Sogar der große Ike mit seiner dröhnenden Stimme redet leise. Normale Lautstärke klingt zu laut, fast erschreckend, hier in dieser gedämpften Nebelwelt. Hier ist kein Vogelgesang. Kein Rascheln von Tierpfoten. Als ob wir die einzigen Lebewesen auf der Welt wären.
    Emmi hat sich mit Tommo angefreundet.
    Sie reiten nebeneinander. Manchmal redet er mit seiner komischen rauen Stimme mit ihr. Oder er redet mit den Händen. Sie versteht anscheinend, was er sagen will, genauso als würd er ganz normal reden. Als ob es da gar keinen Unterschied gibt.
    Sie sind schon fast wie Bruder und Schwester, Tommo und Em. Ich bin froh darüber. Es ist gut für sie, dass sie jemand eher in ihrem Alter hat. Und sie sieht fröhlicher aus. Nicht so kränklich, wie sie in letzter Zeit ausgesehen hat – eigentlich schon seit wir vom Silverlake weg sind.
    Aber zwischen Jack und mir ist alles anders.
    In der Abwrackerstadt hat es angefangen. Und seit er mich aus dem Fluss gezogen hat, ist es immer schlimmer geworden. Unsere letzte richtige Unterhaltung ist gewesen, als er zu mir gesagt hat, ich soll Tommo nicht anlächeln.
    Wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, reden wir ein, zwei Worte miteinander. Aber er zieht mich nicht mehr auf, er streift nicht mehr wie zufällig meine Hand mit seiner. Und wir passen beide auf, dass wir uns nicht in die Augen gucken. Es ist, als ob ich nur geträumt hätt, dass er mich festgehalten und geküsst hat, bis mein Rückgrat geschmolzen ist.
    Tja, was hast du denn gedacht? Jedes Mal, wenn er in deine Nähe kommt, schubst du ihn weg.
    Ach, es ist reine Zeitverschwendung, über Jack nachzudenken. In vier Tagen bin

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