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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Boden und streckt alle viere von sich.
    Jack liegt am Boden! Verletzt! Die rote Hitze steigt in mir auf. Seit Hopetown hab ich sie nicht mehr gespürt.
    Ich ziel mit der Armbrust auf Ike und hab ihn im Nu so weit zurückgedrängt, dass er mit dem Rücken an der Wand steht, die Hände auf dem Kopf. Ich drück ihm die Pfeilspitze an den Hals. Er schluckt.
    Hinter mir hör ich hastige Schritte, die Männer umzingeln mich. Ohne die Augen von Ike zu nehmen, spür ich, dass sie ihre Waffen auf mich gerichtet haben. Ich hör ihren Atem.
    Schon gut, Saba, ruft Jack. Erschieß ihn nicht. Ich hab das verdient.
    Sag deinen Wachhunden da, sie sollen die Waffen hinlegen, sag ich zu Ike.
    Waffen runter, Jungs, oder es gibt kein Abendessen, sagt er. Dabei guckt er mir die ganze Zeit in die Augen.
    Es dauert einen Augenblick, dann hör ich es hinter mir klappern: Bolzenschießer, Bögen und Messer fallen zu Boden.
    Epona?, frag ich.
    Okay, sagt sie. Alles klar.
    Ich geb Ike frei. Lass die Armbrust sinken. Er tastet seinen Hals ab. Grinst und schüttelt den Kopf.
    Gottverdammt, sagt er. Auf eine Frau wie dich wart ich schon mein ganzes Leben. Jack, ich glaub, ich bin verliebt.
    Vergiss es, Ike, sagt Jack. Sie ist viel zu gefährlich für einen wie dich.
    Oh, sagt Ike, ist das so?
    Er geht rüber zu Jack, streckt ihm die Hand hin und zieht ihn hoch. Jack reibt sich das Kinn, wo Ike ihn geschlagen hat.
    Keine Angst, sagt Ike, ich hab dir dein hübsches Gesicht nicht verschandelt. Obwohl du das verdient hättest. Nach allem, was du mir angetan hast.
    Er guckt Jack finster an, und Jack guckt doch wirklich schuldbewusst aus der Wäsche. Ike bohrt ihm einen großen dicken Finger in die Brust.
    Du hast mich sitzen lassen, du Scheißkerl, sagt er, kopfüber hängend, splitterfasernackt, mit all den Frauen in ihren –
    Jack packt seine Hand. Nicht jetzt, Ike, sagt er. Wir sprechen später drüber.
    Ganz zu schweigen von dem einen Mal, wo du mich bei Pat O’Dooley hast treffen wollen, und ich hab da wie ein Hornochse zwei Monate auf dich gewartet. Mit diesem kleinen Köter, den der da hat, der einem immer in die Knöchel beißt. Und die ganze Zeit bist du mit dieser –
    Ike!, brüllt Jack und zeigt auf die Galgenvögel am Tisch. Guck doch! Der nimmt sich einen Nachschlag!
    O nein, das tut er nicht! Ike stürmt zum Tisch.
    Jack grinst mich an. Armer Ike, sagt er und tippt sich an die Stirn. Schraube locker.
    Irgendwie glaub ich das nicht.

    U nter Gemurmel setzen die Männer sich wieder an den großen Tisch und machen sich ans Essen. Ash drängelt sich zwischen ihnen durch und macht drei Holzteller voll für Epona, Emmi und sich selbst. Der Mann mit der Augenklappe versucht, den Arm um sie zu legen. Sie zieht ihm eins mit der Schöpfkelle über.
    Dann ziehen die drei sich Stühle ans Feuer und langen zu. Sowohl Ash als auch Epona behalten ihre Armbrüste bei sich. Nero hockt auf der Rückenlehne von Emmis Stuhl und fängt an, sein Gefieder zu trocknen und in Ordnung zu bringen. Er wird nicht gern nass.
    Ich lass meine steifen Schultern rollen, lass die Wärme im Raum in meine kalten Knochen sickern.
    Jack winkt mich zu Ike an einen Tisch in einer halbdunklen Ecke. Sieht aus wie ein Ort, wo Verschwörungen geplant werden.
    Ich zieh mir einen Stuhl ran und setz mich.
    Bist du mir böse?, frag ich Ike.
    Nein, sagt er. Dein Stil gefällt mir.
    Ike hat einen großen Kopf, der zum Rest von ihm passt. Mit einem buschigen Bart und einem Schnurrbart und glatten schwarzen Haaren, die ihm bis auf die Schultern gehen. Seine Augen sind dunkel und liegen tief in den Höhlen. Seine Stimme dröhnt, als ob sie von ganz tief unten kommt, von irgendwo bei seinen Zehen.
    Ike, das ist Saba, sagt Jack.
    Ich halt Ike die Hand hin. Aber statt sie zu schütteln, führt er sie an den Mund und drückt einen schmatzenden Kuss drauf. Heirate mich, sagt er. Ich hab noch alle Zähne, wasch mich zwei Mal im Jahr und ich beteilige dich zur Hälfte am Geschäft.
    Ich werd knallrot. Nein, danke, sag ich. Ich versuch, meine Hand wegzuziehen, aber er drückt sie fest an seine Brust.
    Vielleicht nicht jetzt gleich, sagt er, erst wenn wir uns besser kennen. So in einer Woche. Ich hab nichts dagegen, ein bisschen zu warten. Lass mich bloß nicht zu lange schmoren, Liebste.
    Ich glaub wirklich nicht, dass … ähm …, sag ich.
    Flehend guck ich Jack an – mein Blick schreit: Hilf mir da raus, dein Freund ist verrückt. Aber er guckt mich nicht mal an. Er lehnt sich zurück,

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