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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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ich wieder mit Lugh zusammen. Dann suchen wir uns ein schönes Fleckchen, wo wir uns niederlassen können, er und Emmi und ich. Einen grünen, friedlichen Ort, an einem Wasserlauf. Vielleicht bei Mercy in der Nähe. Und dann sind wir wieder eine Familie. Das ist alles, was für mich zählt.
    Ich zitter und zieh den Umhang enger um mich.
    Es ist so kalt in diesem Nebel.
    Und ohne Jacks Lächeln ist es noch kälter.

    D er Nebel hat zwei volle Tage angehalten, aber jetzt verzieht er sich endlich langsam. Ganz weg ist er noch nicht. Der Wind hat aufgefrischt, und der Nebel ist ausgefranst. Sieht aus wie lange graue Federn, die träge um uns rumschweben. Die Luft ist immer noch kalt und feucht. Kaum zu glauben, dass es mitten an einem Sommernachmittag ist.
    Und dann stoßen wir auf die gehenkten Männer.
    Es sind vier. Sie baumeln mit den Hälsen in Schlingen an den Ästen von einem großen, vom Blitz geschwärzten Baum. Drehen sich träge in der Brise, die Gesichter und Hände grau, mit Asche beschmiert. Der Nebel schlängelt sich um ihre Leichen.
    Wir halten an. Sitzen lange da und gucken. Keiner sagt was. Eponas Pferd schnaubt. Dann steigt Jack von Ajax ab. Er geht rüber zum Baum und fasst die Hand von der nächsten Leiche an. Kauert sich hin und sucht den Boden ab. Schiebt den Hut aus der Stirn und guckt Ike an.
    Das ist Skinny Nick, sagt Ike, und ähm …
    McNulty, sagt Tommo.
    Stimmt, sagt Ike, McNulty. Und die beiden Burschen, die bei ihnen gewesen sind. Die sind am Abend, bevor ihr aufgetaucht seid, alle im One-eyed Man gewesen. Sind am nächsten Morgen zusammen zu Fuß weiter.
    Die sind schon mindestens zwei Tage tot, sagt Jack.
    Die müssen jemand in die Quere gekommen sein, sagt Ash.
    Ja, sagt Ike, das wird’s gewesen sein. Arme Schweine.
    Er schnalzt seinem Pferd zu und reitet am Galgenbaum vorbei. Die anderen reiten auch weiter. Ich bleib zurück. Warte bis Jack sich wieder auf Ajax schwingt.
    Du und Ike, ihr wisst, wer das getan hat, sag ich.
    Ja, sagt er. Sein Mundwinkel zuckt.
    Sind es die Tonton gewesen?, frag ich.
    Sieht so aus, sagt er.
    Warum haben die Asche auf den Händen und den Gesichtern?, frag ich.
    Ungebetene Gäste sind in Freedom Fields nicht gerade beliebt. Manchmal hängen die Tonton sie auf, sagt er, manchmal schneiden sie ihnen die Köpfe ab und stecken sie auf Spieße. Aber sie beschmieren immer die Gesichter mit Asche. Daran erkennt man, dass man auf ihrem Herrschaftsgebiet ist. Ein umsichtiger Mann würde sich auf dem Absatz umdrehen und sich davonmachen, als ob der Teufel hinter ihm her wär.
    Aber wir drehen nicht um, sag ich.
    Nein, sagt er. Ich halt nicht viel von Umsicht. Hab ich nie getan.

    S eit wir die gehenkten Männer gefunden haben, muss ich ständig an Vikar Pinch denken. An DeMalo und die anderen Tonton.
    Mit jedem Schritt sind wir näher an Freedom Fields. Bis jetzt hab ich kaum drüber nachgedacht, womit wir es zu tun bekommen. Mit wem wir es zu tun bekommen. Aber jetzt denk ich drüber nach.
    Die Tonton hängen Leute an Bäumen auf. Schneiden ihnen die Köpfe ab und stecken sie auf Spieße. Nur weil sie im Herrschaftsgebiet von ihrem König sind. Männer wie die überlegen nicht lange, bevor sie Lugh töten. Mir geht durch den Kopf, was Helen mir alles erzählt hat. Was ich über Pinch und DeMalo weiß. Aber ich muss mehr wissen. Ich muss meinen Feind kennen. Ich muss wissen, was Jack und Ike wissen.
    Und sie wissen eine Menge, da bin ich sicher. Ich werd sie zwingen, es mir zu erzählen. Das sind sie mir schuldig.
    Ich warte, bis wir abends unser Lager aufgeschlagen haben. Epona übernimmt die erste Wache. Ash, Emmi und Tommo haben sich in ihr Bettzeug gewickelt und schlafen schon. Ike sitzt mit dem Rücken an einem Baumstamm. Der Kopf ist ihm auf die Brust gesackt.
    Jack und Nero sitzen am Feuer und würfeln. Als Jack rausgefunden hat, wie gut Nero im Zählen ist, hat er zwei Würfel geschnitzt und ihm beigebracht, wie es geht. Nero würfelt mit dem Schnabel. Er kann natürlich immer nur einen Würfel auf einmal werfen. Ich geh rüber und stell mich neben sie. Nero würfelt zwei Sechsen. Verdammt, sagt Jack. Du hast mich schon wieder geschlagen, Nero. Hätte nicht gedacht, dass ich mal gegen eine Krähe verlier. Ich glaub, er betrügt. Nero hüpft auf und ab und krächzt vergnügt.
    Wenn, hat er’s von dir gelernt, sag ich. Ich muss mit dir reden. Mit dir und Ike.
    Er seufzt. Irgendwie hab ich das erwartet. Aber er steht auf und stupst Ike mit dem Fuß an.

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