Dying for You - Gefangen Im Albtraum
der leblose Körper eines Mannes. Jetzt wusste sie, warum Jason ihnen nicht zu Hilfe gekommen war. Als sie an dem blutverschmierten Leichnam vorbeigezerrt wurde, hoffte sie, Cara würde jetzt alles richtig machen. Wenn sie nur einen Fehler machte, war Lucie so gut wie tot.
Cara zählte stumm bis hundert. Ihre Hände zitterten, ihr Magen brannte, und ihr war schlecht. Sie hatte Lucies Aufforderung natürlich befolgt, schließlich war ihre Leibwächterin genau für solche Situationen ausgebildet. Auch sie hatte gehört, wie die beiden Männer sich auf Spanisch unterhalten und offensichtlich Lucie mit ihr verwechselt hatten. Die wohlhabende Firmenerbin sollte entführt und ihre Leibwächter getötet werden. Das bedeutete wohl, Jason war tot. Und hätte sie nicht getan, was Lucie ihr befohlen hatte, wäre sie jetzt vielleicht auch tot. Oder man hätte sie entführt und Lucie getötet.
Endlich öffnete Cara die Kabine und spähte nach draußen. Die Damentoilette war leer. Sie trat aus der Kabine und atmete erst einmal tief ein, um sich zu beruhigen.
Bleib hier. Denk erst einmal nach. Überleg dir, was du jetzt am besten tust.
Von Jason konnte sie keine Hilfe mehr erwarten. Die beiden Männer hatten ihn umgebracht. Wie schrecklich! Seine arme Familie. Er hatte eine Frau und einen Sohn im Teenageralter.
Und sie war jetzt auf sich gestellt. Sollte sie die örtliche Polizei informieren? Auf keinen Fall. Die Polizei von San Luis war der Regierung von Ameca unterstellt und damit Ortega und Konsorten. Sie konnte aber Felipe und Suelita anrufen. Ja, vielleicht. Den beiden vertraute sie.
Nein, ich kann sie nicht anrufen. Ich kann nicht riskieren, dass etwas über die Entführung bekannt wird. Ich brauche mehr Zeit. Ich muss das Spiel mitspielen, solange es geht. Offensichtlich verwechseln die Kidnapper Lucie und mich. Sollte ihnen allerdings irgendwann aufgehen, dass sie die falsche Frau entführt haben, nämlich Lucie Evans statt mir, werden sie sie ganz sicher umbringen. Am besten nehme ich mit Deke Bronson Kontakt auf. Er weiß bestimmt, was wir tun müssen, um Lucie zu helfen und mich selbst nicht in Gefahr zu bringen.
Sie blickte nach unten und entdeckte auf dem Fußboden neben dem Waschbecken ihre und Lucies Einkaufstaschen. Sie hatten einen so schönen gemeinsamen Nachmittag auf dem Markt gehabt! Sie mochte Lucie. Sie musste sie retten!
Erst einmal sah sie sich in der Toilette um. Sie fand ihre Handtasche, die seltsamerweise auf dem Boden lag. Cara bückte sich, hob sie auf und öffnete sie, um nach ihrem Handy zu kramen. Glücklicherweise war der Akku voll aufgeladen und sie hatte auch Empfang. Aber hier drin konnte sie natürlich nicht bleiben. Also ließ sie die Taschen stehen, wo sie waren, und öffnete die Tür. Vom Restaurant drangen Stimmengewirr und Musik über den Flur. Zu sehen war niemand. Rasch schlüpfte sie aus der Tür.
Und jetzt?
Ich muss den Hintereingang finden und heimlich verschwinden. Und wenn ich draußen und an einem sicheren Ort bin, rufe ich Deke an.
Leise lief sie durch den Gang nach hinten und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie eine Tür entdeckte, die offensichtlich nach draußen führte. Sie sah sich noch einmal um, dann öffnete sie die Tür und trat hinaus auf eine stinkende Gasse. Die späte Nachmittagssonne schien auf die ungeteerte Straße. Lange würde es nicht mehr hell sein. Sie durfte keine Zeit verlieren.
Während sie auf die Mülltonnen zuging, hielt sie sich die Nase zu. Sie erschrak, als sie einen Mann auf der Erde liegen sah. Jason! Es gelang ihr, den Schrei zu unterdrücken, der ihrer Kehle entfahren wollte. Oh Gott! Oh Gott!
Du kannst nichts mehr für ihn tun. Geh weiter. Sieh zu, dass du von hier verschwindest. Aber wohin?
Die Kirche!
Auf dem Weg zu dem Restaurant war ihr die Kirche aufgefallen, die etwa einen halben Häuserblock von der Plaza entfernt war. Dorthin konnte sie sich flüchten.
Cara nahm ihren Hut ab, warf ihn in eine der offenen Mülltonnen und fuhr sich mit der Hand durch ihr schulterlanges Haar. Sie spürte, wie ihr der Schweiß auf der Stirn und der Oberlippe stand und kleine Schweißtropfen ihr zwischen den Brüsten hinunter zum Bauchnabel rannen. Sie wollte nur noch weg hier, aus dieser Gasse, in der der tote Jason lag und es so widerlich nach Abfall stank. Danach hielt sie sich weiter in Seitengassen, bis sie zum Marktplatz kam, den sie überqueren musste. Dort war es immer noch voll, viele Touristen liefen herum. Nicht mehr
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