Dying for You - Gefangen Im Albtraum
betrachtete ihre luxuriöse Unterkunft. Sie konnte sich nicht vorstellen, so zu leben. Für Menschen wie Cara, die in ein Leben mit Wohlstand und Privilegien hineingeboren waren, war das vermutlich nichts Besonderes. Doch für Lucie, die sich mit ihrer Großmutter früher ein kleines Häuschen mit nur zwei Zimmern geteilt hatte, das nicht viel größer als diese Suite gewesen war, war solcher Luxus unfassbar. Die reichsten Leute, die Lucie jemals kennengelernt hatte, waren die McNamaras gewesen – und die waren „nur“ Millionäre. Cara Bedell dagegen besaß Milliarden.
Lucie betrachtete das Bett: ein schwarzes Himmelbett ohne Baldachin. Sie schlug die schwere weiße Daunendecke zurück und begutachtete die weißen Laken aus feiner, weicher ägyptischer Baumwolle. Vier Kissen, die in bestickten weißen Kopfkissenbezügen steckten, lehnten am Kopfende. Das Zimmer war in einem hellen Grau gehalten, im selben Farbton wie die samtene Chaiselongue, die am Fußende des Bettes stand. Auf dem edlen Parkett lag ein großer Teppich mit goldenen, grünen und grauen Schattierungen.
Nachdem sie die Nachttischlampe gelöscht hatte, kuschelte sich Lucie gemütlich unter die Decke, die sie bis zur Taille hochzog. Sie lag da und starrte an die Decke.
Wahrscheinlich war Sawyer mittlerweile schon wieder im Dundee-Jet unterwegs nach Atlanta. Es war zwar nicht auszuschließen, dass sich im Rahmen des aktuellen Falls ihre Wege noch einmal kreuzen würden. Doch grundsätzlich war es an der Zeit zu akzeptieren, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie gab. Jetzt wusste sie zwar, dass sie ihm immer noch etwas bedeutete und er sie immer noch begehrte und sogar sein Leben für sie riskierte – aber was hatte sie schon davon? Er weigerte sich, die Wahrheit über Brendens Tod zu akzeptieren, und solange er sich selbst – und auch ihr – die Schuld daran gab, würden sie niemals zusammenkommen.
Zuerst war sie von ähnlichen Schuldgefühlen geplagt gewesen wie Sawyer, doch irgendwann hatte sie begriffen, dass es nur eine Sache gab, weswegen sie sich hätte schuldig fühlen müssen: Weil sie in Sawyer verliebt gewesen war und nicht in Brenden.
Lucie wälzte sich im Bett herum. Sie versuchte, sich zu entspannen und nicht an die Zeit zu denken, die sie mit Sawyer in Ameca verbracht hatte, auf Barbados und im Dundee-Jet. Doch sein Kuss ging ihr nicht aus dem Kopf. Selbst jetzt, Stunden später, spürte sie noch seine Lippen auf ihren.
Du bist wirklich total bescheuert, Lucie Evansl Willst du wirklich den Rest deines Lebens damit zubringen, auf einen Mann zu warten, der es sich selbst niemals gestatten wird, dich zu lieben? Du wirst schließlich auch nicht jünger. Und wenn du eine Familie und Kinder haben willst, dann hör auf, Zeit zu verschwenden! Irgendwo da draußen muss es doch einen Mann geben, der dich Sawyer vergessen l’dsst.
Ja, natürlich. Wenn ein Wunder geschieht.
Lucie stöhnte. Sie zog die Decke höher, bis zu den Ohren.
Und jetzt schlaf! Ruh dich aus. Morgen musst du wieder hundertprozentig fit sein. Du wirst als Leibwächterin von Cara Bedell gebraucht.
Cara lag mit dem Kopf auf einem Stapel Kissen am Kopfende ihres Bettes. Ihr Körper schmerzte wohlig von ihrem stundenlangen, leidenschaftlichen Liebesspiel mit Bain. Es war genau so gewesen, wie sie es sich immer erträumt hatte. Das heißt: Die Realität war noch viel schöner gewesen als ihre Fantasie.
Dafür fühlte sie sich jetzt total einsam. Einmal mehr war sie das arme kleine reiche Mädchen. Sie besaß alles, was man mit Geld bekommen konnte. Schade, dass sich ein Bain Desmond nicht kaufen ließ.
Gib nicht auf! Du bist deinem Ziel näher als jemals zuvor. Ihr habt miteinander geschlafen. Bain wird nicht vergessen, wie schön es mit dir war, genauso wenig, wie du es vergessen wirst. Er wird an dich denken, von dir träumen, dich begehren – genau wie du ihn.
In sechs Wochen würden sie sich wiedersehen. Nur zweiundvierzig Tage. So lange musste sie nur eins schaffen: am Leben bleiben.
Bain Desmond schloss die Tür zu seiner Wohnung auf, ging hinein, verschloss sie von innen und ging schnurstracks ins Schlafzimmer. Er legte Brieftasche, Kleingeld und Schlüssel auf die Kommode und sein Handy auf den Nachttisch, dann zog er sich bis auf die Shorts aus. Er ging ins Bad, putzte sich die Zähne und warf dann die Shorts in den Wäschebehälter.
Wieder zu Hause, in Chattanooga. Endlich konnte er wieder in seinem eigenen Bett schlafen und nicht mehr auf einer
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