Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
Vom Netzwerk:
arbeitete und studierte – ich wusste, dass es mir persönlich etwas geben würde, Studenten zu unterrichten, damit einige von ihnen später auch zu Lehrern werden würden. Fast zehn Jahre lang habe ich mich darauf vorbereitet, Fragen wie die zu beantworten, die du mir gerade gestellt hast. Ich habe mir alle nötigen Begriffe und Kategorien erarbeitet, um sie in ihrer gesamten Komplexität zu verstehen. Ich habe mehrere Fremdsprachen gelernt, um studieren zu können, was andere Menschen zu schwierigen Themen niedergeschrieben haben. Und es ist wirklich komisch, aber jetzt kann ich es jemandem, für den die Antwort wirklich wichtig ist, einfach nicht erklären.«
    Er kicherte – nicht wie mit Mr. Enders, obwohl es auch bei ihm aufrichtig gewesen war. Sein Lachen war tiefer und ruhiger. Es kam aus diesem Platz in uns selbst, durch den wir über uns selbst lachen und uns trotzdem gut dabei fühlen können. »Ich werde mein Bestes versuchen, Zoey, und auch wenn die Worte für dich bestimmt furchtbar groß und falsch klingen, probier trotzdem, mir zu folgen, ja? Ich erinnere mich, dass ich irgendwann feststellte, dass alles Wissen von Beziehungen abhängt.« Er sah mich zum ersten Mal an, seit unsere Mittagspause eine Wendung zum Ernsthafteren genommen hatte. »Ich will damit nur sagen, dass echtes Wissen – nicht bloße Fakten wie ›Zoey ist ein Mädchen‹, sondern fundamentaleres Wissen wie ›Zoey ist jetzt erwachsen‹ oder ›Zoey ist ein guter Mensch‹ – nicht einfach Gottes Verstand entspringt. Dieses Wissen ist entweder ein Teil oder besteht aus all den Beziehungen, die Zoey mit der Welt hat, die sie umgibt. Und vergiss dabei ruhig all die banalen, physischen Beziehungen wie ›Zoey sitzt auf dem Boden‹ oder ›über Zoey ist der Himmel‹. Ich meine die tiefen Beziehungen, die Zoey hat: Dass sie ihre Mom und ihren Dad liebt und ihren Bruder zwar für einen Trottel hält, ihn aber trotzdem liebt – diese Beziehungen. Verstehst du?«
    Ich nickte. »Ich denke schon.«
    »Okay. Wenn also all das tiefere, bedeutendere Wissen von Beziehungen abhängt, dann bedeutet das auch, dass wir diese Dinge nicht einfach nur wissen – so wie ich beispielsweise weiß, dass Zoey ein dürres kleines Mädchen ist …«
    Vera kicherte über den Witz ihres Dads.
    »… sondern, dass ich diese Dinge willentlich bestimme, dass ich beschließe, dass sie wahr für mich sind und mich dazu entscheide, auf diese Art eine Beziehung mit diesem Wissen einzugehen. Und darum wird es auch in deinem Gelübde gehen. Es geht nicht darum, ob du weißt, wie man kämpft – jeder, der dich gesehen hat, weiß, dass du das kannst, das ist eine objektive Tatsache. Es geht darum, dass du dich mit jeder Faser deines Willens dazu entscheidest, dein Leben in den Dienst der anderen zu stellen – und dies dann auch öffentlich mitteilst. Das ist eine Beziehung. Das ist ein Gelübde. Und wie du dich dabei fühlen sollst? Als ob du dich etwas Neuem, etwas anderem, Wichtigem und Furchteinflößendem verschreibst. Fühlt es sich denn so an, Zoey?«
    Ich nickte und schluckte ein Stück des leicht süßlichen, aber hauptsächlich sauren Apfels hinunter. Ja, so fühlte es sich an. Es war genau wie mit dem veränderten Gefühl, das ich Jungs gegenüber hatte: Ich wollte es zwar noch auf Abstand halten oder zügeln, aber die Veränderung hatte definitiv stattgefunden, und ich konnte sie weder verleugnen noch hinauszögern – und ich begrüßte und fürchtete sie gleichermaßen.
    Mr. Caine drückte meine Schulter. »Besser kann ich es dir nicht erklären, Zoey. Aber du weißt, dass dein Dad und ich glauben, dass du bereit bist, und das sollte dir einiges sagen. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem ich dich zum ersten Mal sah. Sagen wir mal, wir hatten einen eher schlechten Tag. Er hatte eine Menge Tod und Zerstörung gebracht und ich war mir nicht sicher, ob wir ihn überstehen würden. Ich hatte Angst, schreckliche Angst, aber für einen Augenblick vergaß ich diese Angst und dachte nur noch an dich und daran, dass das Einzige, was ich mir wünschte, war, dass du überlebst. Und jetzt hast du nicht nur das geschafft, du bist ein mindestens genauso guter Mensch geworden wie der Rest von uns. Du wirst uns niemals enttäuschen. Das ist alles, was du wissen musst, dann wird dein Gelübde genauso sein, wie es sein sollte.«
    Ich nickte und biss in ein weiteres Apfelstück. Es war matschig und sauer und nicht gerade so, wie man es sich von einem Apfel

Weitere Kostenlose Bücher