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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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mich ja geschwängert, verdammt! Vielleicht hat dein feiner Mann mich ja gefickt, weil du so eine kalte, herzlose Schlampe bist, und jetzt willst du es an meinem armen Baby auslassen! Ist es das, Sarah, du kranke Fotze?«
    »Rachel, hör auf damit!«, sagte Mom mit lauter, aber bedächtiger Stimme. »Ich weiß, dass du vollkommen fertig bist, aber du musst damit aufhören. Zoey muss das nicht hören.« Aus dem anderen Zimmer war ein dumpfer Schlag zu hören, und Miss Dresden sank in sich zusammen, sodass sie auf mir lag.
    Ich zog meinen Arm und mein Bein unter ihr hervor. »Mom?«, krächzte ich, aber meine Stimme schien in mir festzukleben. »Du bringst Miss Dresdens Baby doch wieder hier rüber, oder?«
    »Ja, Zoey. Ich hab nur meine Tasche fallen lassen.« Sie trat durch die Tür, das Bündel, das sie mit weißem Textilband umwickelt hatte, im Arm. Der Kopf guckte heraus, bewegte sich ein wenig hin und her und stöhnte leise. »Zoey«, sagte Mom, »geh rüber zu meiner Tasche und hol einen Mundschutz für Rachel. Manchmal spucken sie.«
    Ich nickte und ging aus dem Zimmer, um die Maske zu holen. Als ich sie Miss Dresden angelegt hatte, reichte Mom ihr das Bündel. »Es ist ein Junge«, verkündete sie.
    Miss Dresden nickte beinahe unmerklich und wiegte das Ding hin und her, das in einer besseren, freundlicheren Welt ihr Kind gewesen wäre. Im Gegensatz zu normalen Babys schaute es sie aufmerksam an, seine trüben Augen mit jener Mischung aus Aussichtslosigkeit und bestialischem Hunger gefüllt, die man sich stets in den Augen der Toten vorstellte.
    Nun rann der Mutter des Babys ein langsamer Strom der Tränen über die Wangen. Die heftigen Schluchzer der Verleugnung und Wut von vorhin waren verschwunden – dies war eine ruhigere Form der Trauer, die ihre Seele in endlosen Kummer versinken ließ und ihr den schwachen Trost schenkte, den wir verspüren, wenn wir überwältigenden Schmerz zulassen.
    Mom strich Miss Dresden das verschwitzte rote Haar aus der Stirn. Es leuchtete so rot, dass es einen Moment lang aussah, als habe sie eine blutende Wunde am Kopf. Mom strich das Haar glatt und streichelte Rachel dann zärtlich über das blasse Gesicht, das zwar geschwollen, aber trotzdem noch überwältigend hübsch war und furchtbar schwach und verletzlich wirkte. »Es tut mir so leid, Rachel. Es tut mir so leid.«
    Miss Dresden sah zu meiner Mom auf und schob die Maske ein Stück von ihrem Mund, um besser sprechen zu können. »Ich hätte diese schrecklichen Dinge nicht sagen dürfen, Sarah. Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll. Bitte verzeih mir.«
    »Natürlich, Rachel. Ich hab von Frauen in den Wehen schon eine Menge gehört. Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich hab immer gesagt, dass du ein nettes Mädchen bist. Das weiß ich.«
    Miss Dresden drehte sich zu mir um. »Das gilt auch für dich, Zoey. Es tut mir so leid, dass ich all diese Sachen gesagt und dich geschlagen habe.«
    »Schon okay«, versicherte ich.
    »Halt ihn noch eine Weile, Rachel«, sagte meine Mom. »Du brauchst das jetzt. Das ist ganz natürlich. Wenn du ihn nicht mehr halten möchtest, bring ich ihn nach nebenan, wo er sicher ist. Ich denke, Zoey sollte hinterher noch eine Weile bei dir bleiben, wenn das in Ordnung ist. Es ist schwerer, wenn du allein bist.«
    Wir nickten beide.
    Mom und ich saßen eine Weile, die mir unendlich lang vorkam, zwischen den Waffen und Rock-Postern im Wohnzimmer, während Miss Dresden ihr Baby im Arm hielt. Anschließend legte Mom das Baby in die Badewanne und schloss die Badezimmertür. Gemeinsam sammelten wir die blutigen Handtücher ein, bezogen das Bett für Miss Dresden frisch und packten sie zwischen sauberen Kissen unter eine neue Decke. Mom verließ das Zimmer, und wir blieben alleine zurück. Ich setzte mich neben Rachel auf einen Stuhl.
    »Zoey«, durchbrach sie die Stille, »ich weiß, dass das seltsam klingen muss, nach allem, was passiert ist, aber ich kann kaum noch geradeaus gucken, solchen Hunger hab ich. Irgendjemand hat mir was vorbeigebracht. Es müsste auf der Kellertreppe stehen, da ist es kühler. Bringst du mir bitte was? Ganz egal, was.«
    Ich ging in die Küche, wo sich die Tür zum Keller befand. Es fiel noch ein wenig Tageslicht ins Zimmer, sodass ich ein paar Stufen weit in die Dunkelheit hinuntersehen konnte. An der Wand hing eine große geräucherte Hirschkeule, und auf der Treppe lagen eine Tasche mit Beeren und eine mit hartem, trockenem Brot. In der Küche fand ich ein Messer, mit

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