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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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dem ich die harte Kruste des Fleisches entfernte und das Brot in kleine Stücke schnitt. Anschließend sortierte ich die verfaulten Beeren aus. Dann trug ich alles Essbare zu Miss Dresden nach oben, und wir saßen auf dem Bett und kauten stumm, bis wir satt waren und sie sich zurücklehnte. Ich packte das Essen wieder in die Taschen und brachte es zurück auf die Kellertreppe. Anschließend setzte ich mich wieder auf den Stuhl neben ihr.
    Als es dunkler wurde, zündete ich eine Kerze an. Mehr Licht wäre vielleicht ganz nett gewesen, aber die meisten unserer Kerzen waren aus Talg, und der Geruch war nicht besonders angenehm.
    Miss Dresden durchbrach erneut das Schweigen: »Das war richtig widerlich, was ich über deinen Dad gesagt habe. Ich weiß, dass deine Mom und dein Dad nette Menschen sind und dass sie nicht schlecht über mich reden. Daran hätte ich denken sollen. Und außerdem hätte ich dir mehr Respekt entgegenbringen sollen, anstatt zu versuchen, dich zu verletzen – ganz besonders nicht so. Du bist immer ein nettes Mädchen gewesen. Es tut mir wirklich sehr leid.«
    »Es ist schwer, nett zu sein, wenn man traurig ist und Schmerzen hat. Das weiß ich.«
    »Ich schätze, da hast du wohl recht. Trotzdem hätte ich das nicht tun sollen.« Auch wenn der Schein der Kerze das Zimmer in leicht unheimliches Licht tauchte, wirkte Rachels Gesicht sanft und gelassen. »Ich muss jetzt schlafen.« Sie rutschte ein wenig zur Seite. »Du kannst dich neben mich setzen, wenn du willst, das ist vielleicht gemütlicher. Aber ist auch okay, wenn du lieber gehen möchtest.«
    Ich setzte mich neben sie aufs Bett. »Schon okay. Ich kann noch ein bisschen bleiben. Mom holt mich später ab.«
    Beschütze die Lebenden. Ehre die Toten. Ich hatte getan, was man mir beigebracht hatte und was nötig war, um zu überleben. Überleben bedeutete, dass das Leben weiterging, und das Leben war hart. Dies war unsere Wahrheit, und ich erkannte nun, wie schwer diese Wahrheit war.
    Als sie schließlich in erschöpften Schlaf sank, fiel Miss Dresdens Atmung in einen Rhythmus, der dem schwachen Keuchen des Dings glich, das sich nebenan gegen seine Fesseln wehrte. Doch auch wenn der Rhythmus derselbe war: Das abgehackte Keuchen des Dings war voller Verlangen, Frustration und Rastlosigkeit, während sich der erschöpfte Körper der armen Rachel unter ihrer Atmung ganz sanft und gleichmäßig bewegte, endlich frei von Anstrengung oder Schmerzen. Ich lehnte mich an sie, während sie schlief, und atmete ihren femininen, fruchtbaren, verruchten Duft ein – warm, echt und beständig. Obwohl ich in meinem Herzen einen Schmerz fühlte, der so kalt und bitter war, dass ich ihn förmlich schmecken konnte – metallisch und scharf –, spürte ich, wie sich meine Knochen allmählich entspannten und sich an Rachels kleinen, aber kräftigen Körper schmiegten, bis auch ich einschlief.

Kapitel 12
    An den beiden folgenden Tagen regnete es häufig, aber danach sahen wir Will wieder. Es war noch früh am Morgen, und die ersten Sonnenstrahlen erhellten gerade den Horizont. Einerseits war ich froh, dass er so früh zurückgekehrt war, andererseits war ich aber auch etwas unruhig und besorgt angesichts unseres bevorstehenden Besuchs jenes Ortes, zu dem ich allem Anschein nach eine Verbindung hatte.
    Nachdem er uns durch das Tor gelassen hatte, führte er uns lange Zeit in langsamem Tempo die Straße entlang, sodass Lucy und ich Schritt halten konnten. Will berichtete uns von dem Leben, das er mit den anderen Leuten führte, die so waren wie er: wie sie Nahrungsmittel anbauten und sich vor uns schützten oder wie sie von Grund auf neu hatten lernen müssen, die einfachsten Dinge zu tun, etwa Papier oder Stoff herzustellen, Strom zu erzeugen oder Brunnenschächte zur Wassergewinnung zu bohren. Er schien höchst erfreut und stolz auf alles, was sie gebaut und geschafft hatten, und das völlig zu Recht. In diesem Augenblick war ich beinahe froh, dass ich nicht mehr sprechen konnte – es hätte mir schon Schwierigkeiten bereitet, auch nur eine magere Liste mit den Errungenschaften unserer Gruppe zusammenzustellen, und es wäre ziemlich peinlich gewesen, dies laut zugeben zu müssen. Ich war ein bisschen stolz darauf, dass Lucy und ich ein paar Löwenzahn in kleinen Blumentöpfen neben unserem Lagerraum gepflanzt und weitere Behälter aufgestellt hatten, um Regenwasser zu sammeln, aber selbst das war eigentlich ihre Idee gewesen.
    Um die Mittagszeit machten wir im

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