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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Schatten einiger Bäume eine Pause, um uns zu erholen. Ganz in der Nähe wuchsen ein paar Büsche und Weinreben über einen alten Zaun, und während Lucy und ich uns setzten, pflückte Will sich dort ein paar Trauben und aß sie.
    Anschließend setzte er sich zu uns. Er fasste in seine Hosentasche und holte einen selbst gemachten Lederbeutel heraus, dem er eine Zigarette und ein Feuerzeug entnahm. Die Zigarette war ganz offensichtlich ebenfalls Marke Eigenbau: Ihre Enden waren zusammengerollt und -gezwickt, und das Papier war nicht reinweiß sondern beige-grau.
    »So ist es viel einfacher als mit Feuerstein und Zunder, besonders, wenn man nur eine rauchen will«, sagte er, während er sich die Zigarette anzündete, wobei er darauf achtete, die Flamme abzuschirmen, sodass Lucy und ich sie nicht sehen konnten. »Ich fürchte, irgendwann werden uns auch die Streichhölzer und die Feuerzeuge ausgehen. Aber vielleicht können wir dann ja schon selbst welche machen.« Er blies den Rauch von uns weg, was wirklich rücksichtsvoll von ihm war. »Die hier ist aus Maishaar. Ich hab mal gesehen, wie einer von den Alten eine gedreht hat, als ich noch jünger war. Manche von denen verzweifeln fast ohne ihre Zigaretten. Die echten sind uns schon vor Jahren ausgegangen, und bisher haben wir noch keine Pflanzen oder Samen gefunden, um unseren eigenen Tabak anzubauen. Keine Ahnung, ob wir überhaupt genügend Leute sind, damit der Anbau sich auch lohnen würde, aber ein paar von den Alten reden die ganze Zeit darüber, dass sie eine richtige Zigarette oder Kautabak wollen.
    Ich erinnere mich noch daran, dass ich, als ich klein war – du weißt schon, früher, in der ›normalen‹ Welt – ständig gehört habe, dass man auf gar keinen Fall rauchen oder Tabak kauen darf, so als wäre es die schlimmste Sache der Welt. Schon lustig, dass alle dachten, es sei wahnsinnig gefährlich oder sogar tödlich.« Er starrte auf das glühende Ende des winzig kleinen Papierröllchens und schüttelte den Kopf. »Die wussten einen Scheiß über gefährlich und tödlich. Ich weiß ja, dass unsere Welt total fertig ist, aber manchmal frage ich mich, ob nicht auch die alte Welt auf ihre eigene Weise total fertig war und sich im Prinzip vielleicht gar nichts verändert hat.«
    Ich konnte ihm keine bessere Antwort bieten als ein Schulterzucken.
    Will sah aus, als sei ihm eben eine Idee gekommen. »Willst du auch mal? Ich bezweifle, dass es dir irgendwie schaden würde.«
    Wie bei allen anderen Dingen konnte ich mich auch nicht daran erinnern, ob ich Raucher war oder nicht. Ich hatte ein paar Bilder von Professoren im Kopf, die Pfeife rauchten, aber die entsprangen alle meiner Fantasie und waren ansonsten ziemlich rätselhaft für mich. Wills Gedankenspiele hatten mich jedoch neugierig genug gemacht, um es zu probieren. Ich schaute zu Lucy hinüber. Sie zuckte nur mit den Schultern, also drehte ich mich wieder zu Will um und nickte.
    Er lächelte vorsichtig. »Okay. Aber nicht die hier, die ist schon zu kurz. An der würdest du dich verbrennen.« Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, warf die Kippe auf den Boden und drückte sie mit seinem Absatz aus. Dann zündete er eine neue an und reichte sie mir. »Vorsichtig. Steck sie dir möglichst weit weg vom glühenden Ende zwischen die Finger. Ich hab keine Ahnung, wie das für dich schmecken wird, also immer mit der Ruhe, okay?«
    Ich inhalierte nur ganz vorsichtig, da ich Angst hatte, der Rauch könne heiß sein und brennen – wie damals, als ich zu essen versucht hatte oder wie bei meiner Angst vor offenem Feuer. Aber aus welchem Grund auch immer fühlte es sich nur ein bisschen warm an und kitzelte. Ich versuchte, den Rauch tiefer einzuatmen, was das Gefühl zwar intensivierte, aber es fühlte sich trotzdem nicht viel wärmer an, als draußen in der Sonne zu sitzen. Ich hielt die Zigarette von meinem Mund weg, schaute Will an und zuckte die Achseln.
    Er nahm sie mir ab und zerdrückte sie wie die andere unter seinem Absatz. »Das dachte ich mir schon. Eigentlich geht es dabei sowieso nur um die verbotene Frucht. Mir schmecken sie nur, weil mir das Rauchen verboten wurde. Du hast es versucht, ohne dass dir jemand sagt, was du tun oder lassen sollst, und es hat dir scheinbar nichts gegeben. Interessant.« Er erhob sich. »Also, wir sollten weiter. Wir werden sowieso nicht viel Zeit haben, um uns dort umzuschauen.«
    Während wir weiter die Straße hinuntergingen, tauchte in der Ferne bald eine

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