Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)
Gruppe roter Ziegelgebäude auf. Nach einer Weile passierten wir ein Tor, neben dem der Name der Schule zu lesen war. Wie Will schon berichtet hatte, waren einige der Gebäude eingefallen, aber da die meisten von ihnen Ziegelbauten waren, hatte die Mehrzahl überlebt.
»Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst, Truman, aber es ist im Sommer passiert – ich meine, dass die Welt zu Ende ging –, deshalb waren hier bestimmt nicht viele Leute. Und mir fällt kein Grund ein, weshalb irgendjemand hierher fliehen sollte. Das ist auch einer der Gründe, warum hier alles noch in so gutem Zustand ist.«
Ich erinnerte mich zwar nicht, aber ich nickte trotzdem.
Will zeigte auf eines der Gebäude. »Da hab ich die Broschüren gefunden. Das muss das Verwaltungsgebäude sein. Kommt dir irgendwas bekannt vor? Willst du mal da reingehen?«
Es kam mir zwar in der Tat vage bekannt vor, aber trotzdem musste ich auf die erste Frage mit einem zaghaften Kopfschütteln antworten, da ich nichts wirklich zuordnen konnte. Die zweite Frage erwiderte ich mit einem eindeutigeren Kopfschütteln. Wenn die Menschen in jenem Gebäude wirklich für die Broschüre mit dem vagen, übertriebenen Leitspruch, den ich nicht genau begriff, verantwortlich gewesen waren, dann wollte ich nicht dort hineingehen.
Wir schlenderten zwischen den Gebäuden umher. Die Sporthalle gehörte zwar zu den neueren Bauten, aber ihr mächtiges Flachdach hatte die jahrelangen Regen- und Schneemassen wohl nicht mehr tragen können und war eingestürzt, wobei es eine Wand teilweise mitgerissen hatte. Die Bibliothek war hingegen in entschieden besserem Zustand. Selbstverständlich waren die Türen verschlossen, und da die Bibliothek zu den älteren Gebäuden zählte, handelte es sich dabei natürlich auch nicht um Glastüren, sondern um schwere Holztüren, sodass ich befürchtete, dass wir möglicherweise nicht würden hineingehen können.
»Willst du da rein, Truman?«, fragte Will.
Ich nickte.
»Warte hier.«
Vor den Fenstern im untersten Stock befanden sich Metallgitter, die Will mit erstaunlicher Geschicklichkeit emporkletterte, sodass er schon bald an einer Regenrinne hing und ein Fenster im zweiten Stock einschlug. Er kletterte hinein, ging im Haus nach unten und öffnete die Eingangstür für uns.
Lucy und ich traten ein. Der Eingangsbereich war dunkel, da sich dort nicht viele Fenster befanden, aber der Raum, der zur Linken abging, hatte eine hohe Decke und riesige Fenster, die sich über die gesamte Höhe des Zimmers erstreckten. Das Sonnenlicht fiel auf unzählige Holzregale voller Bücher. Ich ließ meine Hand über die Buchrücken gleiten und mir wurde bewusst, wie armselig meine Sammlung in unserem Lagerraum war. Ich würde mich nie wieder durch zerfledderte Bücher über das Programmieren in Pascal oder biblisch inspirierte Romane wühlen müssen: Hier hatte ich Pascal und die Bibel! Nun war ein Auswahlband mit gekürzten Werken nicht mehr der größte Schatz, auf den ich hoffen konnte – hier lagen alle Bücher ungekürzt vor mir! Daran – an diesen Raum und dieses Gefühl – erinnerte ich mich tatsächlich, und zwar nicht nur vage, sondern sehr lebhaft, wie man sich an etwas erinnert, das man sehr häufig und mit besonderer Intensität erlebt hat. Dies war eine echte Bibliothek. Und nun gehörte sie mir. Sorgfältig wählte ich einige Bände aus, die ich mitnehmen wollte. Ich hatte zwar genügend Zeit, um wiederzukommen und noch mehr zu holen, aber ein paar wollte ich sofort mitnehmen.
Auch Will staunte über die Bibliothek und sah sich die hohen Bücherreihen an, die uns umgaben. »Milton und Jonah werden das lieben!« Ich muss reflexartig geknurrt haben, auch wenn das sicher nicht meine Absicht gewesen war. Aber der Gedanke, dass irgendjemand mir all das wegnehmen würde, war unerträglich. »Oh«, sagte Will. »Du willst nicht, dass ich es ihnen sage?«
Ich ließ den Kopf ein wenig hängen. Ich hatte diese Bücher nicht geschrieben, und ich hatte nicht für sie gearbeitet – ich hatte sie einfach nur gefunden und hatte daher nicht das Recht, sie derart an mich zu reißen.
»Ist schon in Ordnung«, versicherte Will. »Ich kann es ihnen auch erst später erzählen, wenn dieser Ort dir so wichtig ist, Truman. Aber bedeutet das etwa, dass du auch lesen kannst?«
Ich nickte, den Kopf noch immer gebeugt.
»Wow. Das hätte ich wirklich nicht erwartet oder für möglich gehalten. Aber wenn du lesen kannst, dann solltest du auch ein Vorrecht auf
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