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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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meinetwegen wie der Erzbischof von Canterbury oder wie schrille Dragqueens anziehen – oder, was soll’s, von mir aus auch beides –, es spielte überhaupt keine Rolle. Was natürlich nicht bedeutete, dass es das je getan hatte.
    Kurioserweise schien auch die Anwesenheit einer niemals schlafenden Armee von Untoten direkt vor der Tür die Gruppendynamik mitsamt belanglosem Gezanke, Beleidigungen und kleinen Machtkämpfen nicht zu ändern, und so schoss die Frau, die sich durch die Bemerkung offensichtlich in ihrem Stolz verletzt fühlte, zurück: »Doch, dieser eine Kerl schon!«
    Der Armeetyp lächelte. »Okay, Jones hat’s geschafft, weil er nur einen kleinen Kratzer an der Hand hatte und du ihm zwei Minuten, nachdem er gebissen wurde, seinen verdammten Arm an der Schulter abgehackt hast. Er war so winzig, dass er es vielleicht sogar mit seinem Arm überlebt hätte, auch wenn du’s nicht getan hättest. Du musst die Sache für den da nicht beschönigen.«
    Die Frau wurde rot. »Ich hab getan, was ich konnte! Ich tue immer, was ich kann, du Machoarsch! Ich war ’ne Scheiß Dentalhygienikerin, bevor … bevor … Oh, wieso musst du immer so gemein sein?!« Ihre Stimme brach, und sie drehte sich um und stampfte davon.
    Es herrschte peinliche Stille. Ich war froh, dass die militärische Präzision dieser Leute allem Anschein nach besser ausgebildet war als ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten, denn sonst wäre ich vermutlich verbrannt oder gegessen worden, oder sogar beides. »Ich rede später mit ihr«, sagte er überraschend kleinlaut und zerknirscht, was beinahe komisch wirkte. »Wir nennen sie Doc, obwohl sie … nun, du hast ja gehört, dass sie nicht so ganz … also, dass sie kein richtiger … Arzt ist. Aber wir versuchen, nett zu ihr zu sein und ihr Respekt entgegenzubringen, weil sie wirklich schon vielen Leuten geholfen hat. Verdammt, ich hätte nichts sagen sollen.« Erneut folgte peinliches Schweigen. »Du musst das entschuldigen, aber es ist eben nicht so leicht mit neuen Leuten. Es ist uns einfach peinlich, zuzugeben, wie wenig wir hier eigentlich haben, was wir alles nicht tun können – und wie viel Angst wir alle haben. Aber wir müssen nun mal vorsichtig sein.«
    »Nein, nein, ich verstehe schon. Was ihr getan habt, war unglaublich, und ich bin euch sehr dankbar, dass ihr mich rechtzeitig da rausgeholt habt.«
    Er richtete sich ein wenig auf, vergaß seinen Fauxpas und ließ mich seine ganze Autorität spüren. »Aber sie hat recht – wenn du gebissen wurdest oder verletzt oder krank bist, werden wir für dich tun, was wir können, selbst wenn wir dich in Quarantäne stecken müssen.« Er trat einen Schritt nach vorne. »Wenn du uns allerdings anlügst und wir es herausfinden, sieht die Sache anders aus.«
    Ich wollte nicht den knallharten Typen markieren, aber ich spürte, dass dieser Kerl auf ein kleines Machtgerangel aus war, und noch verstand ich genug von der menschlichen Natur, um zu wissen, dass ich mir als Neuer in der Gruppe von Anfang an Glaubwürdigkeit und Respekt verschaffen musste, also hielt ich seinem Blick stand und gab nicht nach. »Ich sagte, ich verstehe das.«
    So hatten wir unser Männlichkeitsgetue zu einem frühen Zeitpunkt – und, wie es schien, zu aller Zufriedenheit – hinter uns gebracht, was offensichtlich auch ihm entgegenkam. Er streckte seine Hand aus. »Tut mir leid. Ich bin Jack Lawson.«
    Wir schüttelten uns die Hände. »Jonah Caine«, erwiderte ich.
    Wir gingen zu einem Tisch in der Nähe des Tores, an dem ein junger Mann mit einem Klemmbrett saß. Neben ihm stand ein großer Vorratsschrank, in dem Dutzende von Waffen untergebracht waren, und auf der anderen Seite stand eine riesige Plastikmülltonne. Alle, die beim Angriff auf die Zombies dabei gewesen waren, händigten dem Mann hinter dem Tisch ihre Waffen aus. Er notierte jede einzelne und legte sie wieder in den Schrank zurück. Ihre Rüstungen, Schilde und größeren Teile warfen sie in die Mülltonne.
    Auch Jack legte seine Pistole, einen alten .45 Colt, auf den Tisch. Er drehte sich zu mir um. »Regeln. Du musst deine Waffen abgeben. Wir bewahren sie auf und du bekommst sie zurück, wenn du uns irgendwann mal verlassen willst.«
    Das war ein bisschen mehr, als mich nur mit Blicken nach Bisswunden abzusuchen, mehr als eine Selbstschutzmaßnahme; sie verlangten von mir, ihnen zu vertrauen, nur, um ein paar verrückte Regeln durchzusetzen, die sie sich für ihre Gruppe ausgedacht hatten. Sie

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