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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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stumm durch das Tor, das sich knarrend hinter uns schloss.
    Vor mir sah ich eine Rasenfläche mit mehreren Dutzend Leuten, ein paar Bäumen und einigen merkwürdig geformten Skulpturen aus Metall und Stein. Die Fläche war von der Ziegelmauer hinter uns umschlossen, die auf der einen Seite bis zum Fluss reichte. Rechts von mir grenzte sie an das große Gebäude, das ich von draußen gesehen hatte. Vielleicht sechzig Meter vor mir stand eine weitere Ziegelmauer, die ebenfalls vom Gebäude bis zum Fluss verlief. Der Fluss bildete die vierte Begrenzung der Anlage.
    Die Leute, die mich hereingeführt hatten, lächelten und klopften mir auf den Rücken, sichtlich ermuntert und hochzufrieden mit ihrer Arbeit. Sofort begrüßte mich eine Frau, die etwas jünger zu sein schien als ich und nicht mit den Angreifern hinausgestürmt war. Wie bei allen anderen war ihre Kleidung ein Mischmasch aus den unterschiedlichsten Teilen, aber sie wirkte definitiv eher wie eine Wissenschaftlerin oder eine Ärztin als wie eine Soldatin: OP-Hosen mit Smileys, Segelschuhe ohne Socken, ein schmutziges Männerhemd und eine Art blauer Weste mit Taschen, wie sie Angestellte in einem Supermarkt trugen.
    Sie sah mich von oben bis unten an. »Deine Arme, zeig mir deine Arme«, sagte sie, nicht unbedingt barsch, aber auch alles andere als freundlich.
    Ich schob die Ärmel hoch und zeigte ihr meine Arme, Innen- und Außenseite, und das Ganze war mir ziemlich unangenehm und peinlich. Seit die Toten wieder auferstanden waren, war niemandes Körperhygiene das, was sie einst gewesen war, aber erst in seltsamen Augenblicken wie diesem wurde man sich dieser Tatsache wieder voll bewusst.
    Sie hatte sich bereits zu meinem Oberkörper vorgearbeitet, als sie die Augenbrauen hochzog und argwöhnisch die Vorderseite meines Hemds betrachtete. Sie neigte den Kopf nach links und rechts, um beide Seiten meines Halses untersuchen zu können. »Keine Bisse? Bist du sicher, dass du nicht gebissen wurdest?«
    Ich wusste, dass sie mich das fragen musste. Unmittelbar nach dem Ausbruch waren die meisten Menschen getötet worden, weil jemand in ihrer Gruppe gebissen worden war, um den sie sich dann kümmerten – mit dem Erfolg, dass er als Zombie wieder auferstand und auf sie losging. Deswegen waren auch fast alle Krankenhäuser bereits nach wenigen Stunden lahmgelegt. Als die Menschen schließlich begriffen, wie schnell die Seuche sich ausbreitete, lastete die furchtbare Aufgabe auf ihnen, alle hinrichten zu müssen, die bereits gebissen worden waren. »Nein«, antwortete ich und schüttelte den Kopf, »ganz sicher. Ich schwöre es.«
    Sie suchte mich weiter mit den Augen ab, fühlte sich aber immer noch nicht sicher genug, um mich auch anzufassen, mich umzudrehen oder meine Kleidung hochzuschieben »Kein Fieber, Schüttelfrost, höllischer Durst, Appetitsverlust oder Erbrechen?«
    Ich schüttelte erneut den Kopf. »Nein, ehrlich.«
    »Öffne den Mund.« Ich gehorchte. Sie zuckte zurück. »Nicht der allerschönste Anblick, aber wessen Mund ist das heutzutage schon, ohne fließend Wasser oder Zahncreme?«
    Sie versuchte es mit einer anderen Taktik. »Du musst keine Angst davor haben, uns zu sagen, dass du krank bist – wir schicken dich nicht wieder da raus. Wir sind keine Barbaren. Wir werden dich wie einen Menschen behandeln. Wir hatten schon mehrere Menschen in Quarantäne. Einige haben es sogar geschafft.«
    »Nein, haben sie nicht«, widersprach eine Stimme hinter mir. Der Kerl, der die Befehle durch das Megafon erteilt hatte, kam auf uns zu. Er war kräftig gebaut, nicht direkt wie ein Bodybuilder, aber etwas größer als ich, und es war offensichtlich, dass er in ausgezeichneter Form gewesen war, bevor die monatelangen Notrationen und der ständige Kampf gegen diese Biester ihn ein wenig ausgezehrt hatten. Nun sah er ziemlich hager und zäh aus. Er war etwa in meinem Alter, Ende dreißig, und trug die Überreste einer Armeeuniform, obwohl ich nicht den Eindruck hatte, dass die einzelnen Teile zusammenpassten oder aus dem gleichen militärischen Zweig stammten.
    Vor Ausbruch dieses Krieges wusste ich, wie schon gesagt, nicht viel über das Militär oder über Kriege, aber in diesem konnten wir sicherlich nicht großartig auf Konventionen bestehen. Ich war einfach nur erstaunt und erfreut darüber, Menschen zu treffen, die noch einen Puls hatten. Wenn sie eine kleine Zuflucht mit einer Mauer und ein paar Waffen und Vorräten geschaffen hatten, konnten sie sich

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