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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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seither wirklich gut brauchen können.
    Wir haben mit den Menschen, die schon hier waren, gewartet, Radio gehört und ferngesehen. Aber nach ein paar Tagen wurde alles ruhig. Man hörte auch keine Explosionen oder Ähnliches mehr in der Ferne. Da war nur noch Stille, nur das Rauschen des Flusses, und wenn der Wind sich drehte, wehte er den Gestank der Toten über das Wasser. Das war der Zeitpunkt, an dem uns langsam die Vorräte ausgingen.
    Wir hatten viel mehr Glück als die meisten anderen, immerhin gab es hier Wasser aus dem Fluss. Aber unsere einzigen Lebensmittel waren die Snacks aus der Cafeteria des Museums und die Dinge, die Leute mitbrachten, die wir reinließen. Also haben wir mit unseren Beutezügen durch die Stadt begonnen.
    Mit der Zeit organisierten wir uns immer besser. Wie schon gesagt, wir haben die Lobby vollständig zugemauert, damit wir uns darum keine Sorgen mehr machen mussten. Zum Zeitpunkt des Ausbruchs fanden im Museum gerade Umbauarbeiten statt, sodass wir die nötigen Baumittel hatten; die Hebebühnen, die du gesehen hast, gehörten auch dazu, und wir erkannten schnell, dass sie eine große Hilfe waren, wenn wir die Tore öffnen und uns verteidigen mussten. Mittlerweile sind wir besonders gut darin, die Leichen abzulenken – entweder machen wir hinten auf dem Angestelltenparkplatz so lange Krawall, bis sie sich alle dort versammeln und schicken dann eine Truppe durch das Haupttor auf Beutezug, oder eben umgekehrt. Außerdem können wir durch die Kanalisation auch ein paar Stellen auf dieser Seite des Flusses erreichen.
    Tja, und zur anderen Flussseite?« Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf seine Lippen. »Siehst du das?« Er deutete auf ein Drahtseil über unseren Köpfen, das vom Dach des Museums zur Stadt auf der anderen Flussseite gespannt war. »Das war meine Idee: eine Seilrutsche. Ich bin nachts ans andere Ufer geschwommen, habe bis zum Morgengrauen gewartet, bin dann rausgeklettert und habe das Seil festgebunden. So haben wir immer die Möglichkeit, schnell auf die andere Seite zu kommen – oder ein Ablenkungsmanöver für die Leichen zu starten. Clever, was?«
    »Sehr clever, Jack.« Ich war wirklich schwer beeindruckt von all dem, und außerdem wollte ich ihn nicht enttäuschen – ganz offensichtlich steckte jede Menge Herzblut darin.
    »Für eine Weile haben wir immer wieder Überlebende aufgesammelt, anfangs sogar noch recht häufig. Wenn wir irgendwo Rauch gesehen haben, sind wir rausgegangen und haben nachgesehen, und meistens haben wir ein paar Leute mit zurückgebracht. So haben wir auch Popcorn und Tanya gefunden.«
    »Popcorn?«
    »Lange Geschichte. Irgendjemand wird sie dir erzählen, wenn du ihn kennenlernst. Manchmal ist auch jemand in der Nähe des Museums aufgetaucht, dann haben wir ihn reingelassen – so wie dich. So ist auch Milton zu uns gekommen. Du wirst ihn später noch kennenlernen. Er ist ziemlich bedeutend.«
    »Bedeutend? Inwiefern bedeutend? Wie ein Anführer?«
    »Nein, nicht ganz. Das ist noch so eine lange Geschichte. Tut mir leid, scheinbar ist alles hier eine lange Geschichte. Aber so ungefähr hat sich all das hier in knapp einem Jahr entwickelt; gar nicht so leicht, es in ein paar Minuten zu erklären. Wie dem auch sei, wir waren ziemlich knapp mit Lebensmitteln – aber das könnte im nächsten Jahr besser werden. Wir haben ein paar Fische im Fluss gefangen und jetzt versuchen wir, ein bisschen Gemüse anzubauen – gut möglich, dass wir bald nicht mehr nur auf Dosenfleisch und Twinkies angewiesen sind.«
    »So langsam habe ich die auch wirklich satt.«
    »Ich weiß, noch so ein unschöner Nebeneffekt der Apokalypse.«
    »Wer hat das Schild draußen angebracht?«
    Wieder lachte er. »Unser kleines Motto, oder vielmehr die Hälfte davon? Das war Miltons Idee – wir wollten allen da draußen zeigen, dass hier drin noch Menschen sind, die ein richtiges Leben führen wollen, die nicht nur vor sich hin leben, um irgendwann zu sterben.«
    »Ich hoffe, dass ist nicht schon seine tiefsinnigste Idee.«
    Jack lachte noch lauter. »Nein, bestimmt nicht. Es sind ein paar merkwürdige dabei, das gebe ich zu, aber sie funktionieren letztlich alle irgendwie und sind wirklich sinnvoll. Ich weiß ehrlich nicht, wie ich ihn dir beschreiben soll – du wirst schon sehen. Wenn ich eine Mischung aus dem Generalstabschef und dem Außenminister bin, dann ist er eher so was wie der Papst oder der Dalai Lama.«
    Ich dachte einen Augenblick lang darüber nach.

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