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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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die Treppe nicht ganz bis zum Dach führte. Wir mussten wieder ins Gebäudeinnere gehen, um die richtige zu finden. Glücklicherweise sah die Etage verlassen aus.
    Die Tür war allerdings gesichert. An der Klinke im Flur war eine dicke Kette festgemacht, die zwischen der Tür und dem Türrahmen verlief und dann um ein Wasserrohr im Treppenhaus gewickelt war. Sie musste auf der anderen Seite mit einem Vorhängeschloss oder Ähnlichem befestigt worden sein, nachdem sie jemand an dem Rohr angebracht und dann die Tür verschlossen hatte. Die Tür ging nicht ganz zu, aber die Kette war so fest gespannt, dass man sie auch nicht weiter als zwei Zentimeter öffnen konnte.
    Zum Glück hatte Franny eine Werkzeugtasche dabei, da Jack vermutet hatte, wir würden vielleicht eine brauchen. Sie holte einen Bolzenschneider heraus, kümmerte sich um die Kette und öffnete die Tür.
    Der Flur im fünften Stock war nicht annähernd so grauenvoll wie der im Erdgeschoss. Die Menschen mussten ihn schon zu Beginn der Krise verlassen haben, sodass dort offenbar kein entsetzliches Massaker stattgefunden hatte. Während wir den Flur entlanggingen, sahen wir aber dennoch einige Anzeichen für Gewalt: Hier und da klebte vertrocknetes Blut in Augenhöhe an der Wand.
    Als wir das Schwesternzimmer in der Mitte des Flurs erreichten, fanden wir dort Milchnahrung, Windeln und andere Vorräte in ordentlichen Stapeln vor. Wir sahen uns an und schüttelten den Kopf – wir hatten keine Ahnung, was hier passiert war.
    Die Treppe zum Dach befand sich ein Stück hinter dem Schwesternzimmer neben den Fahrstühlen, und die Tür zum Treppenhaus schien nicht verschlossen zu sein. Bevor wir hinaufgingen, sahen wir jedoch eine Doppeltür etwas weiter den Flur entlang, die auf unserer Seite mit einer Kette verschlossen war.
    Auf dem Schild über der Doppeltür stand »Neugeborenen-Intensivstation.« Das erklärte zumindest teilweise, weshalb diese Etage weniger verwüstet war: Bestimmt hatten sie die Mütter und Babys so schnell wie möglich evakuiert und das Stockwerk völlig leer zurückgelassen. Die beiden Fenster der Tür waren mit verblassten rot-weißen »BIOLOGISCHES RISIKO«-Postern überklebt worden, sodass man nicht hineinsehen konnte. Auf die linke Tür war, nicht sonderlich kunstvoll, ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen darunter gezeichnet worden. Es sah aus, als habe man dafür einen dicken schwarzen Edding benutzt. Auf der rechten Tür stand, mit demselben Stift geschrieben, in großen Buchstaben »R. I. P.«
    Wir hatten keinen Grund, die kleinen Poster zu lüften und hineinzusehen. Keinen Grund außer Neugier, und die war selbst bei einem so rationalen Menschen wie Jack übermächtig. Noch so eine Büchse der Pandora – es lag einfach in der menschlichen Natur, nachzuschauen, obwohl man es lieber nicht tun sollte.
    Ich bin mir sicher, wir alle wünschten uns im selben Moment, als wir das vergilbte Papier ablösten, dass wir es nicht getan hätten. Und obwohl wir alle furchtbare Dinge erlebt hatten, bin ich mir außerdem sicher, dass keiner von uns je etwas gesehen hatte, das mit dem vergleichbar gewesen wäre, was diese Türen verbergen sollten. Es hätte bis zum letzten Trompetenstoß verborgen bleiben sollen.
    Der Raum war teilweise von blassgelbem Sonnenlicht erleuchtet. Wer auch immer ihn versiegelt hatte, hatte zunächst die Jalousien geschlossen; jetzt waren sie jedoch hier und da heruntergerissen. Überall lagen und saßen unzählige Tote in all den vielfältigen Erscheinungsformen des menschlichen Körpers. Sie wanden sich, krochen übereinander und waren von allen erdenklichen Zeichen des Todes und des Verfalls gezeichnet, die ein einzelner Körper überhaupt tragen konnte.
    Die meisten waren in irgendeiner Form ruhig gestellt oder gesichert worden; einige trugen Polizeifesseln aus Plastik oder Zwangsjacken, manche hatten Tüten über dem Kopf und wieder andere waren mit Kleidungsstücken oder Gürteln geknebelt. Ein paar Fesseln waren im Lauf der letzten Monate zerrissen, aber die Toten waren zu unkoordiniert und desinteressiert, um sich aus ihrem provisorischen Gefängnis zu befreien.
    Wie der Krankenschwester im Erdgeschoss, fehlten einigen Gliedmaßen oder Teile des Gesichts oder des Oberkörpers, sodass ihre Eingeweide und anderen Organe heraushingen. Aus ihren zahlreichen Wunden waren sämtliche Körperflüssigkeiten herausgeflossen, und dieser ganze sterbliche Brei war mittlerweile getrocknet und verfault und bedeckte als

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