Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
Strickleitern nach unten, die der Grubenmannschaft dabei helfen sollten, uns gefügig zu prügeln. Ich sah, dass sie Tanya rechts von mir ebenso festgesetzt hatten wie mich.
Der Wärter, den ich zuerst niedergerissen hatte, war wieder auf den Beinen. Er versetzte mir einen Tritt in die Weichteile und schlug mir dann ins Gesicht. Ich schmeckte Blut, meine Ohren klingelten und ich sah nur noch Punkte.
Ich brüllte, riss meine linke Hand los und versuchte, dem Typen eine zu verpassen, der meinen rechten Arm festhielt, aber mein Wärter bog mir den freien Arm auf den Rücken, während einer der anderen Kerle mir in den Magen und noch zweimal ins Gesicht schlug.
Nun konnte ich fast gar nichts mehr sehen oder hören; mein Unterkiefer hing herunter, und all das Blut, das sich in meinem Mund gesammelt hatte, floss in einem ununterbrochenen Strom heraus; da sie die ganze Luft aus mir herausgeprügelt hatten, konnte ich kaum atmen. Ich hörte auf, mich zu wehren. Es war ein Reflex. Man konnte sich einfach nicht selbst dazu zwingen, weiterzumachen, wenn man von solchen Schmerzen überwältigt wurde.
Zumindest konnte ich das nicht. Einige von uns sind aus härterem Holz geschnitzt, unter den richtigen Umständen. Und in dieser Nacht war dies, aus irgendwelchen Gründen, Frank. Er schüttelte einen der Männer ab und schnappte sich dessen Messer, dann schlitzte er dem Mann das Gesicht auf, und dieser schrie auf, als er nach hinten kippte. Frank fuchtelte weiter mit dem Messer herum und brüllte: »Das dürft ihr nicht! Nein! Lasst ihn in Ruhe!«
Die Grubenmannschaft hielt sich aus Angst vor einer Schnittwunde zurück.
Jetzt verstand ich, weshalb er uns gebeten hatte, auf Zoey aufzupassen. Er hatte einfach genug und wusste, dass er Popcorn verteidigen und dafür sterben würde. Ich hätte schon früher erkennen müssen, dass er die Grenze seiner Belastbarkeit erreicht und sein eigenes Tausend-Yard-Starren entwickelt hatte. Gegen Zombies kämpfen, die eigene Frau töten, zehn Monate lang an der Grenze des Hungertods leben – irgendwie hatte er es um Zoeys willen geschafft, mit all dem zu leben.
Ironischerweise war er durch das Zusammenleben mit uns nun nicht mehr so gut dazu in der Lage, sich gegen diese absurde, entmenschlichende Brutalität zu behaupten; er wusste, dass Zoey gut versorgt war, wieso also sollte er angesichts Popcorns Qualen einfach wegsehen und versuchen, selbst zu überleben? Ich wollte »Nein, Frank!« rufen, aber ich habe keine Ahnung, was tatsächlich dabei herauskam. Vermutlich nur ein gurgelndes Geräusch aus einem Mund voller Blut.
Dann waren wieder dieses Pfeifen und das dumpfe Geräusch zu hören, als ein Pfeil in Franks Rücken einschlug. Er stöhnte auf und stolperte nach vorne. Einer der Männer versuchte, ihn zu packen, aber er fuhr erneut mit dem Messer durch die Luft, und aus der Hand des Typen spritzte Blut. Dann war ein weiterer stumpfer Schlag zu hören, als Frank von vorne von einem zweiten Pfeil getroffen wurde. Er taumelte und fiel schließlich zu Boden.
Die Männer der Grubenmannschaft stürzten sich wie die feigen Herdentiere, die sie nun einmal waren, auf ihn, und traten und schlugen mit entsetzlicher Brutalität auf ihn ein. Wie in Popcorns Zelle waren auch bei ihm nach den ersten Schlägen keine Anzeichen für seine Gegenwehr mehr zu hören oder zu sehen, nur das furchtbar dumpfe Geräusch der unerbittlichen Fäuste und Füße, wieder und wieder.
Schließlich hoben sie ihn auf, und er war von der Taille aufwärts blutüberströmt. Die Stellen um die angebrochenen Pfeile sahen nun auch nicht mehr röter aus als der Rest seines Körpers. Seine beiden Augen waren zugeschwollen, und aus seinem offenen Mund tropfte Blut. Durch all die Flüssigkeit fiel es ihm schwer, zu husten oder sich zu räuspern, und er keuchte schwer, als er nach Luft schnappte.
Einer aus der Grubenmannschaft rief in die Dunkelheit nach oben: »Copperhead, bist du sicher, dass wir die neuen Arschlöcher wirklich beide brauchen? Der hier ist ’ne echt Nervensäge!«
»Könnt ihr Vollidioten denn gar nichts richtig machen?«, fragte Copperhead zurück. »Ich bring euch neue Spielsachen, und ihr macht alles kaputt!« Er machte eine Pause und sagte dann schließlich: »Nein, ich glaube, wir brauchen wirklich nicht beide.«
Den Schakalen in der Grube schien das zu gefallen. Nun konnten sie jemandem Schmerzen zufügen, und das nicht nur aus Profitgier oder wenigstens aus Angst oder Wut. Nun durften sie es einfach
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