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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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provozieren. Aber vielleicht trugen sie auch noch einen letzten Funken verkümmerter Menschlichkeit und Scham darüber in sich, was sie diesem unschuldigen Kind antaten. Ich schätze, sie selbst hätten sich als zivilisiert und gnädig bezeichnet, aber Worte verlieren jegliche Bedeutung, wenn sie auf so groteske, extreme Weise verzerrt werden.
    Dann kam ein Mann die Strickleiter herunter – Popcorns erster Besucher. Er betrat die Zelle, vor der sich zwei Wachen positionierten. Vor unseren Zellentüren stand je ein Wachtposten, und es gab noch jede Menge Reservisten. Ich stand auf und bin ziemlich sicher, dass Frank und Tanya dasselbe taten.
    Die Wache vor meiner Zellentür erhob ein Stück Stahlbeton und knurrte: »Setz dich wieder hin, bevor ich dich aufschlitze. Ich will dieses hübsche Gesicht doch nicht zerstören, bevor ich dich zu meiner ganz persönlichen Schlampe mache.«
    Mir fielen unzählige schlagfertige Erwiderungen ein, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt. Das Einzige, was ich mir erlaubte, war der Gedanke, dass ich nach einem Jahr ohne Shampoo, Rasierer, Deo und Zahncreme ganz sicher nicht hübsch aussah, ganz gleich, welchen Typ man bevorzugte.
    Wenn wir alle drei zur gleichen Zeit auf unsere Wärter losgestürmt wären, wären wir vermutlich an ihnen vorbeigekommen. Und hätten wir ihnen dann jeder eine Waffe abgenommen, hätten wir vielleicht sogar noch ein paar mehr erledigen können, bevor uns die anderen zu Tode geprügelt hätten. Popcorns unmenschliche Erniedrigung hätte sich vielleicht um zehn Minuten verzögert.
    Manchmal muss man jedoch Opfer bringen, auch wenn der Lohn eher gering ist. Wir können nicht alle am Omaha Beach sterben und dadurch Millionen von Menschen ihre Freiheit zurückbringen. Ein paar von uns sterben eben auf einem dreckigen Gefängnisboden, um einen kleinen Jungen zu verteidigen, auch wenn es nicht das Geringste daran ändert, was mit ihm passiert.
    Ich ballte die Fäuste zusammen und machte einen Schritt nach vorne, und mir wurde klar, wie viel Glück ich hatte. Manche Menschen starben für rein gar nichts. Ich würde sterben, während ich den Kopf dieses hässlichen Scheißkerls auf den Boden donnerte und ihm das Stück Stahl abnahm, um damit die Köpfe von ein paar weiteren Scheißkerlen zu Brei zu schlagen. Das war schon viel wert, zumindest, wenn man mich fragte; und falls Gott nicht ein viel größeres Arschloch war, als ich dachte, dann war ich mir ziemlich sicher, dass es auch in seinen Augen einiges wert war.

Kapitel 16
    Aber bevor einer von uns angreifen konnte, wurden der Wärter und ich von einem entsetzlichen Schrei gestoppt, der aus Popcorns Zelle kam. Irgendetwas Kleines, Nasses, landete mit einem Klatschen vor der Zelle auf dem Boden, und dann stürzte der Mann brüllend heraus und hielt sich das Gesicht. »Verflucht! Dieser kleine Hurensohn hat mich gebissen!«
    Die Männer, die sich auf der zweiten Ebene versammelt hatten, um zu sehen, was es mit der ganzen Aufregung auf sich hatte, brachen in schallendes Gelächter aus. Zwei der Wärter gingen in Popcorns Zelle; einer der beiden stieß den Mann mit der Bisswunde zur Seite. »Verblödeter Arsch! Kannst es ohne Hilfe wohl nicht mal einem Kind besorgen?!«
    Aus der Zelle waren ein Handgemenge und weitere Schreie zu hören, sodass noch mehr Wachen hineingingen. Popcorns Stimme hörte ich nie, nur die der Männer, gegen die er sich so vehement zur Wehr setzte. Aber nach einer Minute war es still – bis auf die dumpfen Fäuste, die auf einen Körper einschlugen, der sich nicht mehr bewegen oder wehren konnte und nur noch methodisch zu einem blutigen, gefügigen Haufen geprügelt wurde. Frank brüllte: »Aufhören! Das dürft ihr nicht!« Er stürzte sich auf seinen Wärter und warf ihn um. Mein Wachtposten war für einen Moment abgelenkt, und so sprang ich auf ihn und warf ihn zu Boden.
    Es gelang mir, seinen rechten Arm, in dem er das Stahlstück hielt, auf den Boden zu drücken, während ich ihm mit meiner anderen Hand ins Gesicht schlug. Sein Griff um das Stahlteil lockerte sich, und ich nahm es ihm aus der Hand. Ich hob es hoch, um es ihm über den Schädel zu ziehen, aber zwei andere Kerle packten mich von hinten und stellten mich auf die Beine.
    Ich wehrte mich immer noch, aber zu diesem Zeitpunkt war es bereits sinnlos. Irgendwo im Halbdunkel über uns brüllte Copperhead: »Los, helft diesen Arschlöchern in der Grube!«
    Er schickte weitere Männer aus dem ersten Stock über die

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