Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
verköstigt hat. Sonst würde ich
nicht durchhalten. Dauernd unterwegs. Eine Aufregung jagt die andere.
Riesenstrecken radeln. Soviel Hektik hat ja nicht mal ein Top-Manager.“
    „Die sind auch älter als wir
und vertragen das nicht mehr. Später kannst du eine ruhige Kugel schieben.“
    „Darauf freue ich mich jetzt
schon.“
    Sie fuhren ziemlich lange — und
dann auch in der Fußgänger-Zone, wo das eigentlich verboten ist.
    Aber Straßen und Plätze boten
sich dar in gähnender Leere. Also wurde niemand behindert durch die beiden
Drahtesel-Piloten; und rücksichtslos fahren sie ohnehin niemals.
    Vorbei am Kaufhaus SUPER, wo
der Fall seinen Anfang nahm. Erst vor einigen Stunden — tatsächlich erst
vorhin. Dem TKKG-Häuptling kam das viel länger vor. Aber das Empfinden für Zeit
paßt sich ja den Verhältnissen an. Wenn viel los ist, vergeht sie wie im Flug;
Langeweile dagegen kann endlos sein, auch bei halbstündiger Dauer.
    „Dort vorn muß es sein“, sagte
Tim. „Die fünfstöckige Wohnmaschine.“
    Sie radelten bis vor die
Eingangstür und hielten.
    „Zwei Dutzend Klingelknöpfe“,
meinte Klößchen.
    Die Tür war aus Milchglas in
einem Stahlrahmen.
    Licht dahinter, ein
erleuchtetes Treppenhaus. Die Umrisse zweier Gestalten hoben sich ab. Und die
Tür wurde geöffnet. Zwei Männer traten heraus.
    Für einen Moment war Tim so
verblüfft, daß er sie anstarrte.
    Rasch nahm er dann auch den
zweiten Fuß auf die Pedale und rollte los, wobei er Klößchen anstieß, unbemerkt
von den beiden.
    Tims Freund begriff zwar
nichts, fuhr aber weiter.
    Um die nächste Ecke. Und halt!
    „Hast du sie erkannt?“
zischelte Tim, obwohl sie außer Hörweite waren.
    „Wen? Die beiden? Nee. Müßte
ich?“
    „Das sind die aus dem
Möbelwagen. Der Gorilla-Typ und der Blonde.“
    „Waaaaas?“
    Tim spähte um die Ecke und zog
sofort den Kopf zurück.
    Die beiden Typen kamen. Und
zwar schnell. Ihre Haltung drückte Spannung aus wie auf dem Kriegspfad: leicht
geduckt, Schultern hoch, abgespreizte Ellbogen.
    Das Gepäck fiel dem
TKKG-Häuptling erst jetzt auf. Beide trugen pralle Aktentaschen, groß wie
Pilotenkoffer.
    „Sie kommen, Willi. Sie haben
was gemerkt. Nämlich, daß wir was gemerkt haben. Scheinen gefährliche Typen zu
sein und kein bißchen gebrechlich.“
    „Wollen die uns was?“
    „Sieht so aus. Ziehen wir uns
erstmal zurück.“
    Sie befanden sich an einer
schmalen Stelle zwischen zwei Häuserblöcken. Eine Gasse — geeignet nur für
Fußgänger, allenfalls für Radler — setzte sich fort, führte vorbei an
vorspringenden Hofmauern, anderen Hausecken, lief zickzack — unbeleuchtet — und
verlor sich in suppendicker Dunkelheit.
    Tim hatte keine Ahnung, wohin
es dort gnig. Aber es war der einzige Ausweg.
    Sie rannten los, schoben ihre
Räder.
    Bei der nächsten Hofmauer sah
Tim sich um.
    Die Typen kamen, trabten jetzt,
wobei die Taschen schlenkerten.
    „Sie haben uns gesehen, Willi.
Schneller!“
    Klößchen flüchtete voran.
    Ringsum war’s jetzt finster.
Nur der Abglanz der Innenstadt, widergespiegelt vom Abenddunst über den
Kirchturmspitzen, erhellte den Weg etwas. Aber viel zu wenig. Man sah nicht,
wohin man lief. Und in Tim regte sich der Verdacht, daß es sich hier keineswegs
um öffentliches Gelände handelte. Keine Gasse also, sonst würden Laternen
herumstehen und erleuchtete Fenster begleiten.
    „Willi, ich glaube, wir sind
auf einem Hinterhof. Endstation.“
    „Stimmt“, kam seine Stimme von
vorn, „hier geht’s nicht weiter. Ich stehe vor einer Mauer.“
    Tim versuchte, seine Augen der
Dunkelheit anzupassen. Überall ragten hohe Wände auf, die fensterlosen
Rückfronten von Geschäfts- und Bürohäusern.
    Jetzt konnte er Einzelheiten
unterscheiden. Ja, es war ein Hinterhof, vollgestellt mit Kisten und Gerümpel.
Die Mauer, an der Klößchen stand, bot keinen Durchschlupf.
    Einziger Zugang zu diesem
gottverlassenen Fleck inmitten der City war das geöffnete Tor; und genau von
dort kamen die beiden Typen.
    „Hinter den Schuppen, Willi!“
Tim flüsterte. „Aber leise!“
    Es gab nur den einen Schuppen.
Er stand dicht an der Mauer.
    Hinter der Ecke warteten sie.
Schritte näherten sich, verhielten jetzt.
    „Siehst du was?“ fragte eine quakige
Stimme.
    Tim ordnete sie dem Blonden zu.
    „Genausoviel wie du.“
    Der Gorilla-Typ knurrte wie ein
lieblos behandelter Kettenhund.
    „Geht’s dort weiter?“
    „Nein. Sie müssen hier irgendwo
sein.“

    „Daß sie abhauen,

Weitere Kostenlose Bücher