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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Burger King gesetzt und sie innerhalb von zwanzig Minuten über dieses Telefon zum Leben erweckt. Sie hat eine Sozialversicherungsnummer, ein Sündenregister bei der Kraftfahrzeugbehörde mit einem Eintrag wegen Trunkenheit am Steuer und zwei Strafzetteln wegen zu schnellen Fahrens, Bankkonten bei der First National und der Bank of America mit einem Gesamtguthaben von drei Millionen Dollar sowie eine bezahlte Mitgliedschaft bei Falcon Jet. Sogar eine Festnahme als Sechzehnjährige habe ich ihr angedichtet, wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses, weil sie es auf einer Parkbank in Miami mit einem Typen getrieben hat. Das gibt der Sache einen netten authentischen Touch, finde ich, nur für den Fall, dass jemand die Passagierlisten für Flüge aus Rapid City durchgeht und ihren Hintergrund näher prüft. Wer würde sich so was schon ausdenken, öffentlichen Sex auf einer Parkbank?»
    «Klingt ziemlich lebenslustig, diese Renee.»
    Bethany zuckte mit den Schultern und blickte wieder auf ihr Handy. Soeben schob sich langsam die rautenförmige Aufnahmezone eines neuen Satelliten ins Bild. «Na ja, ich gehe jedenfalls davon aus, dass Paige mich rekrutiert hat, weil ich etwas davon verstehe, Sicherheitsprogramme für Datennetze wie das in Border Town zu codieren – und auch davon, wie man neuer Technologie, die diesem Netzwerk gefährlich werden könnte, stets einen Schritt vorausbleibt. Es würde mich aber nicht wundern, wenn sie noch andere Gründe gehabt hätte. Dass sie zum Beispiel im weitesten Sinn an Situationen wie diese jetzt gedacht haben könnte. An ein Albtraumszenario, bei dem Tangent es mit Gegnern zu tun bekommt, die über sehr ernst zu nehmende Hilfsmittel verfügen. Vielleicht wollte sie bloß jemanden auf ihrer Seite haben, der es mit solchen Gegnern aufnehmen könnte.»
    Travis dachte darüber nach. Zog erstmals den weiteren Kontext der Angelegenheit in Betracht, jenseits der Gefahr, in der Paige sich gerade befand. Der Präsident der Vereinigten Staaten war auf direkte, unverhohlen aggressive Weise gegen Tangent vorgegangen. Er hatte eine Grenze überschritten, die niemand in den mittlerweile dreißig Jahren des Bestehens von Tangent jemals überschritten hatte.
    «Das könnte noch richtig übel werden», sagte Travis.
    «Es hat schon angefangen», sagte Bethany.
    Sie stellte das Satellitenbild zurück auf eine Gesamtansicht des Landes, zog den Bildausschnitt zur Seite und zoomte dann wieder näher heran, diesmal in die tiefe Finsternis, die noch über dem amerikanischen Westen lag. Nur die digital erzeugten Grenzen und Straßen vermittelten einen ungefähren Eindruck des Maßstabs, während sie heranzoomte, und zwar auf die ödeste Region im Osten Wyomings, ein von der Interstate 90 im Norden und der Interstate 25 im Süden und Westen begrenztes Quadrat von hundert Meilen Breite. Sie vergrößerte den Ausschnitt, bis die Autobahnen an den Bildrändern verschwanden und der Bildschirm vollkommen schwarz war. Hier irgendwo, das wusste Travis, befand sich Border Town.
    «Bei Dunkelheit setzen diese Satelliten Wärmebildtechnik ein», erklärte Bethany. «Border Towns Wärmesignatur aber wird sehr sorgfältig gesteuert. Jegliche wie auch immer produzierte Wärme wird zunächst unterirdisch gespeichert und erst bei Tag abgelassen, genauer gesagt zu Tageszeiten, wenn die Oberflächentemperatur der Wüste exakt mit der Temperatur der Abwärme übereinstimmt. Wärmebildtechnisch ist der Komplex somit unsichtbar.»
    Sie drückte erneut auf die Zoomtaste, ohne dass jedoch auf dem Bildschirm irgendein Ergebnis zu sehen war. Überall nur Finsternis.
    Dann entdeckte Travis etwas. Einen gleißend hellen Fleck, der sich schnell über den oberen Bildteil bewegte. Er zog eine Spur hinter sich her, erst schmal, dann ausfächernd und zum Ende hin verblassend. Bethany ging noch näher heran. Der Fleck löste sich zu zwei Flecken mit zwei Spuren auf, die sich nebeneinander in Formation bewegten. Bei dieser Bildauflösung waren sie wesentlich schneller, und Bethany musste den Ausschnitt laufend zur Seite verschieben, um mit ihnen Schritt zu halten. Am unteren Bildrand fiel Travis ein Entfernungsmaßstab ins Auge; eine Daumenbreite entsprach etwa einer halben Meile. Diese Strecke legten die Flecken alle paar Sekunden zurück.
    «Kampfjets», folgerte Travis.
    Bethany nickte. «Auf dem Flug nach Atlanta habe ich sie erstmals entdeckt. Mit Hilfe spezieller Software habe ich sie innerhalb von zwanzig Minuten anhand der

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