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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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schließlich. «Ich kann sie nicht da drüben im Stich lassen.»
    «Ich will sie ja ebenso wenig im Stich lassen. Ich weiß nur überhaupt nicht, wie es jetzt weitergehen soll.»
    Schweigen breitete sich aus. Travis heftete den Blick auf eine Stelle im Teppich. Starrte darauf hinab, fast ohne zu blinzeln, während er sein Gesichtsfeld allmählich verschwimmen ließ.
    Dann hob er unvermittelt den Blick und sah Bethany an.
    «Was hat Paige bei dem Anruf noch mal als Letztes zu dir gesagt?»
    «Dass man hindurchgehen und zurückkommen kann. Dass es ungefährlich ist, durch die Öffnung zu steigen, mehr nicht.»
    Travis dachte kurz nach. «Nein, das hat sie nicht gesagt. Jedenfalls nicht im Wortlaut. Spiel die Aufnahme noch einmal ab.»

16
    Wieder hörten sie Paiges Stimme, die Bethany in fliegender Hast aufforderte, die Entität aus ihrer Wohnung zu holen und Border Town zu verlassen. Sie zu benutzen. Mit allem, was sie in Erfahrung brachte, an die Öffentlichkeit zu gehen. Sich an Travis zu wenden, falls sie Hilfe benötigte. Dann sagte sie
«Verdammt, was noch …?»
und verstummte kurz. Travis nahm deutlich das Geräusch wahr, an das er sich noch vom ersten Abhören der Aufnahme erinnerte: eilige Schritte auf nassem Asphalt, Männer, die herübergelaufen kamen. Beim ersten Mal hatte er nur dieses Geräusch wahrgenommen. Diesmal achtete er auf das, was daneben noch auf der Aufnahme zu hören war und weitaus wichtiger schien. Paiges Atmung nämlich. Zwei tiefe Atemzüge, ganz rasch hintereinander. Heftig ausgestoßen. Als wäre Paige bei aller Angst, die sie haben mochte, vor allem ungeduldig mit sich selbst. Als wäre sie krampfhaft bemüht, sich an irgendetwas Wichtiges zu erinnern, eine Einzelheit, die sie Bethany in den wenigen Sekunden, die ihr noch blieben, unbedingt mitteilen musste. Was irgendwie seltsam erschien: Wenn sie Bethany lediglich mitteilen wollte, dass man durch die projizierte Öffnung gefahrlos hindurchsteigen konnte, wäre es ihr da so schwergefallen, sich daran zu erinnern? Wäre diese Mitteilung überhaupt notwendig gewesen? Hätte Paige nicht erwartet, dass sie diesem Umstand selbst auf die Spur kamen?
    Gleich darauf hörte er Bethanys Stimme auf der Aufnahme:
«Was ist los? Wo steckst du?»
    Paiges Stimme schaltete sich wieder ein, lauter und drängender als zuvor.
«Du kannst ihn mit hinübernehmen und trotzdem zurückkommen! Du kannst ihn mit hinübernehmen!»
    Dann brach die Aufnahme ab.
    In der Stille sah Travis Bethany an.
    Dann sahen sie beide zu dem schwarzen Zylinder, der noch immer angeschaltet auf dem Sessel lag. Durch die offene Iris war der Wald zu sehen, und auch der grau bewölkte Himmel darüber. Das Seil, das sie nach ihrer Rückkehr wieder nach oben gezogen hatten, lag verknäuelt auf dem Teppich davor.
    «Ihn mit hinübernehmen.» Bethany schien die Worte im Kopf hin- und herzuwenden wie ein Artefakt, auf das sie gestoßen waren. «Meint sie den Zylinder? Dass man den Zylinder durch die Iris mitnehmen kann?»
    Travis starrte das Gerät an. Schwer vorstellbar, was Paige sonst gemeint haben könnte.
    «Schwierig wäre das nicht», sagte er. «Man müsste ihn mit dem Knopf ausschalten, der die Verzögerung herbeiführt, und könnte ihn dann in den verbleibenden anderthalb Minuten mit auf die andere Seite der Iris nehmen.»
    «Aber das wäre doch Wahnsinn», wandte Bethany ein. «Was passiert, wenn sich die Iris hinter einem schließt? Dann steckt man in der Zukunft fest, siebzig Jahre später als jetzt, mit einem Gerät, das einen nur siebzig Jahre weiter in die Zukunft führen kann. Man könnte nie in die Gegenwart zurück.»
    «Und wenn es ganz anders funktioniert? Wenn sich die Iris, sobald man sie in der Zukunft aktiviert, wieder in die Gegenwart öffnet? Wie ein Kipphebel. Hin und her.»
    «Wie genau soll das gehen?», sagte Bethany. «Woher würde das Gerät
wissen
, dass es sich in der Zukunft befindet?»
    «Keine Ahnung. Vielleicht gibt es dafür eine ganz einfache Erklärung. Vielleicht registriert es irgendwie, wenn es durch die Iris transportiert wird, und schaltet dann automatisch auf die Umkehrfunktion um.
Wie
es genau funktioniert, erfahren wir möglicherweise nie, aber du hast doch selbst gehört, was Paige gesagt hat: Man kann ihn mit hineinnehmen und wieder zurückkommen. Und sie wusste bereits mehr über dieses Ding als wir derzeit.»
    Bethany ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Freundete sich, das konnte er sehen, allmählich damit an.
    «Logisch

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