Dystopia
Schritte hin und her.
Travis sah Bethany an und fragte mit gedämpfter Stimme: «Plan B?»
Bethany konnte nur mit den Schultern zucken.
Paige blieb stehen. «Nein», sagte sie. «Nicht, wenn es das US -Militär ist. Greifen Sie nicht auf Plan B zurück.»
«Gut, verstanden», sagte Evelyn, mit einem Unterton von Erleichterung, wie es Travis vorkam.
«Unternehmen Sie vorerst nichts, richten Sie das allen aus», sagte Paige. «Ich melde mich wieder.»
Sie beendete den Anruf und wandte sich Travis und Bethany zu. «Wir müssen aufbrechen, unverzüglich.»
«Wohin?»
«Nach Yuma, Arizona. Alles Weitere erkläre ich euch am Flughafen.»
Sie packten in weniger als drei Minuten. Travis nahm die Flinte auseinander und verstaute die Einzelteile, zusammen mit dem Seil, im Seesack. Den Zylinder steckten sie in Bethanys Rucksack und verließen dann eilig das Hotel, ohne sich mit einer förmlichen Abmeldung an der Rezeption lange aufzuhalten.
Sie machten kurz an der 14. Straße halt, wo Paige sich in einem Geschäft eine Jeans und ein T-Shirt besorgte, weil ihre Kleidung, die sie seit dem Überfall auf die Wagenkolonne nicht hatte wechseln können, noch immer durchdringend nach Benzin roch. Sie zog sich gleich in der Umkleidekabine um. Als sie aus dem Geschäft kam, hatte Travis bereits ein Taxi organisiert.
«Zum Reagan oder zum Dulles?», fragte er.
«Zum Baltimore International, nur für den Fall, dass die beiden anderen Flughäfen überwacht werden. Von nun an müssen wir bei jedem Schritt extravorsichtig sein.»
Sie stieg ins Taxi ein, gefolgt von Bethany und Travis.
Während der vierzigminütigen Fahrt hing ein jeder schweigend seinen Gedanken nach. Travis spähte ein paarmal verstohlen an Bethany vorbei zu Paige hinüber. Die Umarmung im Hotelzimmer hatte das Eis zwischen ihnen zwar gebrochen, doch ein Rest Anspannung blieb, gegen die nichts auszurichten war. Er war entschlossen, all das, was zwei Jahre zuvor zwischen ihnen vorgefallen war, zumal die Umstände, unter denen er Border Town verlassen hatte, mit keiner Silbe anzusprechen. Ihr ging es vermutlich nicht anders. Und so wäre es auch am besten. Wenn das hier vorbei war, würde er sein Leben als Hilfsarbeiter fortsetzen, um zwei Uhr früh auf Laderampen sitzen und sich alle Mühe geben, nicht an sie zu denken. Er müsste noch einmal ganz von vorn anfangen, das war alles.
Am Baltimore International Airport stiegen sie vor dem Terminal für Privatflugzeuge aus dem Taxi. Bis zum Gebäude waren gut dreißig Meter zurückzulegen, und sie machten sich auf den Weg.
«Mit Renee Turner sind wir durch», sagte Bethany. «Nach dem, was sich gerade in dem grünen Hochhaus abgespielt hat, lässt sich ihre Reiseroute zu leicht zurückverfolgen. Diesen Leuten dürften alle Hilfsmittel des Heimatschutzministeriums zur Verfügung stehen. Ausgehend vom Zeitpunkt unseres Angriffs auf sie, können sie Reise- und Übernachtungsmuster aufrufen, die örtlich und zeitlich damit in Zusammenhang stehen könnten. Sie werden feststellen, dass Renee im Ritz abgestiegen ist, und auch, dass sie gestern Nacht von Rapid City her angereist ist, gleich hinter der Staatsgrenze zu Wyoming, nur einen Katzensprung von Border Town entfernt. Alles zusammengenommen reicht vollauf, um uns hochgehen zu lassen. Wenn Renee ihren Ausweis hier vorlegt, leuchtet auf dem Bildschirm der Dame am Flugschalter ein roter Warnhinweis auf. Dann lächelt sie uns höflich an, und eine halbe Minute später werden wir festgenommen.»
Sie dachte kurz nach, während sie dahinmarschierten. Dann blickte sie Travis an.
«Bei Rob Pullman sieht die Sache schon anders aus», fuhr sie fort. «In seinem Fall liegen ihnen keinerlei Reise- oder Übernachtungsdaten vor. Sie haben auch nichts, was ihn mit Renee in Verbindung bringen könnte. Nicht mal ihre Zwischenlandung in Atlanta, weil Rob Pullman keinen Ausweis vorgelegt hat, als er am Flughafen dort an Bord der Maschine gegangen ist. Die einzige Spur, die er hinterlassen hat, geht auf einen Einkauf mit Kreditkarte zurück: Er hat eine Flinte und ein Bergsteigerseil in Virginia gekauft. Aber, na und? Das ist eine von zehn Millionen Geschäftstransaktionen, die heute Vormittag in und um Washington herum stattgefunden haben. Ein winziger Punkt in den Wolken. Unerheblich.» Sie sah Paige an. «Können unsere Freunde in dem Bürogebäude irgendwie erraten, dass wir nach Yuma unterwegs sind?»
«Sie können es vermuten.»
Bethany dachte kurz nach. «Na gut. Falls
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