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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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die Ruinen von Washington gesehen hat, war ihm auf Anhieb klar, dass Umbra dafür verantwortlich war. Deshalb hat er den Überfall auf die Wagenkolonne angeordnet. Was aber nur sinnvoll erscheint, wenn er bereits Kenntnis davon hatte, dass der Plan auf eine ganz bestimmte, katastrophale Weise fehlschlagen könnte. Vielleicht hat ja schon Audras Vater dieses Risiko seinerzeit erkannt und den Aufsatz deshalb so rigoros aus dem Verkehr gezogen. Was auch immer es gewesen sein mag, es hat ihm Angst eingejagt. Ihm und auch der Redaktion des
Independent

    Wieder breitete sich längeres Schweigen aus. Der Wüstenwind, der durch den Jeep wehte, war so heiß und trocken, als käme er direkt aus einem Hochofen.
     
    Einige Meilen später hörte Travis, wie Bethany auf dem Rücksitz umherrückte und den Reißverschluss ihres Rucksacks öffnete. Er warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, wie sie gerade den Zylinder herausnahm.
    Dann stand sie auf, das Ding fest mit einer Hand umklammernd, und hielt sich mit der anderen am Überrollbügel fest. Sie lehnte sich nach vorne gegen den Bügel, um festen Halt zu haben, richtete den Zylinder genau geradeaus und drückte dann auf den Einschaltknopf.
    Der Lichtkegel leuchtete auf. Die Iris öffnete sich ein Stück vor dem Kühler des Jeeps, ein paar Meter oberhalb der Straße. Da er von schräg unten hindurchschaute, sah Travis auf der anderen Seite nur Himmel, von demselben verwaschenen Blau wie der Himmel der Gegenwart, sodass die Iris nahezu unsichtbar schien. Kurz fragte er sich, ob Bethany wohl die Luft hindurchsausen spürte, erkannte aber sofort, dass dies unmöglich war: Der Luftzug durch die Iris würde sich kein bisschen von dem Wind unterscheiden, der bereits über den Jeep wegrauschte.
    Er wandte den Kopf herum, wollte fragen, ob sie irgendetwas sehen könnte, hielt aber dann inne. Bethany war kreidebleich, während sie mit ausdrucksloser Miene nach vorne durch die Iris starrte. Dann schwenkte sie langsam zur Seite und ließ die Öffnung wie einen Suchscheinwerfer im Uhrzeigersinn über die Landschaft ringsherum streifen. Was auch immer sie auf der anderen Seite sehen mochte, es befand sich offenbar in allen Richtungen.
    «Was ist denn?», fragte Travis.
    «Halt an», antwortete Bethany. «Sofort. Fahr rechts ran.»
    «Wieso?»
    «Weil ich die Autos gefunden habe.»

24
    Travis machte auf dem Standstreifen halt. Auf dem Highway war in beiden Richtungen kein einziges Auto zu sehen, so weit das Auge reichte.
    Bethany drehte sich um, beugte sich vor und platzierte den Zylinder so auf dem Faltverdeck des Jeeps hinter dem Rücksitz, dass der Lichtstrahl nach rechts fiel und die Iris ein Stück hinter dem Standstreifen in der Luft hing, etwa in Brusthöhe.
    Travis stieg genauso schnell aus wie Paige. Nach wenigen Schritten starrte er bereits an dem Jeep vorbei zu der Iris und konnte auch gleich erkennen, was sich auf der anderen Seite befand. Er spürte, wie ihn bei dem Anblick die gleiche Fassungslosigkeit überwältigte, die er gerade in Bethanys Gesicht gesehen hatte. Gleich darauf standen sie zu dritt an der Öffnung und starrten eine Weile wortlos hindurch. Dann kehrte Travis zur Fahrertür zurück, schaltete den Motor aus und steckte den Zündschlüssel ein.
    Er nahm die Flinte an sich, die Paige auf der Beifahrerseite zurückgelassen hatte. Schnappte sich Bethanys offenen Rucksack vom Rücksitz, in dem sich die SIG Sauer und die Flintenmunition befanden. Dann beugte er sich vor und drückte auf den dritten Knopf am Zylinder, um die Iris mit Verzögerung zu schließen. Sobald der Lichtkegel erloschen war, steckte er den Zylinder in den Rucksack, den er sich zusammen mit der Flinte um die Schulter hängte. Paige und Bethany waren in der Zwischenzeit bereits durch die Öffnung gestiegen, und er folgte ihnen.
     
    Die Wüste auf der anderen Seite sah aus wie der Parkplatz eines Einkaufszentrums am Freitag nach Thanksgiving, aber ins Unermessliche gedehnt: Die Autos standen dicht an dicht in alle Richtungen, so weit das Auge reichte, bis hin zum Horizont, der an die fünf Meilen entfernt sein mochte.
    Sie waren Kühler an Kühler in Doppelreihen geparkt, und zwischen diesen Reihen war jeweils eine Gasse freigelassen, gerade breit genug, um hindurchzufahren. Die Gassen selbst zweigten von der Fernstraße ab, die frei geblieben war.
    Die Autos befanden sich noch in gutem Zustand, abgesehen von den Reifen und Fensterdichtungen aus Gummi, die im Lauf der Jahrzehnte in der

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