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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Sonne zerbröselt waren. Diese Brösel bedeckten nun in einer dichten Schicht den Wüstenboden, waren vom Wind zwar gleichmäßig verteilt, aber nicht davongeweht worden. Travis sah, warum: Die meisten der Fahrzeuge, die jetzt auf den nackten Felgen standen, befanden sich nur wenige Zentimeter vom Erdboden entfernt und bildeten zusammen eine wirksame Barriere gegen den Wind.
    Der Lack der Autos war teils abgeplatzt und vom Sonnenlicht verblichen, die ursprünglichen Farben aber waren noch mühelos zu erkennen.
    Sämtliche Fahrzeugtypen, vom Kleinwagen bis hin zum bulligen Geländewagen, waren vertreten. Und sie stammten von überall her. Den Nummernschildern nach stammte mindestens ein Drittel der Autos aus Kalifornien – was in Anbetracht der Bevölkerungsdichte des Staates und seiner geographischen Nähe zu Yuma nachvollziehbar war –, aber schon unter den ersten fünfzig Fahrzeugen, die er sich ansah, entdeckte Travis zwei aus New York. Auch Kennzeichen aus Texas, Florida, Pennsylvania und einem Dutzend anderer Bundesstaaten waren vertreten.
    Alle Autos waren leer. Keine Leichen. Keine persönliche Habe. Bloß rissige, abgenutzte, ausgeblichene Sitzpolster, auf denen seit dreiundsiebzig Jahren niemand mehr gesessen hatte.
    Bethany kletterte auf den Kühler und von dort aus auf das Dach eines Ford Explorer, wo sie sich zum Schutz gegen die grelle Sonne die Hand über die Augen hielt und sich einmal langsam im Kreis drehte. Dann ließ sie die Hand wieder sinken. Sah zu Travis und Paige hinunter. Schüttelte den Kopf. Kletterte wieder auf den Boden.
    «Sie sind
hierher
gekommen?», fragte sie. «Die Leute haben die Großstädte verlassen und sind hierher nach
Yuma
gekommen, zum Teil den ganzen weiten Weg aus Washington und New York? Aus welchem Grund?»
    Travis war selbst zu perplex, um auch nur die Achseln zu zucken. Eine Antwort wusste er nicht. Er ließ den Blick über das Meer aus Chrom und ausgeblichenem Lack schweifen und versuchte, sich über die Größenverhältnisse klar zu werden, mit denen sie es hier zu tun hatten.
    «Amerika hat etwas mehr als dreihundert Millionen Einwohner», sagte er. «Ziehen wir die ab, die noch zu jung zum Autofahren sind oder in Städten leben und kein Auto benötigen. Wie viele Autos dürfte es ungefähr im Land geben? Etwa zweihundert Millionen?»
    «Das könnte hinkommen», sagte Paige.
    «Wie viel Platz würden die beanspruchen, dicht an dicht geparkt wie hier?», fuhr Travis fort. «Eine Parkfläche ist etwa drei mal sechs Meter groß. Achtzehn Quadratmeter also. Eine Quadratmeile enthält noch mal wie viele Quadratmeter, so an die zwei Millionen fünfhunderttausend?»
    Bethany zückte ihr Handy, schaltete es an und rief die Taschenrechnerfunktion auf. Sie gab die Zahlen mit beiden Daumen in die Tasten ein und wusste nach wenigen Sekunden die genaue Antwort.
    «Eine Quadratmeile besteht aus knapp zwei Millionen sechshunderttausend Quadratmetern», sagte sie und führte die nächste Rechenoperation durch. «Geteilt durch achtzehn, ergibt das gut hundertvierzigtausend Parkplätze. Ziehen wir ein Drittel davon für die Zufahrtsgassen ab, macht das gut neunzigtausend Autos pro Quadratmeile.»
    «Runden wir auf hunderttausend auf, dann rechnet es sich leichter», sagte Traivs. «Zweihundert Millionen Autos würden also zweitausend Quadratmeilen Parkfläche beanspruchen.»
    Bethanys Daumen huschten wieder über die Tasten. Dann zog sie kurz die Augenbrauen hoch. «Wow. Klingt unglaublich, aber das wäre ein Quadrat von gerade einmal vierundvierzig mal vierundvierzig Meilen. Falls Yuma den Mittelpunkt dieses Areals bildete, würden sich die Ränder nur zweiundzwanzig Meilen außerhalb der Stadt befinden. Die Stelle, wo wir jetzt sind, ist aber von Yuma noch weiter entfernt – eher so dreißig Meilen.»
    Travis dachte kurz nach. Dafür gab es durchaus eine Erklärung. «Es dürfte eher mit einem Rechteck als mit einem Quadrat zu rechnen sein. Das längs der Fernstraße im Westen und Osten der Stadt immer länger würde, je mehr Menschen einträfen. Nördlich und südlich davon würde es sich in die Breite ausdehnen. Schwer zu sagen, wie weit genau. Der Punkt aber ist, es würden alle Platz finden. Sämtliche Autos der Vereinigten Staaten könnten rund um Yuma herum parken, nur ein bis zwei Tagesmärsche entfernt. Und das unter der Annahme, dass tatsächlich jedes einzelne Auto es bis hierher geschafft hat, was wohl auszuschließen ist. Einem gewissen Prozentsatz dürfte

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